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Vorsorge-UntersuchungenDas lukrative Geschäft mit der Angst vor Krankheiten

60 Euro für einen Ultraschall, 20 für eine Augendruckmessung – ab einem bestimmten Alter mehren sich die Arzt-Termine. Doch lohnen sich die Ausgaben? Über Sinn und Unsinn kostenpflichtiger Vorsorgeuntersuchungen ab 50.Meike Lorenzen 02.11.2014 - 06:00 Uhr


Je älter wir Menschen werden, desto stärker fürchten wir, krank oder pflegebedürftig zu werden. 76 Prozent der Befragten über 50 Jahren bestätigten das in der YouGov-Studie „Die Vielfalt des Alterns“. Häufiger als jüngere Patienten gehen sie deshalb nicht zum Arzt, dafür konsultieren sie den Mediziner aus anderen Gründen. Jüngere Menschen haben eher psychische, ältere eher körperliche Beschwerden, bestätigt die Umfrage.

Die höheren Semester sorgen sich allerdings stärker, dass hinter ihren Symptomen eine ernsthafte Erkrankung steckt. Schließlich nehmen das Krebs-Risiko, sowie Augen- und Herzkreislauferkrankungen im Alter zu. Die Krankenkassen passen ihren Leistungskatalog in der Regel an. Etliche Vorsorge-Untersuchungen werden ab einem bestimmten Alter übernommen. Aber eben nicht alle. Gerade Kassenpatienten müssen sich oft mit einem niedrigeren Leistungskatalog zufrieden gebe und die Behandlungen selbst bezahlen.

Wo Patienten Informationen zu IGeL-Leistungen finden
IGeL-Monitor
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
Verbraucherzentrale NRW

Das ist bei den sogenannten IGeL-Leistungen der Fall. Die Mediziner können diese nach individuellem Ermessen abrechnen. Sie setzen selbst den Preis fest und kassieren direkt vom Patienten ab. „Viele Ärzte versprechen sich von den IGeL-Leistungen eine zusätzliche Einnahmequelle“, bestätigt eine Sprecherin der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV). Gleichzeitig fällt - wie bei Privatpatienten - der bürokratische Aufwand mit den Kassen weg. Das Geld fließt direkt zwischen Patient und Mediziner.

Entsprechend werben immer mehr Ärzte mit Flyern, Newslettern und Pappaufstellern in der Praxis für die zusätzliche Krebsvorsorge, Augendruckmessungen und Co. Teilweise werden Patienten ab einem bestimmten Alter sogar per schriftlicher Einladung auf die Vorsorge-Untersuchungen hingewiesen. Und gerade die Generation 50 plus hat sich als kaufkräftige Kundschaft erwiesen. Tatsächlich haben die Deutschen im Jahr 2012 1,3 Milliarden Euro für kostenpflichtige Vorsorge-Untersuchungen ausgegeben, heißt es in einem Bericht des Wissenschaftlichen Instituts der AOK.

Behandlungen sind oft nicht nötig

Dabei ist längst nicht alles sinnvoll, was werbewirksam angepriesen wird. „Notwendig sind Früherkennungsuntersuchen sozusagen per definitionem nicht“, sagt Jürgen Windeler, Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen in Köln (IQWIG). Sie seien nur bei einem konkreten Verdacht nötig, sagt der Mediziner. Bei der Früherkennung richte sich die Maßnahme hingegen grundsätzlich an gesunde Menschen, die ihre Untersuchung entweder beim Arzt einkaufen oder ein Angebot der Krankenkassen in Anspruch nehmen.

Dabei ist es nicht immer einfach die Grenze zwischen IGeL- und Kassen-Leistungen zu unterscheiden. „Für die Ärzte ist die Abrechnung über die Kasse unter Umständen weniger lukrativ. Daher ist immer die Frage, ob sie diesen Sprung mitmachen. Also von der Vorsorge in die Behandlung wechseln, und die Patienten richtig informieren“, sagt GKV-Sprecherin Ann Marini.

