Anonyme Drohbriefe gegen den DWS-Chef Asoka Wöhrmann sowie Aufsichts- und Betriebsräte halten die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS in Atem. Wie DWS-Kreise berichten, ging Ende 2021 in der Zentrale in Frankfurt ein an den Chef adressierter Brief ein, der nicht mehr nur eine schriftliche Drohung enthielt, sondern auch ein weißes Pulver. Es wurde als harmloses Backpulver identifiziert. Schon seit dem Herbst gab es verschiedene Drohbriefe. Teilweise wurden Sicherheitsvorkehrungen bei Betroffenen verstärkt, es gab Anzeigen gegen Unbekannte.
Entlassene Mitarbeiterin als Tippgeberin
International war die DWS, die weltweit 880 Milliarden Euro für Anleger verwaltet, im Sommer in die Schlagzeilen geraten. Die frühere Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler hatte den Verantwortlichen im August „Greenwashing“ vorgeworfen. Sie hätten das Volumen der als nachhaltig angelegten Gelder zu hoch angesetzt und Kunden getäuscht. Der Amerikanerin war während ihrer Probezeit im Frühjahr 2021 gekündigt worden. Gegen die Kündigung hat Fixler beim Arbeitsgericht Frankfurt geklagt, dazu wird im Januar erneut verhandelt.
Die US-Börsenaufsicht SEC und die deutsche Finanzaufsicht BaFin prüfen die Greenwashing-Vorwürfe. Als Tippgeberin der amerikanischen Börsenaufsicht SEC könnte Fixler im Fall einer Strafe für die DWS eine Belohnung aus dem „Whistleblower-Programm“ der SEC erhalten. Ob es einen Zusammenhang zwischen den Greenwashing-Vorwürfen und den Drohbriefen gibt, blieb vorerst unklar. Auch ein sonstiges Motiv für die Drohungen wurde nicht öffentlich bekannt.
Bessere Geschäfte, besseres Nachhaltigkeitsrating
Dem Geschäft jedenfalls hat der Nachhaltigkeits-Konflikt offenbar nicht geschadet. Das Schlussquartal 2021 brachte nach den am 13. Januar veröffentlichten vorläufigen Zahlen Erträge von 798 Millionen Euro. Sie lagen ein Viertel über den Erträgen des vierten Quartals 2020. Die gute Börsenlage Ende 2021 hatte die Einnahmen aus Verwaltungs- und erfolgsabhängigen Gebühren stark gesteigert. Beim bereinigten Vorsteuergewinn erwartet das Management sogar eine Steigerung von 78 Prozent auf 378 Millionen Euro.
Das Unternehmen hatte seine Kosten stark gesenkt, das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag (Cost-Income-Ratio) liegt bei sehr guten 52 Prozent. Ein Jahr zuvor musste die Bank noch fast 65 Cent einsetzen, um einen Euro Gewinn zu erzielen. Das Verhältnis verbesserte sich durch Kostensenkungen deutlich. Aktionäre können mit zwei Euro Dividende rechnen. Da Analysten mit noch mehr, nämlich 2,20 Euro, gerechnet hatten, fielen die Aktien der Deutschen Bank. Ihr gehören 80 Prozent an der DWS.
Ein verbessertes Rating bei der Nachhaltigkeits-Ratingagentur CDP war für die DWS dann noch ein versöhnlicher Abschluss. Von CDP bekam die DWS die zweitbeste Note in der Ratingskala und verbesserte sich damit gegenüber dem Vorjahr um eine Note. In neun von elf Kategorien hat sich die DWS nach eigener Darstellung in der Beurteilung verbessern können. Allerdings hat jeder Ratinganbieter und jede Aufsichtsbehörde andere Maßstäbe –mehr als ein Hoffnungsschimmer ist das nicht.
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