Zahlungsverkehr Bundesbank-Vorstand: Wirkung von Obergrenze für Barzahlungen fraglich

In einigen EU-Nachbarländern ist eine Obergrenze für Bargeldzahlungen üblich. Quelle: dpa

Mit einer Obergrenze für Barzahlungen möchte die EU-Kommission Geldwäsche erschweren. Die deutsche Bundesbank reagiert mit Kritik auf das Vorhaben.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann sieht Pläne der EU-Kommission kritisch, im Kampf gegen Geldwäsche Zahlungen mit Bargeld auf 10.000 Euro zu begrenzen. „Es ist absolut erforderlich, den Kampf gegen Geldwäsche zu intensivieren“, sagte Beermann der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist aber fraglich, ob eine Barzahlungsobergrenze von 10.000 Euro das geeignete Mittel ist, oder ob man damit nicht vor allem auch den ehrlichen Bürger trifft.“

Nach Einschätzung Beermanns ist es zwar eher unwahrscheinlich, dass so große Summen bar bezahlt werden, außer beim Autokauf. „Ich störe mich aber an einer Obergrenze als solcher.“ Beermann befürchtet, dass dadurch „bei den Bürgerinnen und Bürgern der Eindruck erweckt wird, dass Bargeld quasi anrüchig ist“.

Zugleich betonte das für Bargeld zuständige Vorstandsmitglied der Bundesbank: „Bislang gibt es keinen wissenschaftlich fundierten Beleg, dass mit Barzahlungsobergrenzen das Ziel erreicht wird, Geldwäsche zu bekämpfen.“ Das zeigten auch Erfahrungen in Ländern, in denen Zahlungen mit Scheinen und Münzen bereits auf bestimmte Summen begrenzt seien. „Ich halte eine Barzahlungsobergrenze daher für verfehlt“, sagte Beermann.

Nach Angaben des Europäischen Verbraucherzentrums Deutschland gibt es in verschiedenen EU-Staaten unterschiedlich ausgestaltete Grenzen bei Zahlungen mit Bargeld. In Belgien können beispielsweise maximal 3000 Euro in Scheinen und Münzen gezahlt werden, in Portugal sind es 1000 Euro bei Geschäften zwischen Verbrauchern und Händlern und in Griechenland 500 Euro, Autokäufe sind davon ausgenommen.

Das interessiert WiWo-Leser heute besonders

Geldanlage Das Russland-Risiko: Diese deutschen Aktien leiden besonders unter dem Ukraine-Krieg

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine belastet die Börsen. Welche deutschen Aktien besonders betroffen sind, zeigt unsere Analyse.

Krisenversicherung Warum Anleger spätestens jetzt Gold kaufen sollten

Der Krieg in der Ukraine und die Abkopplung Russlands von der Weltwirtschaft sind extreme Inflationsbeschleuniger. Mit Gold wollen Anleger sich davor schützen – und einer neuerlichen Euro-Krise entgehen.

Flüssigerdgas Diese LNG-Aktien bieten die besten Rendite-Chancen

Mit verflüssigtem Erdgas aus den USA und Katar will die Bundesregierung die Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland mindern. Über Nacht wird das nicht klappen. Doch LNG-Aktien bieten nun gute Chancen.

 Was heute noch wichtig ist, lesen Sie hier

Die EU-Kommission will im Sommer ein Paket von Gesetzesvorschlägen zur Bekämpfung der Geldwäsche vorlegen. „Wir reden über eine Obergrenze von 10.000 Euro. So viel Geld in den Taschen herumzutragen, ist ganz schön schwer. Die meisten Menschen machen das nicht“, hatte Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness Anfang Mai der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt.

Mehr zum Thema: Kryptowährungen spielen bei Kriminellen eine große Rolle. Stichwort: Geldwäsche. Mittlerweile gibt es einen ganzen Markt für Tools, dank denen sich die Herkunft von schmutzigen Bitcoins aus Erpressungen verschleiern lässt, warnt das BKA.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%