Wirtschaft von oben #53 – Prunkbauten Wie einige Staatschefs ihre Wochenend-Villen und Residenzen ausbauen

Donald Trump, Wladimir Putin, Recep Tayyip Erdoğan – die Paläste, die sich die drei Präsidenten mehr oder weniger privat zugelegt haben und immer noch bauen, können durchaus mit denen von Königen mithalten. Das zeigen exklusive Satellitenbilder. „Wirtschaft von oben“ ist eine Kooperation mit LiveEO.

Cumhurbaşkanlığı Külliyesi

Zu den Annehmlichkeiten im Leben eines US-Präsidenten gehört Camp David: eine Erholungsanlage im Wald von Maryland, ein Rückzugsort vom Regierungsalltag. Ruhig und abgeschieden gelegen, aber repräsentativ genug, um Staatsgäste zu empfangen. Jimmy Carter verhandelte hier 1978 den Frieden zwischen Ägypten und Israel. Bill Clinton scheiterte 2000 am selben Ort mit dem Versuch, den Nahostkonflikt ein für alle Mal zu beenden. Auch Barack Obama fuhr gerne hin.

Donald Trump aber nutzt Camp David kaum. Zwar soll das gerade auf den Herbst verschobene G7-Treffen dort stattfinden. Aber zur Erholung würde Trump wohl nie nach Camp David fahren. Denn der einstige Bauunternehmer und Reality-TV-Star hat sein eigenes, ganz persönliches Camp David. Es heißt Mar-a-Lago, liegt in Palm Beach, Florida – und bietet weit mehr als die typische Wochenendvilla eines Superreichen.

Als Trump das ursprünglich 1927 fertiggestellte Luxusanwesen 1985 kauft, drückt er mit einem perfiden Plan den Preis unter den Marktwert. Er bringt erst das Grundstück im Osten des Anwesens in seinen Besitz, also jenen Teil, wo jetzt nur noch Rasen und Strand sind, der direkte Zugang zum Meer. Anschließend droht Trump den damaligen Besitzern von Mar-a-Lago, den Meerblick ihres Anwesens mit einem hässlichen Gebäude zu verstellen. Sie fürchten den Wertverlust – und verkaufen. Es heißt, Trump habe fünf Millionen US-Dollar gezahlt, und noch einmal drei für die Inneneinrichtung. Ein Schnäppchen. In seinem Buch „The Art of the Deal“ prahlt er damit.

Nach einer Renovierung macht Trump 1995 schließlich aus dem Anwesen mit 118 Zimmern, Bibliothek, Fitnessräumen und dem markanten Pool unter Palmen einen Privatclub. Der Bauunternehmer will mit seinem überdimensionierten Wochenendhäuschen Profite machen. Als Trump 2017 Präsident wird, erhöhte er die Aufnahmegebühr von 100.000 US-Dollar auf 200.000.

Investiert hat der US-Präsident durchaus in sein Anwesen, wie exklusive Satellitenaufnahmen von LiveEO zeigen. Wo 2002 noch eine graue Lücke klafft, südlich des Haupthauses, ließ er 2004 einen neuen Ballsaal für festliche Anlässe errichten. Westlich davon liegen die Tennisplätze. Was die Frage aufwirft: Ist Mar-a-Lago nicht eigentlich als Golfclub bekannt?

Ja, richtig. Und tatsächlich lässt sich in der Mitte des Grundstücks, zwischen den Palmen, auch das Green eines Golfplatzes erkennen. Trump kann hier also das Einlochen üben. Der eigentliche Golfplatz aber liegt zehn Autominuten entfernt. Auf dem Anwesen selbst wird außerdem Krocket gespielt, das Feld im Osten des Haupthauses ist auf der aktuellen Aufnahme gut zu erkennen.

So ruhig wie in Camp David ist es in Mar-a-Lago übrigens nicht. Das Anwesen, das Trump „Southern White House“ nennt, liegt direkt in der Einflugschneise des Flughafens von Palm Beach.

So bekannt die Geschichten um Trumps Anwesen sind, so unklar sind die Hintergründe der Urlaubsresidenzen des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Etliche Gerüchte ranken sich um seine Datschen, bis zu zwanzig soll er haben. Besonders undurchsichtig ist die Lage bei diesem Grundstück in der Nähe von Sotschi. Dort steht die Villa Gelendschik, eine Residenz am Kap Idokopas mit Blick aufs Schwarze Meer.

Nach Recherchen der Nachrichtenagentur Reuters wurde die Anlage mit Steuergeldern gebaut, die eigentlich für die Modernisierung von Krankenhäusern gedacht waren – aber über Umwege auf ausländischen Konten von Putins Petersburger Freunden gelandet sein sollen. Die Villa soll knapp eine Milliarde Euro gekostet haben, zwei Theater und ein Spielkasino beherbergen.

