Wirtschaft von oben #23 – Kopenhagen Skifahren auf der Müllhalde

Dänemark hat keine Berge. Dafür aber eine Müllverbrennungsanlage gleich im Herzen von Kopenhagen. Und die eignet sich ebenfalls für alpinen Sport, dachten sich die Architekten. Ein Blick auf das Großstadt-Skigebiet. „Wirtschaft von oben“ ist eine Kooperation mit LiveEO.

Skifahren am CopenHill

Dänemark eignet sich nicht unbedingt zum Skifahren: Das Land hat zwar viel Küste, aber keine Berge, viel Regen, aber kaum Schnee. Der höchste Hügel ist gerade mal 170 Meter hoch. Bisher sind die dänischen Skifans deshalb nach Norwegen gereist. Seit Oktober aber können sie nun eine Skipiste im eigenen Land herunter düsen – und die liegt mitten in Kopenhagen. Auf dem Dach einer Müllverbrennungsanlage.

„Copenhill“ heißt die außergewöhnliche Attraktion. Die Skipiste ist 450 Meter lang, gefahren wird nicht auf Schnee, sondern auf grünen Plastikmatten. Bis zu 45 Grad Steigung hat die Piste – Anfänger können sich auf den flacheren Gebieten weiter unten ausprobieren. Ein Skilift bringt die Sportler nach oben. Statt schneebedingter Gipfel können diese dann den Ausblick über die Stadt genießen.


Denn Copenhill liegt gleich im Stadtzentrum, unweit des alternativen Viertels Christiana. Kopenhagen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 die erste klimaneutrale Großstadt der Welt zu sein. Dazu soll die Anlage beitragen: Die Müllverbrennungsanlage produziert Strom und Wärme für 150.000 Haushalte – deshalb muss sie zentral liegen. 440.000 Tonnen Abfälle sollen hier jährlich verbrannt werden.

Doch Anwohner sehen es nicht gerne, wenn Müll direkt neben Wohngebieten verbrannt wird. Auch in Deutschland gibt es deshalb wegen Plänen für Müllverbrennungsanlagen immer wieder Proteste: Erst im Oktober stoppte ein Gericht den Bau einer Anlage in Stade nähe Hamburg. Ein Obstbauer hatte geklagt, der sich Sorgen wegen möglicher Emissionen und Auswirkungen auf seine Plantage machte.

Die Betreiber von Copenhill versprechen: Die Anlage sei eine der saubersten der Welt. Wohl auch wegen der Bedenken haben die Betreiber das Kraftwerk als Ferienparadies erdacht: Neben der Skipiste soll es Wanderwege, Spielplätze und ab kommendem Frühjahr auch eine Kletterwand geben. Kosten insgesamt: Mehr als 600 Millionen Dollar.

Den Skiurlaub allerdings ersetzt die Anlage trotzdem nicht. Auf der Bewertungsplattform Skiresorts.de erhält das Trockenskigebiet bisher nur 1,9 von 5 möglichen Sternen. Nur 150 Fahrer sollen gleichzeitig fahren können. Immerhin: Wer die immer gleiche Abfahrt satt hat, kann einfach schon mal zum Apres-Ski übergehen. Denn auf Copenhill findet sich auch das höchstgelegene Restaurant Dänemarks.

Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.


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