Air Berlin Wie Winkelmann die Probleme in den Griff bekommen will

Seit Februar ist Thomas Winkelmann Chef bei Air Berlin, für die desaströse Bilanz kann er nichts. Die Ursache für die chronisch roten Zahlen will er schon erkannt haben – und mit manchen Plänen seiner Vorgängern brechen.

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Thomas Winkelmann Quelle: Air Berlin

Das mit der eierlegenden Wollmilchsau konnte ja nicht funktionieren. Thomas Winkelmann gibt sich einsichtig, als er vor Journalisten und Analysten von einem „hochgradig unbefriedigenden Finanzergebnis“ bei Air Berlin spricht.

Kein Wunder, für die aktuelle Situation kann der Mann nichts. Erst im Februar hat der frühere Lufthansa-Manager Winkelmann den Air-Berlin-Chefposten von Stefan Pichler übernommen, um das Ruder bei Deutschlands zweitgrößter Airline endlich rumzureißen. Die trudelt seit Jahren tiefer in die Krise, 2016 war das schlechteste Jahr der Unternehmensgeschichte.

Die Hauptursache für das Desaster ist für Winkelmann schnell ausgemacht: „Die alte Air Berlin wollte alles machen und allem gerecht werden. Dass das nicht funktionieren konnte, zeigen die Zahlen.“

781,9 Millionen Euro Verlust hat Air Berlin im vergangen Jahr gemacht. 75 Prozent mehr als im Vorjahr. Das tägliche Minus betrug 2,14 Millionen Euro. Wer glaubt, schlimmer geht es nicht, irrt. Das erste Quartal 2017 schloss Air Berlin mit einem Verlust von 293,3 Millionen Euro ab. Das macht minus 3,25 Millionen pro Tag.

Trotzdem glaubt der neue Chef  an Air Berlin. Die Wirtschaftsprüfer haben die Zukunftsfähigkeit der Airline bestätigt. Die Liquidität ist aktuell immerhin groß genug, um nicht vom unmittelbaren Aus bedroht zu sein. Zudem glaubt Thomas Winkelmann, dass der nun noch radikaler vorangetrieben Umbau zum Erfolg führen wird.

Air Berlin war kurz nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 als Ferienflieger nach Mallorca gestartet. Durch Zukäufe von Billigfliegern wie der DBA kamen Städteverbindungen vor allem für Geschäftsreisende dazu und durch die Übernahme der Düsseldorfer LTU auch Langstreckenflüge vor allem in die Karibik, Thailand oder den indischen Ozean. Dazu baute die Linie Düsseldorf und Berlin zu Drehkreuzen auf und wollte der Lufthansa als weltweit agierende Netzwerklinie mit Umsteigeverkehr Konkurrenz machen. „Am Ende machten wir alles, und nichts richtig“, so ein hochrangiger Air-Berlin-Manager.



Der Plan zum Gesundschrumpfen auf Flüge ab Düsseldorf und Berlin soll nun die Rettung bringen. Er wurde freilich noch unter seinem Vorgänger Stefan Pichler entwickelt – und in entscheidenden Punkt bereist umgesetzt.

Flotten-Reduktion

Air Berlin schrumpft sich gesund – oder zumindest weniger krank. Insgesamt konzentriert sich die Airline stärker auf Langstrecken und seine Drehkreuze Berlin und Düsseldorf. Bis zum Februar saß die Fluglinie auf 137 Fliegern, fast alle flogen auf unrentablen Strecken. Nun sind es noch 75 Maschinen vornehmlich für die Langstrecken. Bis zu 38 Flugzeuge samt Besatzung sind an die Lufthansa vermietet, andere gehen in ein Ferienflieger-Bündnis mit Tuifly.

Effizientere Strukturen

Auch intern ist Air Berlin gerade voll im Umbau: Doppelstrukturen fallen weg, rund 1200 Stellen ebenfalls. Das erhöht die aktuellen Ausgaben,  soll die Linie aber langfristig wieder wettbewerbsfähig machen.

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Netzwerk- Vereinfachung

Mit dem Umbau gibt Air Berlin viele selten beflogene Nebenstrecken wie Paderborn-Mallorca oder Köln auf griechische Ferieninseln auf. Dadurch sinkt die Zahl der Routen von 387 auf weniger als 100. Das sorgt für niedrigere Betriebskosten – unter anderem durch weniger Leerflüge.

Sinkende Passagierzahlen

2016 flogen knapp 29 Millionen Passagiere mit Air Berlin. 2017 sollen es noch 19 Millionen sein. Doch weil die auf den gewinnträchtigeren Strecken fliegen und der Konzern Ausgaben spart, könnte sich das Ergebnis spürbar verbessern.

Neben den bereits bekannten Maßnahmen treibt Winkelmann den Umbau an Manchen Stellen radikaler voran als sein Vorgänger.

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