Wirtschaftswachstum Corona schickt US-Wirtschaft 2020 auf historische Talfahrt

Im letzten Quartal 2020 wuchs die US-Wirtschaft nur wenig. Aufs Jahr gerechnet erlebt die USA das erste Minus seit der Rezession 2007 bis 2009.

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Die US-Wirtschaft wurde hart durch das Coronavirus getroffen. Quelle: dpa

Die US-Wirtschaft hat 2020 das schwärzeste Jahr seit 1946 erlebt und zuletzt bei der konjunkturellen Erholung Tempo verloren. In den Monaten Oktober bis Dezember sprang lediglich ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von aufs Jahr hochgerechnet 4,0 Prozent heraus, wie das Handelsministerium am Donnerstag in einer ersten Schätzung mitteilte.

Im Sommer hatte die Wirtschaft nach dem pandemiebedingten Konjunktureinbruch eine Aufholjagd gestartet und ein Rekordwachstum von 33,4 Prozent hingelegt. Im Gesamtjahr ist das BIP aber um 3,5 Prozent geschrumpft - das erste Minus seit der Rezession in der globalen Krise von 2007 bis 2009.

„Soviel steht fest, das Jahr 2020 hat seinen Platz in den Geschichtsbüchern auch aus wirtschaftlicher Sicht gesichert“, sagte VP-Bank-Chefökonom Thomas Gitzel. Doch sieht er wie auch andere Experten zumindest positiv, dass die USA trotz der zweiten Corona-Welle Ende 2020 überhaupt ein Wirtschaftswachstum geschafft haben.

Denn jenseits des Atlantiks in der Euro-Zone dürfte es wohl in die andere Richtung gegangen sein: Ökonomen erwarten für die nächste Woche anstehende BIP-Zahl ein Minus von 1,9 Prozent für das vierte Quartal.

Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe sieht das Wachstum in den USA daher auch vor diesem Hintergrund als „ein beachtliches Ergebnis“. Für KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib ist die Verlangsamung der konjunkturellen Erholung keine Überraschung, da zum Jahresende die steigenden Infektionszahlen und die damit einhergehenden Eindämmungsmaßnahmen auf der Wirtschaft lasteten: „Unter der Oberfläche zeigt sich ein zweigeteiltes Bild.

Während sich die Erholung im Verarbeitenden Gewerbe und im Immobilienmarkt im Schlussquartal fortsetzte, wurde die Konsumfreude der Haushalte durch Corona-Restriktionen und die Abkühlung des Arbeitsmarktes gebremst.“ Die Konsumausgaben legten zwar zu - doch das Plus von 2,5 Prozent fiel vergleichsweise mager aus nach dem Zuwachs von 41,0 Prozent im Sommer.

Erstanträge auf Arbeitsloshilfe bleibt hohem Niveau

Commerzbank-Ökonom Christoph Balz wies darauf hin, dass neben dem Konsum auch der Wohnungsbau zu den wichtigsten Treibern des Aufschwungs zählt. Er habe im vierten Quartal allein mehr als einen Prozentpunkt zum BIP-Wachstum beigetragen.

Der Wohnungsbau profitiert dabei vor allem von den deutlich gesunkenen Hypothekenzinsen. So hat sich das Geschäft mit Einfamilienhäusern im Dezember belebt. Die Zahl der verkauften Neubauten stieg zum Vormonat um 1,6 Prozent auf eine Jahresrate von 842.000 Einheiten.

Die Niedrigzinspolitik der Notenbank Federal Reserve sorgt dafür, dass die Finanzierung der eigenen vier Wände für mehr Bürger erschwinglich geworden ist. Doch im Zuge der Krise haben Millionen Amerikaner ihren Job verloren. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe bleibt auf hohem Niveau, auch wenn sie zuletzt leicht gesunken ist.

Der schwächelnde Arbeitsmarkt gilt als eine der größten Herausforderung für den neuen US-Präsidenten Joe Biden und dessen Finanzministerin, die frühere Notenbankchefin Janet Yellen.

Mit einem 1,9 Billionen Dollar schweren Konjunkturpaket will die neue Regierung dem Heer der Arbeitslosen Hilfe leisten und die Wirtschaft anschieben. IWF-Chefökonomin Gita Gopinath geht davon aus, dass die USA noch dieses Jahr wieder das Vorkrisenniveau erreichen werden - auch dank der geplanten Konjunkturspritzen.

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