Mediziner und Fachjournalisten der Seite IGeL-Monitor haben sich die kostenpflichtigen Leistungen zusammengefasst und bewertet, welche Untersuchungen nötig sind und von welchen sie eher abraten würden. Einige Beispiele:

Der PSA-Test

Der sogenannte PSA-Test zur Erkennung von Prostata-Krebs etwa ist unter Fachleuten besonders umstritten. PSA steht für Prostata-spezifisches Antigen, ein Eiweißstoff, der in der Prostata gebildet wird. Er wird bei der Ejakulation dem Sperma beigemischt. Der Test misst die Menge des PSA im Blut. Ist er erhöht, könnte das ein Indiz für Prostata-Krebs sein. Die Kasse übernimmt die Untersuchung nur, wenn ein konkreter Krebsverdacht besteht. Als IGeL-Leistung kostet die Blutanalyse inklusive Beratung zwischen 28 und 45 Euro.

„Der Test ist zur Früherkennung eigentlich kaum geeignet, da die Werte sehr wenig aussagekräftig sind“, sagt Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes in Heidelberg. So können zum Beispiel Harnwegsinfektionen, eine Entzündung der Prostata, sportliche Betätigungen (Druck auf der Prostata), Prostatahyperplasie oder eben auch Prostata-Krebs Grund für den Ausschlag auf der Skala sein. „Um näheres herauszufinden, sind für die Patienten belastende und für die Kassen kostspielige Folgeuntersuchungen nötig“, so Weg-Remers.

Selbst wenn der Patient mit einer Krebsdiagnose konfrontiert wird, scheint die Vorsorge kaum sinnvoll. Denn der Prostata-Krebs ist ein sehr langsam wachsender Krebs. „Häufig treten bei den Patienten erst nach Jahren oder auch gar keine Beschwerden auf“, sagt Weg-Remers. Gerade bei Patienten mit einer Lebenserwartung von unter zehn Jahren fragt es sich, ob Folgebehandlungen, wie eine Operation oder eine Strahlentherapie, zu empfehlen sind.

Dabei belasten die Folgeuntersuchungen bei gesunden Menschen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht nur die Kassen. Sie können auch ein Risiko für den Patienten darstellen.

Lungen-Screening

So zum Beispiel auch beim Lungenscreening, also einer Computer-Tomographie der Lunge. Während einige Radiologen davor warnen, einen eventuellen Tumor der Strahlung auszusetzen, verkaufen andere das CT als Lebenszeit spendende Maßnahme. Viele empfehlen vor allem Rauchern sogar schon ab 40 Jahren eine regelmäßige Vorsorge. Dabei werden je nach Praxis etwa 140 Euro für das CT fällig. Wird der Radiologe fündig, müssen sich die Patienten im Anschluss einer kleinen Operation unterziehen, damit eine Gewebeprobe aus der Lunge entnommen werden kann.

Dabei ist – so zynisch es klingt – bisher gar nicht belegt, dass der frühzeitige Befund „Lungenkrebs“ die Lebenswahrscheinlichkeit des Patienten tatsächlich erhöht. Eventuell muss er nur länger mit der Krebsdiagnose leben, bemängeln Experten. „Wir empfehlen den Patienten daher ein Lungenscreening im Rahmen von Studien durchführen zu lassen“, sagt Susanne Weg-Remers. So könnten die Ergebnisse in die Forschung einfließen und Aufschluss darüber geben, wie sinnvoll so eine Vorsorge wirklich ist.

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Nase hochziehen ist gefährlich

Im Volksmund heißt es häufig, Schleim durch die Nase hochzuziehen sei nicht nur unhöflich und unappetitlich, sondern zudem auch gefährlich, da der Schleim sich in den Nasennebenhöhlen einniste. Mediziner Carsten Lekutat widerlegt diese Behauptung ganz klar: nicht das Hochziehen des Schleims, sondern zu kräftiges Schnäuzen birgt Gefahren. Denn der dabei entstehende Druck leitet den Schleim aus der Nase im schlimmsten Fall in die Nebenhöhlen oder durch einen Kanal im Nasen-Rachen-Raum ins Mittelohr. Auch wenn das Naseputzen wohl manierlicher ist, gesünder ist es nicht.

