Uber-Deutschland-Chef Freese "Die Taxi-Innung will keinen neuen Wettbewerber"

Christian Freese, Chef von Uber Deutschland, über den Widerstand von Wettbewerb und Politik, neue Apps, zusätzliche Geschäftsfelder und warum er in Deutschland noch immer großes Potenzial sieht. Ein Interview.

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 Christian Freese Quelle: dpa

WirtschaftsWoche: Herr Freese, die Taxibranche hat sie in Deutschland und Europa von Anfang an viel härter bekämpft als in ihrem Heimatmarkt USA. Wurde Uber von der Heftigkeit und dem Ausmaß des Widerstandes überrascht?

Christian Freese: Ein wenig. Wir werden teilweise von Menschen kritisiert, die, wie wir oft feststellen, unser Produkt überhaupt nicht kennen, oder nur vom Hörensagen. Da sind auch viele Vorurteile und Falschinformationen dabei. Damit hatten wir so nicht gerechnet, mit Widerständen allerdings schon.

Welche Vorurteile sind das?

Zum Beispiel, dass unsere Fahrer keine Steuern bezahlen würden, was natürlich Unsinn ist. Uber Partner sind selbstständige Unternehmer, die es bereits seit Jahren gibt und die ganz normal ihre Steuern zahlen. Dann gibt es Taxifahrer, die von Ausbeutung sprechen, ohne je auch nur eine einzige Fahrt von Uber angenommen zu haben. Wenn Sie in den USA mit Fahrern sprechen, werden sie feststellen, dass das Gegenteil der Fall ist: Die meisten Uber-Fahrer verdienen mehr als in ihren vorherigen Berufen.

Zur Person

Beim Markteintritt 2013 sind Sie erstmal laut und ruppig aufgetreten. Haben Sie sich unnötigerweise Gegner geschaffen?

Das würden wir rückblickend sicherlich anders machen. Wir waren begeistert von unserem Produkt und ein Stückweit von der Euphorie unserer Community getrieben. Außerdem hatten wir nicht erwartet, dass die bestehenden Gesetze so drastisch gegen uns ausgelegt werden. Wir haben aber verstanden, dass wir als digitales Unternehmen viel mehr Zeit investieren müssen, zu erklären, was genau wir machen und welchen Nutzen wir für die Gesellschaft erbringen können. Dass die Regulierung langsamer voranschreitet als die Digitalisierung liegt ja nachvollziehbarer Weise in der Natur der Sache. Dieser Herausforderung stellen nicht nur wir uns, sondern auch andere digitale Unternehmen wie zum Beispiel Fintechs.

Wie ist ihre Beziehung heute zur hiesigen Politik?

Wir machen Fortschritte. Noch vor nicht allzu langer Zeit haben wir in Gesprächen oft bei null angefangen. Wenige Politiker hatten unsere App je selbst ausprobiert. Wir mussten dann erstmal zeigen, wie unser Produkt überhaupt funktioniert, was es kann, wie bezahlt wird, und so weiter, bevor wir über Dinge wie den Regulierungsrahmen sprechen konnten. Wir sehen aber, dass das Verständnis in der Politik wächst. Einige kennen uns inzwischen aus dem Ausland.

Das Wichtigste zu Uber

Es scheint ruhiger um Sie zu werden. In der jüngsten Vergangenheit war nichts mehr von Gerichtsverfahren in Deutschland zu lesen. Warum haben Sie sich trotzdem aus Hamburg, Düsseldorf und Frankfurt zurückgezogen?

Seit Mai dieses Jahres arbeiten wir nur noch mit professionellen Fahrdiensten und Fahrern mit Personenbeförderungsschein zusammen. Unser Dienst uberX hat sich seither gut entwickelt. Allerdings mussten wir feststellen, dass wir in den von Ihnen genannten Städten nicht so viele Fahrer auf die Plattform bringen konnten, wie es die Nachfrage erfordert hätte. Das hat damit zu tun, dass wir die bürokratischen Unsicherheiten und die Ermessenspielräume auf lokaler Ebene unterschätzt haben. Einige Tausend potenzielle Partner hatten Interesse geäußert, sich selbstständig zu machen und Fahrten auf der Uber-Plattform anzubieten. Für viele waren die extrem hohen Voraussetzungen, um jemanden als professioneller Fahrdienst von A nach B fahren zu dürfen, einfach nicht mehr verhältnismäßig. Sie müssen wissen, dass bis zu 70 Prozent der Bewerber bei der Unternehmerprüfung durchfallen. Da wird die Frage erlaubt sein, ob es hier noch um den Schutz des Verbrauchers geht, oder nur noch darum, einen etablierten Markt zu schützen.  

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