Die Coronapandemie hat den Luftverkehr fast zum Erliegen gebracht. Um Betriebskosten zu sparen, sollte der Hauptstadtflughafen Tegel am 15. Juni außer Betrieb gehen – vorübergehend, hieß es in einer Gesellschafterversammlung von Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg Mitte Mai. Nun hat sich das Blatt gewendet: Am Mittwoch verkündete Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup, man werde den Airport nun doch am Netz lassen. Aufgrund des anziehenden Flugverkehrs und der Aufhebung der globalen Reisewarnung erwarte man steigende Passagierzahlen. An der endgültigen Schließung am 8. November 2020 halte man aber fest, bekräftigte Lütke Daldrup.
Der Tegel-Airport hat die Menschen elektrisiert – und in ihrer Hassliebe vereint. Architektonisch gilt er als Glanzstück: stilprägend für die Generationen nach den Wirtschaftswunderjahren. Berlin hat ihn mit der Zeit aber zu „Deutschlands versiffter Visitenkarte“ und einem „Eingangstor in die Vergangenheit“ verkommen lassen. Der „TXL“ hat damit 46 Jahre lang Geschichte geschrieben, wie in den exklusiven Luftbildaufnahmen des Geoportals Berlin und den Satellitenbildern von LiveEO zu sehen ist – als Einflugschneise für Touristen, Geschäftsreisende und Staatsgäste.
Vor 1970 – Flugplatz in nur 90 Tagen
Die jüngere Geschichte des Flughafens beginnt gleich nach dem Zweiten Weltkrieg. Gut einen Monat nach Beginn der Berlin-Blockade stimmt die französische Besatzungsmacht dem Bau eines neuen Flughafens in ihrem Sektor zu, der zur Unterstützung der Berliner Luftbrücke dienen soll. In einer Rekordzeit von 90 Tagen wird ein Flugplatz gebaut. Wo zuvor auf den Luftaufnahmen noch viel Natur zu sehen ist, entsteht die mit 2428 Metern damals längste Landebahn Europas.