Die Welt schwimmt im Rohöl. Die Lager von Vopak aus Rotterdam, weltweit führendes konzernunabhängiges Tanklagerunternehmen, sind randvoll. Ausverkauft seien alle verfügbaren Kapazitäten, sagt Finanzchef Gerard Paulides. Vopak betreibt ein globales Netzwerk aus 68 Terminals mit einer Gesamtlagerkapazität von 35,5 Millionen Kubikmetern entlang wichtiger Handelsrouten.
Aber nicht nur in Rotterdam, sondern weltweit füllen sich die Lagerkapazitäten rasend schnell. Orbital Insight aus Palo Alto in Kalifornien berechnet anhand von optischen und Radarsatellitenbeobachtungen die Rohölmenge in schwimmenden Onshore-Dachtanks. Demnach seien dort mehr als 3,2 Milliarden Barrel Öl gelagert, gegenüber 2,95 Milliarden Barrel im Januar. Die Messungen decken etwa 70 Prozent der weltweiten Onshore-Speicherkapazitäten ab.
Diese Dynamik zeigt sich auch in exklusiven Satellitenaufnahmen von LiveEO von einem Areal im Hafen von Rotterdam. Rohöl oder Ottokraftstoffe lagern die Unternehmen aus Effizienzgründen häufig in Silos mit schwimmenden Deckeln. Der Schattenwurf in ihrem Inneren verrät auf den Satellitenbildern den jeweiligen Pegelstand. Ist das Silo voll, schwimmt der Deckel oben und der Rand wirft demnach auch keinen Schatten. Auf dem Satellitenbild lassen nur 15 der Silos mit Schwimmdach tief blicken, werfen somit einen Schatten und gelten als leer. 38 Rohöltanks sind hingegen voll, das gesamte Areal damit mit über 60 Prozent stark ausgelastet.
Ein Jahr zuvor sah die Situation noch ganz anders aus. Auf dem rund zwei Quadratkilometer großen Gelände standen nur 14 eher volle und 24 leer beziehungsweise gering befüllte Öltanks. Das entspricht einer Auslastung von nur 36 Prozent.
In Rotterdam stauen sich zudem Öltanker im Hafen als auch vor der Hafeneinfahrt. Laut Richard Matthews, Chef-Analyst beim Londoner Schiffsbroker Gibson, gibt es derzeit im Hafen Probleme, auflaufende Tanker zu löschen, das Öl also zu entladen, auch aufgrund mangelnder Lagerkapazitäten. Daher der Stau. Matthews glaubt, dass dieser in den kommenden Wochen noch zunehmen wird, da weitere Ladungen aus Indien und dem Nahen Osten auf dem Weg seien.