Ein Unternehmer, der am Bauprojekt beteiligt war, machte die Geschichte 2010 öffentlich. Putins Pressesprecher Dmitri Peskow bestritt daraufhin, dass der Präsident etwas mit der Villa zu tun hat. 2011 schließlich berichteten russische Medien, das ein Geschäftsmann das Anwesen für 250 Millionen Euro gekauft habe.

Wie die Aufnahme von 2019 zeigt, wird dort weiter gebaut. Auf der Allee, die zur Villa führt, wurde eine Art Barockgarten angelegt. Nördlich des eigentlichen Anwesens, wo 2014 noch Hubschrauberlandeplätze zu sehen sind, ist nun eine Baustelle.

Aber steckt wirklich Putin als eigentlicher Nutzer der Villa dahinter? Es gibt einige Indizien, die die Gerüchte weiter befeuern. So bekam der italienische Architekt Lanfranco Cirillo, der die Villa geplant hat, von Wladimir Putin höchstpersönlich die russische Staatsbürgerschaft verliehen.

Außerdem wird die 68-Hektar-Anlage vom Föderalen Schutzdienst FSO bewacht, der auch den Kreml und Putins offizielle Residenzen sichert. Das fiel auf, als Umweltaktivisten versuchten, sich Zutritt zu verschaffen. Unter anderem kritisieren die Umweltschützer den neuen Yachthafen, der auf der aktuelleren Aufnahme am Fuße der Villa zu sehen ist. Er sei ohne jede Genehmigung ins Meer gebaut worden.

Ganz offiziell hingegen ließ sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan einen neuen Amtssitz bauen. Keine Sommerresidenz oder Wochenendhaus, nein, gleich einen neuen Präsidentenpalast in der Hauptstadt Ankara. Wie die Aufnahme vor Baubeginn zeigt, hat Erdoğan den Palast nicht einfach mitten in die Landschaft gesetzt. Man sieht kleinere Häuser, es sind landwirtschaftliche Betriebe, Restaurants, im Norden liegt ein Park zum Spazierengehen. Es handelt sich um das Gebiet der Waldfarm im Westen von Ankara, ein Naherholungsgebiet, das Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk 1925 errichtete und später dem Staat überließ.

Weil das Gebiet daher unter besonderem staatlichen Schutz stand, waren Erdoğans Baupläne von Beginn an umstritten. Gerichtsurteile und ein verhängter Baustopp konnten die 2011 begonnen Arbeiten jedoch nicht stoppen. Der Präsident ignorierte sie. Im Mai 2015 urteilte das oberste Verwaltungsgericht der Türkei schließlich, der Bau sei nicht rechtens und verwarf die grundsätzliche Baugenehmigung. Da war es allerdings zu spät: Schon 2014 war der Palast fertig geworden.

Das eigentliche Palastgebäude selbst liegt in der nördlichen Hälfte des Geländes und hat mehr als tausend Zimmer. Bekannt geworden sind vor allem die Bilder der kostümierten Kämpfer historischer Turkstaaten, die Erdoğan bei einem Staatsempfang auf der Treppe hinter sich aufreihen ließ. Zu dem Präsidentenkomplex gehören Gästehäuser und ein Kongresszentrum. Wer genau hinschaut, erkennt die Minarette der Moschee im Südosten des Geländes.

Doch Erdoğan hat noch weitere Pläne. Neben dem neuen Präsidentenpalast und einem Amtssitz in Istanbul plant er ein Sommerhaus am Mittelmeer – und eine weitere Residenz in Ahlat in der ostanatolischen Provinz Bitlis, eine dörfliche Gegend. Das Grundstück liegt direkt am Westufer des Vansees, des größten Sees der Türkei. Auf der aktuellen Aufnahme ist gut zu erkennen, dass zusätzlich Sand aufgeschüttet wurde, damit ein Stück vor dem Haus in den See hineinragt, etwa für eine Terrasse. Auch die Umrisse eines Gartens und eine breite Auffahrt auf der anderen Seite des Gebäudes lassen sich bereits erahnen.

Das neue Palais soll eine Wohnfläche von genau 1071 Quadratmetern haben. Das hat einen Grund: Erdoğan will mit dem Bau ein Denkmal für eine wichtige Schlacht der türkischen Geschichte setzen. In Malazgirt, rund 50 Kilometer nördlich von Ahlat, besiegten die seldschukischen Türken im Jahr 1071 ein Heer der Byzantiner. Damit begann die Eroberung Anatoliens, der Zerfall des oströmischen Reiches.

2018 kündigte Erdoğan sein neuestes Vorhaben an. Die Aufnahme von 2019 zeigt jedoch, was auch jüngste Berichte aus Ahlat bestätigen: Fertig ist die neue Residenz noch nicht.

Die Rubrik „Wirtschaft von oben“ entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.


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