Carsten Lekutat ist Arzt und hat das Buch "Halbwahrheiten der Medizin" geschrieben

Foto: dpa

Ungerades Sitzen ist schlecht für den Rücken

Diese Volksweisheit ist nicht wahr. Nicht striktes gerades Sitzen, sondern dynamisches Sitzen ist entlastend für den Rücken. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass entgegen der landläufigen Meinung eine um 135 Grad nach hinten geneigte Rückenlehne optimal für den Rücken ist, da die Bandscheiben in dieser Position am meisten geschont werden. Genauso wichtig für die Funktionstüchtigkeit der Gelenke ist allerdings konstante Bewegung, um für die nötige Durchblutung des Knorpel- und Bandscheibengewebes zu sorgen.

Foto: CLARK/obs

Zähne putzen nach dem Essen beugt Karies vor

Eine landläufige Meinung besagt: „Nach dem Essen das Zähneputzen nicht vergessen!“ Naheliegend ist dies allemal, da sich in harten Zahnbelägen Karies auslösende Bakterien in Hülle und Fülle tummeln. Über die Nahrung aufgenommene Kohlenhydrate werden in Säuren umgewandelt und greifen den Zahn an. Doch laut Dr. Carsten Lekutat ist das sofortige Zähneputzen nach der Nahrungsaufnahme kontraproduktiv. „Wenn wir direkt nach dem Essen munter drauflos schrubben, zerstören wir also mit unserer Zahnbürste nicht die Kariesbakterien, sondern den Zahnschmelz, die wichtigste Schutzschicht der Zähne“, erklärt der Mediziner. Nach einer Mahlzeit sollte man sich also auf den Speichel als natürlichen Bakterienschutz verlassen und frühestens eine halbe Stunde später – wenn die Säure neutralisiert ist - zur Zahnbürste greifen.

Foto: dpa

Bei grünem Nasenschleim muss ein Antibiotikum her

Dass man das Ausmaß von Atemwegserkrankungen wie Nasennebenhöhlenentzündungen an der Farbe des Nasenschleims erkennt, ist nichts weiter als ein Mythos. Wie eine britische Studie belegt, wurde bei derartigem Schleim zwar deutlich häufiger ein Antibiotikum verschrieben als bei klarem Ausfluss. Die Art der Erkrankung zeigt dieser jedoch nicht an, da er laut Lekutat sowohl bei bakteriellen als auch viralen Entzünden auftritt. Außerdem trat eine Besserung der Symptome – unabhängig ob Gabe von Antibiotikum oder nicht – immer nach sieben Tagen ein. Über die Notwendigkeit einer Behandlung mit Antibiotikum sagt die Verfärbung also nichts aus. Die meisten Entzündungen klingen ohne ärztliche Therapie nach wenigen Tagen von alleine ab.

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Fingerknacken verursacht Gelenkbeschwerden und Rheuma

Das Knacken mit den Fingern wird als gefährlich deklariert. Ein weit verbreiteter Mythos besagt, es rufe Gelenkbeschwerden oder gar Rheuma hervor. Ganz ungefährlich ist das Knacken zwar nicht, denn es kann Schwellungen am Finger hervorrufen und die Kraft in den Händen verringern. Schädlich für die Gelenke ist das nervöse Zerdrücken der Finger jedoch auch nicht. Zu diesem Ergebnis kamen die Wissenschaftler Castellanos und Axelrod in einer 1990 veröffentlichten wissenschaftlichen Studie. Chirotherapeuten setzen es sogar als Behandlungsmethode gezielt ein, um Blockaden zu lösen, die durch untrainierte Gelenke entstehen. Fingerknacken sorgt also allenfalls für kurzweilige Schwellungen oder kraftlose Hände, nicht aber für rheumaartige Beschwerden. Wer das Knacken als Mittel zum Stressabbau betreibt, kann und sollte aber definitiv auf gesundheitsfördernde Maßnahmen wie zum Beispiel Autogenes Training oder Yoga zurückgreifen.

