Wirtschaft von oben #5 - Bolivien Hier produziert Bolivien künftig Lithium für E-Autos

Satellitenfotos liefern spannende Einblicke in die Wirtschaft. Diese Woche: Bolivien baut zurzeit eine gewaltige Lithium-Abbau-Anlage in der Salzwüste Salar de Uyuni. Nun füllen sich die Verdunstungspools. „Wirtschaft von oben“ ist eine Kooperation mit LiveEO.


Manche bezeichnen den Batterierohstoff Lithium als Öl des 21. Jahrhunderts. Da ist es fast schon Ironie, dass Bolivien, eines der ärmsten Länder Südamerikas, auf einem Viertel der weltweiten Reserven sitzt. Chile und Argentinien produzieren zwar zurzeit noch größere Mengen als die Andenrepublik. Allerdings fährt Bolivien die Produktion nun hoch und bereitet sich so auf einen gewaltigen Boom des Materials vor. Das gilt als unverzichtbar für die Lithium-Ionen-Akkus der Millionen von Elektroautos, die in den nächsten Jahren auf die Straße kommen sollen.

Satellitenaufnahmen zeigen nun, dass der staatliche Bergbaukonzern Yacimientos de Litio Bolivianos (YLB) hierfür in der südbolivianischen Salzwüste Salar de Uyuni zuletzt riesige, mehrere Hundert Meter ausgedehnte Verdunstungspools angelegt hat. Er pumpt Salzwasser aus etwa 30 Metern Tiefe an die Oberfläche und lässt es in den Pools trocknen. Übrig bleibt nach etwa einem halben Jahr eine weiße, pulverige Lithium-Salz-Verbindung, die das Unternehmen in einer benachbarten Anlage zu Lithiumhydroxid weiterverarbeitet. Die Verbindung ist für den Transport wichtig, da reines Lithium sich an der Luft entzünden würde.

Über die rechteckig angelegten Pools lassen sich die auf 5,4 Millionen Tonnen geschätzen Lithiumvorkommen stückweise abbauen.

Erkennbar auf den Satellitenbildern ist zudem, dass der Konzern, der die Anlage inzwischen als Joint Venture mit dem baden-württembergischen Unternehmen ACI Systems Alemania betreibt, diese Pools nach und nach füllt. Ab 2021 wollen die Partner pro Jahr rund 50.000 Tonnen Lithiumhydroxid fördern, über einen Zeitraum von 70 Jahren. Im vergangenen Jahr produzierte die Anlage nur etwa 200 Tonnen.

Kritiker allerdings warnen vor dem Projekt. Die Salar de Uyuni ist mit etwa 10.000 Quadratkilometern die größte Salzwüste der Welt und entwickelt sich zunehmend zu einem beliebten Touristenziel. Ihre Oberfläche ist so weiß, dass Besucher selbst an warmen Tagen lange Kleidung tragen müssen, um nicht zu verbrennen. Und selbst mit Sonnenbrille blendet das reflektierende Licht.

Auch die neue bolivianische Lithium-Anlage ist riesig und abgelegen. Arbeiter müssen deshalb wie auf Bohrinseln 14-Tages-Schichten fahren, um anschließend sieben Tage frei zu haben.

Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.


Diese Seite teilen:
  • Teilen per:
  • Teilen per:
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%