Wirtschaft von oben #31 – Iran Hier werden Auswirkungen des Irankonflikts aus dem All sichtbar

Neueste Satellitenaufnahmen zeigen, wie das US-Embargo den Öl- und Warenexporten des Iran zusetzt. Die Lagerkapazitäten des Mullah-Regimes sind deshalb aber noch nicht erschöpft. „Wirtschaft von oben“ ist eine Kooperation mit LiveEO.

Straße von Hormus

Während sich der Konflikt zwischen den USA und dem Iran zuspitzt, Hunderttausende in Teheran gegen die Tötung von General Qasem Soleimani auf die Straße gehen, westliche Truppen aus dem Irak abziehen müssen und der Iran einen US-Stützpunkt mit Raketen beschießt, muss das Mullah-Regime immer größere Teile der eigenen Tanker- und Frachtflotte vor Anker legen. Die Ende 2018 verhängten und inzwischen verschärften US-Sanktionen setzen dem Außenhandel des Landes damit sichtbar zu.

Aktuelle Satellitenaufnahmen zeigen, dass in den Gewässern vor der südlichen Hafenstadt Bandar Abbas, direkt an der Meerenge von Hormus, etwa ein Dutzend Schiffe liegen, die sich seit Wochen kaum bewegen. Ähnliches ist wenige Kilometer daneben, vor der Insel Hormus zu sehen, die ebenfalls zum iranischen Hoheitsgebiet gehört und der Mehrenge ihren Namen verleiht.

Unter den geparkten Schiffen ist laut Analyse aktueller Transponderdaten beispielsweise die Mena, ein 183 Meter langer Rohöltanker, der seit Monaten am selben Standort dümpelt. Genauso wie dessen Schwesterschiff Pagas oder der 106 Meter lange Tanker Darush.

Detailbild Straße von Hormus

Offenbar um auf das Embargo zu reagieren, hat der Iran im vergangenen Halbjahr zudem die Lagerkapazitäten für Ölprodukte in Bandar Abbas ausgebaut. Mehrere Jahre standen auf dem Lagergelände neben dem Containerhafen 14 unfertige Tanks. Die Satellitenbildanalyse zeigt, dass diese kürzlich eine Dachkonstruktion bekommen haben und damit einsatzbereit sein dürften. Weitere 17 Tanks am Standort kann das Land in den nächsten Monaten noch fertigstellen, zeigen Aufnahmen. Wenige Kilometer entfernt steht immerhin eine der wichtigsten Treibstoffraffinerien des Landes.

Schon in den vergangenen Monaten hat der Iran offenbar eine zunehmende Zahl seiner geparkten Tankschiffe zu schwimmenden Lagerstätten umfunktioniert, weil die US-Sanktionen den Export von Öl erschwert haben. Beim letzten Embargo vor 2016 hatte das Land diese Strategie auch gewählt, um das Öl im Falle einer Lockerung schnell auf dem Weltmarkt verkaufen zu können. Experten nennen das Floating Stock. Dieser entlastet auch die Lagerkapazitäten an Land.

Auf der Insel Kharg, dem größten Ölhafen des Landes, sind zwar aktuell die meisten Öltanks prall gefüllt. Freie Lagerkapazitäten für Öl gibt es Aufnahmen vom 7. Januar zufolge dagegen noch auf der Insel Lavan, von der aus das Land normalerweise eine Öl-Mischung exportiert, die aus Offshore-Ölfeldern gewonnen wird. Das zeigt der Schattenwurf der schwimmenden Dächer in den Tanks, der auf Satellitenbildern zu erkennen ist. Ähnlich sieht es an den Ras-Bahregan-Ölfeldern im Norden des Persischen Golfes aus. Auch hier stehen dem Schattenwurf zufolge derzeit mehrere große Öltanks leer.

Öl-Tanks auf der Insel Lavan Ras-Bahregan-Ölfelder

Das Embargo trifft aber nicht nur die Ölexporte des Mullah-Regimes. So finden sich unter den geparkten Schiffen vor dem Hafen von Bandar Abbas auch zahlreiche Container- und andere Frachtschiffe, die sonst unter iranischer Flagge unterwegs sind. Auch von ihnen haben sich viele seit Monaten nicht bewegt, wie Transponderdaten von Bloomberg zeigen. Ein Beispiel hier ist die Golbon, ein 206 Meter langes iranisches Containerschiff.

Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.


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