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Ein Schnaps nach dem Essen regt die Verdauung an
Dieser Glaube zählt zu den meist verbreiteten. Fakt ist jedoch: Alkohol hemmt die Verdauung. Er lenkt die Leber vom Verdauen der Speisen ab und behindert sogar die Magenentleerung. "Bei Völlegefühl ist ein Spaziergang oder ein warmer Tee sinnvoll. Vorbeugend hilft natürlich auch, maßvoll zu essen", weiß Thomas Meier, Gastroenterologe am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg.

Foto: AP

Wechselduschen stärken das Immunsystem

„Das Wasser ist mein bester Freund und wird es bleiben bis ich sterbe“, sagte einst Sebastian Anton Kneipp, der Erfinder der bekannten Wasserkur. Von Medizinern bewiesen ist zumindest, dass Wechselduschen einen positiven Effekt auf das Immunsystem haben. Eine Studie der Universität Jena kam zu dem Ergebnis, dass Patienten mit chronischer Bronchitis nach einer zehnwöchigen Wasseranwendung nach Kneipp eine um 13 Prozent gestärkte Immunabwehr entwickelt hatten und die Zahl der Infektionen zurückging.

Außerdem sprechen Forscher von einem „Lerneffekt des Körpers“. Durch das Gewöhnen an Temperaturwechsel kann der Organismus auch besser mit ihnen umgehen. Regelmäßige Wechselduschen wirken sich laut Facharzt Carsten Lekutat dreifach positiv aus: sie beleben, stärken das Immunsystem und mindern das Infektionsrisiko.

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Beim Sprung ins kalte Wasser bleibt das Herz stehen
„Einem gesunden Herzen kann der Sprung ins kalte Wasser nichts anhaben. Sonst wäre auch vom kalten Bad nach dem Saunagang abzuraten.

Menschen mit Gefäß- und Herzerkrankungen sollten den plötzlichen Temperaturwechsel jedoch vermeiden, da dabei Herz und Kreislauf zu stark beansprucht werden könnten“, erklärt Thomas Stein, Kardiologe und ärztlicher Direktor am Diagnostik Zentrum Fleetinsel. Allgemein ist es ratsam, sich langsamer abzukühlen, um den Kreislauf nicht unnötig zu belasten.

Foto: dapd

Cola und Salzstangen helfen bei Durchfall

Bei Durchfall verliert der Körper Flüssigkeit und Mineralien, die schnell wieder zugeführt werden sollten. Salzstangen und Cola sind dafür allerdings nicht optimal: Das Koffein in der Cola kann besonders bei Kindern den Durchfall noch verstärken. Zu viel Zucker entzieht dem Körper weiteres Wasser sowie Kalium, wie eine Studie des "Internal Journal of Clinical Practice" zeigt. Besser eignen sich leicht gesüßte Tees und Elektrolytelösung aus der Apotheke.

Auch die Salzstangen bringen nicht viel, Zwieback hilft dem Körper besser, wieder zu Kräften zu kommen.

Foto: dpa

Schnarchen nervt, ist aber unbedenklich
Gelegentliches oder erkältungsbedingtes Schnarchen ist unbedenklich. Regelmäßige Schnarcher sollten sich aber von einem Arzt durchchecken lassen: „Beim krankhaften Schnarchen verengt sich der Rachen stark und es gelangt nur wenig Luft in die Lunge. Das löst Atemaussetzer aus – ohne, dass der Schlafende dies bemerkt. Die verringerte Sauerstoffzufuhr führt zu einer Unterversorgung des Gehirns und anderer Organe“, warnt Tomas Stein, Kardiologe und ärztlicher Direktor am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg.

