Vegane Gürtel Eukalyptusfasern statt Tierhaut

Fabian Stadler bietet mit veganen Gürtel eine Alternative zu Lederwaren. Bald sollen weitere Accessoires ohne tierische Bestandteile folgen.

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Die Gürtel lässt Jungunternehmer Fabian Stadler in Deutschland herstellen. (Foto: noanifashion)

Wer jetzt auf seine Körpermitte schaut, findet womöglich einen. Spätestens beim Blick in den Schrank tauchen diverse Exemplare auf: Die Rede ist von Ledergürteln. Die bearbeitete Tierhaut hält Anzugshose und Jeans an Ort und Stelle oder dient als modisches Accessoire auf Kleidern und Longshirts.

Leder stammt größtenteils als Nebenprodukt aus der Lebensmittelproduktion. Doch es werden auch Tiere, vor allem exotische, um ihrer Haut Willen getötet. Das chemische Gerben in Billiglohnländern mit geringem Umweltschutz führt zudem oftmals zu gesundheitlichen Schäden bei den Arbeitern und enormer Naturverschmutzung. Ökologisch gesehen sind Ledergürtel also nicht gerade vorbildlich.

Das findet auch Fabian Stadler. Vor ein paar Jahren trug er noch selbst Ledergürtel. Doch als er mehr über die Herstellung erfuhr, fasste er den Entschluss, eine Alternative anzubieten. Er sondierte zunächst den Markt. Dabei fiel ihm auf, dass es nur wenige vegane Gürtel gab, und wenn, waren sie zumeist aus Plastik gefertigt. Nachhaltigkeit Fehlanzeige.

Eigene GmbH gegründet

Stadler gründete eine GmbH, um selbst vegane Gürtel herzustellen und zu vermarkten. Der Begriff vegan spielt für ihn dabei nicht die entscheidende Rolle. Er habe nicht nur auf diese Szene geachtet, sagt er. Schließlich könne jeder seine Gürtel tragen „Wichtig ist, dass die Gürtel ohne Tierleid und Tierprodukte hergestellt wird“, meint Stadler. Dieses Ziel spiegelt sich auch im Unternehmensnamen Noanifashion wider, was nichts anderes ist als die Abkürzung für No animal fashion.

Aktuell arbeitet Fabian Stadler daran, die Produktpalette auszubauen. (Foto: noanifashion)

Ein weiterer Aspekt, der Stadler am Herzen liegt, ist der Produktionsstandort. Daher werden die Gürtel nicht wie teils bei anderen Herstellern in Billiglohnländern gefertigt, sondern in Deutschland hergestellt. Als Grundlage dienen Eukalyptusfasern sowie recyceltes Polyester.

Mit der eigenen Firma ist der 28-Jährige aus der Nähe von Passau ein Risiko eingegangen, denn er steckte sein eigenes Kapital in das Unternehmen. Lediglich zwei stille Teilhaber hat er sich zur Unterstützung mit ins Boot geholt. Doch der Mut scheint sich auszuzahlen. „Die Nachfrage ist gut. Wir sind erst seit einem Monat online und verkaufen jeden Tag Gürtel“, erklärt er. „Ich bin zufrieden mit dem Verlauf, es geht in die richtige Richtung.“

Und auch mit der Qualität sind die Kunden zufrieden. „Ich war vorher etwas unsicher, weil alle gesagt haben im Modebereich liegt die Retourenquote bei 40 Prozent“, sagt Stadler. „Bislang habe ich noch keine einzige Retoure bekommen, das spricht schon mal für sich“, sagt er. In seiner Stimme schwingt ein bisschen Stolz mit.

Seine Produktpalette will der Jungunternehmer sukzessive ausbauen. Demnächst bringt er Taschen auf den Markt. Sie bestehen aus Fasern von Ananasblättern, dem sogenannten Pinatex. Die Spanierin Carmen Hijosa hat das Material an der Royal College of Art in London über fünf Jahre entwickelt. Mit Pinatex hat auch schon Puma erste Versuche gestartet und einen Schuh als Prototypen kreiert.

Im Onlineshop werden verschiedene Modelle für Damen und Herren angeboten. (Foto: noanifashion)

Die Taschen werden in Portugal produziert, da Stadler in Deutschland niemanden fand, der das umsetzen konnte. Mehrfach reiste er schon auf die Iberische Halbinsel, um sich von den guten Bedingungen in der dortigen Fabrik zu überzeugen. Auch mit einem Schuhmacher aus Niederbayern steht er aktuell in Kontakt und lotet die Möglichkeiten aus, auch hier eine vegane Alternative zu Lederprodukten zu schaffen.

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