Das neue Rathaus steht schon, ein runder, mehrstöckiger Bau mit weißer Fassade. Auch das neue Kulturhaus ist fast fertig. Hier sollen bald Konzerte und Ausstellungen stattfinden. Daneben erhebt sich ein neues Hotel für die künftigen Touristen und Geschäftsreisenden. Das neue Zentrum von Kiruna, es nimmt Gestalt an. Doch drumherum: Nur Baustelle, Schutt und Brachland.
Kiruna, die nördlichste Stadt Schwedens, zieht um. Der Bergwerkskonzern LKAB, wichtigster Arbeitgeber in der arktischen Gemeinde, baut seine Eisenerzmine aus. Meter für Meter frisst sich das Bergwerk unter der Erde auf das alte Kiruna zu. Der Boden darüber werde instabil, die Stadt sacke ab, hieß es. Der Stadtrat entschied darum im Jahr 2004, dass ein Großteil der Stadt abgerissen wird – und drei Kilometer weiter im Osten neu aufgebaut. Die Kosten übernimmt größtenteils LKAB.
Und so spielt sich 200 Kilometer nördlich des Polarkreises ein einzigartiges Schauspiel ab, wie exklusive Satellitenbilder von LiveEO zeigen: Im Niemandsland errichten Bauarbeiter ein neues Stadtzentrum, inklusive Badehaus, Grundschule, Einkaufszentrum und Stadtpark. Nahezu zwei Dutzend alte Häuser und Kulturdenkmäler wie die hölzerne Kirche werden erhalten und per Transporter an ihre neuen Standorte gebracht. Als das neue Rathaus im Jahr 2018 eröffnet wurde, kam sogar der schwedische König zu Besuch.
Denn Kiruna, so abgelegen und klein die Stadt mit ihren rund 20.000 Einwohnern sein mag, ist für Schweden von großer Bedeutung. Eisenerz ist eines der wichtigsten Exportgüter. Die Minen des LKAB-Konzerns machen 90 Prozent der Eisenerzproduktion der EU aus. 100.000 Tonnen des Rohstoffs exportiert Schweden Tag für Tag. Das Erz aus der Arktis gilt aufgrund seines hohen Eisengehalts als besonders hochwertig.