Foto: dpa

Obst und Gemüse schützen vor Krebs

Wer sich gesund ernährt und mehr Gemüse als Fleisch isst, der tut seinem Körper etwas Gutes. Doch ein konkreter Schutz vor Krebs ist das nicht. Das ergab eine Studie von Hsin-Chia Hung und Walter Willet von der Harvard University Boston, die im "Journal of the National Cancer Institute" veröffentlicht wurde. Die Probanden, die mehr Obst und Gemüse aßen, hatten jedoch ein geringeres Herzinfarktrisiko.

Foto: dpa

Dunkle Schokolade macht nicht so dick

Das stimmt leider nicht. Egal, wie dunkel die Schokolade ist, sie besteht in erster Linie aus Kakaobutter, Zucker und Kakaomasse. Im Gegensatz zu Milchschokolade enthält dunkle Schokolade keine Milch, folglich auch keinen Milchzucker - und auch insgesamt meist weniger zugesetzten Zucker. Die Kalorienzahl ist durch den hohen Fettgehalt aber vergleichbar mit der der Milchschokolade.

Foto: dpa/dpaweb

Kaffee trocknet den Körper aus

Nein, Kaffee entzieht dem Körper kein Wasser. Koffein wirkt allerdings harntreibend: Wer viel Kaffee trinkt, muss also öfter die Toilette aufsuchen. Das bedeutet aber nicht, dass er dabei mehr Flüssigkeit verliert, als er mit dem Bürokaffee aufgenommen hat.

Foto: dpa

Wasser und Steinobst zusammen verursachen Bauchschmerzen
Früher stimmte das. Das Trinkwasser enthielt häufig Bakterien, die in Kombination mit dem Obst im Magen zu gären begannen. Die Folge waren Beschwerden wie Bauch- und Magenschmerzen. „Bei der heutigen Trinkwasserqualität in Deutschland ist das jedoch nicht mehr zu befürchten“, erklärt Thomas Meier, Gastroenterologe am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg.

Foto: AP

Pro Tag zwei Liter Wasser trinken

Es ist richtig, dass der Mensch "ausreichend" Flüssigkeit braucht. Er muss aber nicht zwangsläufig zwei Liter in Form von Wasser trinken. Auch Obst, Gemüse und Milchprodukte enthalten Flüssigkeit. Außerdem hängt der Flüssigkeitsbedarf von vielen Faktoren ab, etwa wie heiß es ist, wie viel der Mensch wiegt und ob man sich körperlich stark anstrengt. Pauschal eine Menge von zwei Litern zu empfehlen, ist wenig sinnvoll. Zu viel Wasser kann dem Körper auch schaden. Wer ein normales Durstgefühl hat, nimmt automatisch genug Flüssigkeit zu sich.

>> Hier finden Sie die wichtigsten Tipps zum richtigen Trinken.

Foto: dpa

Jodmangel schädigt die Schilddrüse
Obwohl sie sehr klein ist, ist die Schilddrüse eines der wichtigsten Organe im menschlichen Körper. Um reibungslos zu arbeiten, benötigt sie Jod. Das ist nicht nur im bekannten Jodsalz und damit hergestellten Produkten, sondern vor allem in Seefisch enthalten. „In der Regel nehmen wir über die Nahrung ausreichend Jod auf. Spezielle Präparate können unterstützend wirken. Darüber entscheidet jedoch am besten ein Arzt. Schaden nimmt die Schilddrüse nur bei einem extremen, langanhaltenden Jodmangel“, erläutert Thomas Meier, Gastroenterologe am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg.

Foto: AP

Eier erhöhen den Cholesterinspiegel

Cholesterin ist ein lebensnotwendiger, natürlicher Stoff und kein Schadstoff. Der Körper produziert selbst Cholesterin und stoppt die Produktion, wenn zu viel Cholesterin in Form von Nahrung aufgenommen wird. Nur wer eine Cholesterin-Stoffwechselstörung hat muss auf seine Ernährung achten. Alle anderen können so viele Frühstückseier essen, wie sie wollen.

Foto: dpa

Cholesterin schädigt das Herz
Die Cholesterinart ist entscheidend: Das schädliche LDL-Cholesterin lagert sich in den Gefäßwänden ab. In erhöhter Form können diese Fetteinlagerungen Arteriosklerose und Herzkrankheiten begünstigen. HDL-Cholesterin dagegen löst das Fett wieder aus den Gefäßwänden und transportiert es aus dem Körper. Die Konzentration des HDL-Werts sollte deshalb wesentlich höher liegen. „Ab welchem Wert ein LDL-Cholesterin-Spiegel bedenklich erhöht ist, hängt vom Einzelfall ab. Präventiv wirken eine ausgewogene, fettarme Ernährung und ausreichend Bewegung“, sagt Tomas Stein, Kardiologe und ärztlicher Direktor am Diagnostik Zentrum Fleetinsel.

>> Zehn wissenswerte Fakten rund um Cholesterin und andere Fette finden Sie hier.

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Im Alter wächst Krebs langsamer
„Hier trifft oft das Gegenteil zu, Krebs kann im Alter aggressiver und schneller wachsen“, erklärt Thomas Meier, Gastroenterologe am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg. Der Grund: Bei vielen älteren Menschen sind die Abwehrkräfte bereits durch andere Erkrankungen geschwächt – der Körper hat den Krebszellen dadurch nicht mehr so viel entgegenzusetzen. Dabei spielt aber auch die Krebsart eine wichtige Rolle.

Foto: dpa

Salz ist ungesund

Das stimmt nur, wenn Sie zu den sogenannten salzsensitiven Menschen zählen. Bei denen kann der häufige Genuss von stark gesalzenen Speisen zu einem Anstieg des Blutdrucks führen. Betroffen ist etwa jeder vierte Deutsche. Da die Mehrheit der Menschen also nicht salzsensitiv ist, müssen sie auch nicht auf Salz verzichten.

Foto: AP

Mehrere kleine Mahlzeiten sind besser

Immer wieder hört man, es sei besser fünf kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen, als die drei großen Klassiker Frühstück, Mittag- und Abendessen. Im Grunde ist es völlig egal, wann man isst. Wer mit fünf „kleinen“ Mahlzeiten am Tag abnehmen möchte, läuft jedoch schnell Gefahr, zu viele Kalorien aufzunehmen. Wer sich an feste Mahlzeiten hält, behält besser den Überblick über die Gesamtmenge der aufgenommenen Kalorien.

Foto: CLARK/obs

Am Abend essen macht dick

Ob wir zu- oder abnehmen liegt an der Menge der Kalorien, die wir zu uns nehmen und nicht am Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme. Mehrere Studien haben widerlegt, dass Stoffwechselvorgänge am Abend ruhen und daher, wer abends mehr isst, schneller dick wird.

Foto: dpa/dpaweb

Der Mensch nutzt nur einen Bruchteil seines Gehirns

Zwar keine Ernährungsweisheit, aber ein Gesundheitsmythos ist, dass der Mensch gar nicht die volle Leistung des Gehirns ausschöpfe. Einmal heißt es 10 Prozent, ein andermal 25 Prozent. Mehr unserer Hirnkapazitäten nutzen wir nicht? Doch, tatsächlich nutzt der Mensch alle Bereiche seines Gehirns. Untersuchungen haben gezeigt, dass es keine inaktiven Teile gibt. So verführerisch der Gedanke an noch ungenutzte Areale und Möglichkeiten wie Telepathie und Telekinese sein mag, sie bleiben Fantasterei.

>> Hier finden Sie weitere spannende Mythen rund um unser Gehirn.

Foto: dpa

Ein ganz ähnliches Problem gibt bei einem MRT zur Früherkennung von Alzheimer. Die Kosten liegen laut IGeL-Monitor bei 250 bis 460 Euro. Einen konkreten, medizinischen Nutzen hat das Wissen für den Patienten jedoch nicht, da sich der Ausbruch der Krankheit derzeit noch nicht aufhalten lässt.

Mammographie-Screenings

Auch über die Brustkrebsvorsorge in Deutschland streiten Experten seit Jahren. Während der regelmäßige Ultraschall der Brust in den Niederlanden längst Usus ist, fällt er hierzulande unter die IGeL-Leistungen. 35 bis 75 Euro kassieren die Ärzte pro Brust-Screening. Lediglich der Altersgruppe der 50- bis 69-Jährigen finanzieren die Kassen alle zwei Jahre die Untersuchung.

Aus ähnlichen Gründen wie beim Lungenscreening wurde von der früheren Aufnahme in den Leistungskatalog der Krankenkassen bisher abgesehen. Studien hätten gezeigt, dass nur bei zwei von 1000 Patienten das Sterberisiko durch den Brustkrebs verringert werden könnte. 998 Frauen haben durch die Vorsorge keinen Vorteil - im Gegenteil. Inzwischen ist bekannt, dass eine von 10.000 Frauen durch eine Mammographie an strahlenbedingtem Brustkrebs sterben wird, ein paar wenige mehr werden durch das Screening überhaupt erst erkranken. Dann können bei der Untersuchung Karzinome entdeckt werden, die sich so langsam entwickeln, dass eine Frau während ihrer Lebenszeit davon nie etwas bemerkt hätte - ähnlich wie beim Prostata-Karzinom.

Glaukom-Früherkennung

Auch dieser Test, der etwa zehn bis 22 Euro kostet, wird von den Experten des IGeL-Monitor als tendenziell negativ bewertet. Ein erhöhter Innendruck im Auge kann auf ein Glaukom (grüner Star) hinweisen, der im Extremfall zur Erblindung führen kann. Entsprechend sinnvoll scheint die „Vorsorge-Untersuchung“. Doch Studien-Ergebnisse zeigen, dass die Augeninnendruckmessungen den grünen Star gar nicht zuverlässig diagnostizieren können. Gleichzeitig habe die Früherkennung bisher nicht gezeigt, dass durch sie weniger Menschen an Grünem Star erkranken.

Darmkrebs-Vorsorge

Etwas anders sieht es bei der Darmkrebs-Vorsorge aus. Zwar kann es in fünf von 10.000 Fällen zu einer Verletzung der Darmwand kommen. In diesen sehr seltenen Fällen, müssen die Ärzte sofort operieren, um eine Bauchfellentzündung zu vermeiden. Denn durch das Loch in der Darmwand können Bakterien in die Bauchhöhle geraten.

Früherkennungsangebote der gesetzlichen Krankenkasse
Hautkrebs
Darmkrebs
Gebärmutterhalskrebs
Brustkrebs
Prostatakrebs

Allerdings lohnt es sich fast immer, die unangenehme Behandlung und die Risiken auf sich zu nehmen. „Bei der Darmspiegelung lassen sich kolorektale Adenome meist direkt entfernen. So hat der Krebs gar keine Chance erst zu entstehen“, sagt Susanne Weg-Remers aus Heidelberg. Die Krankenkassen übernehmen entsprechend die Kosten für eine Darmspiegelung ab dem 55. Lebensjahr. Ist diese unauffällig, muss der Patient erst zehn Jahre später wieder antreten. Die Vorsorge hat sich bewährt. Zwar sterben immer noch etwa 27.000 Deutsche pro Jahr an Darmkrebs. Aber durch die Vorsorge sind die Zahlen in den vergangenen Jahren zurückgegangen.

Wichtig ist, dass sich in der Debatte um die richtige Vorsorge immer Interessen gegenüber stehen. Die Ärzte wollen zum einen eine neue Einnahmequelle erschließen und zum anderen - und das ist nicht weniger oft der Fall - maximal gut ihrer Vorsorgepflicht nachkommen. Die Kassen hingegen schauen auf die teuren Folgeuntersuchungen, die Vorsorgeuntersuchungen nach sich ziehen. In vielen Fällen seien diese Ausgaben unnötig, argumentieren sie.

Am Ende steht der Patient dann doch alleine vor der Entscheidung, welche Untersuchungen er machen sollte, und welche nicht. „Generelles Zu- oder Abraten gibt es da nicht, weil der Bedarf für eine Untersuchung abhängig ist von der individuellen Situation, dem persönlichen Risiko einer Patientin oder eines Patienten“, sagt Jürgen Windeler vom IQWIG in Köln. „Das Abwägen geht nur im Gespräch mit dem Arzt und der Ärztin.“

Für fragwürdig hält er dennoch die sogenannten Manager-Check-ups, die auf der Basis von Ganzkörperabbildungen (beispielsweise im Kernspintomographen) Gesundheitsversprechen suggerieren. Tatsächlich werden den Patienten aber mehrere hundert Euro abgenommen, um lediglich ein paar Tests durchzuführen – auch wenn es keinerlei Symptome gibt, die auf eine Krankheit hinweisen.

Christian Weymayr, Redakteur beim IGeL-Monitor, bezeichnet grundsätzlich alle Untersuchungen, die in Studien keinen Nutzen zeigen konnten, oder für die es keine entsprechenden Studien gibt, als überflüssig. „Dazu gehören beispielsweise alle Tastuntersuchungen zur Krebsfrüherkennung, das heißt das Abtasten der Brust, der Prostata und des Darms“, sagt er.

Dennoch raten die großen Beratungseinrichtungen dazu, die von der Kasse finanzierten Vorsorge-Angebote in Anspruch zu nehmen:

In jedem Fall sollten sich Patienten nicht vorschnell und uninformiert für eine Vorsorge-Untersuchung entscheiden. „Wir raten den Patienten immer dazu, das Gespräch mit dem Arzt zu suchen“, sagt GKV-Sprecherin Ann Marini. Wichtig seien vor allem folgende Fragen:

    Was bringt mir die Untersuchung?Wie geht es weiter, wenn der Befund positiv ausfällt?

„Außerdem sollte der Arzt in der Lage sein, eine medizinische Begründung für die empfohlene Vorsorge-Untersuchung anzubringen“, sagt Ann Marini.

Oft sei es auch sinnvoll, sich eine zweite Meinung einzuholen. „IGeL-Leistungen sind nie Untersuchungen, die sofort durchgeführt werden müssen. Oft lohnt es sich einen zweiten Arzt zu konsultieren oder sich erst einmal zu informieren, ob die Untersuchung wirklich nötig ist“, sagt Marini.

„Ich vermute, dass viele Patienten ihr Vertrauensverhältnis zu ihrer Ärztin oder ihrem Arzt nicht aufs Spiel setzen wollen und deshalb angebotene Leistungen bezahlen, auch wenn sie nicht wirklich davon überzeugt sind", sagt Christan Weymayr. Langfristig könnte jedoch die Autorität des Arztes leiden. So gaben in einer Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung fast die Hälfte der Befragten an, dass sich das Vertrauensverhältnis zum Arzt durch das Anbieten von IGeL verschlechtert habe.

Da das auch nicht im Interesse der Mediziner ist, hat bereits ein Wandel eingesetzt. So bietet zum Beispiel die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) eine Checkliste für Mediziner an, um eben nicht in die Verkäuferrolle zu fallen. „Der Ton ist meist lange nicht mehr so werbend wie früher, und es wird darauf hingewiesen, dass man Nutzen und Schaden gegeneinander abwägen sollte“, sagt Weymayr.

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