Togo „Als Unternehmer braucht man Inspiration“

Daimler ist mit car2go in China gestartet. In Beijing bietet das Start-up Togo bereits seit einem halben Jahr Carsharing mit Smarts an. Idee und Konzept sind vom Stuttgarter Unternehmen kopiert, sagt Gründer Wang Lifeng. Das versteht der 36-Jährige vor allem als Chance.

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Herr Wang, vor einem halben Jahr haben Sie Togo gegründet. Der Name klingt nicht nur wie das deutsche Unternehmen car2go, Sie setzen auch Smarts ein und haben ein vergleichbares Miet-Konzept.

Wang: car2go war definitiv das Vorbild für Togo. Die Idee ist als Kopie gestartet. Als Unternehmer braucht man Gründergeist, aber auch Inspiration. Jetzt arbeiten wir mit der Idee und machen sie besser als ihr Vorbild.

Zur Person

Woher kennen Sie das Konzept?

Als ich in Toronto studiert habe, hatte ich selbst keinen Führerschein. Aber meine Freunde sind alle mit car2go unterwegs gewesen. Zudem habe ich die Entwicklung des Unternehmens in den Medien verfolgt und mich mit Mitarbeitern von car2go in China getroffen.

Die Chinesen kaufen wie verrückt Autos. Wieso glauben Sie, dass Carsharing in China erfolgreich sein wird?

Mobilität hat sich in China verändert. Vor allem bei jungen Menschen. 70 Prozent unserer Kunden sind nach 1985 geboren. Sie sind auf der Suche nach Freiheit und einem nachhaltigeren Lebensstil. Ich bin seit zehn Jahren im Internet-Geschäft in China unterwegs und habe vor Togo zwei Unternehmen gegründet. Das Modell von Togo verstehe ich vor allem als Zwischenschritt. Aktuell müssen die Kunden noch selbst fahren. Langfristig liegt die Zukunft aber im autonomen Fahren. Da können wir zum Vorreiter werden.

Wie sich Carsharing auf die Nutzung anderer Verkehrsmittel auswirkt

Was hält die Stadt von Ihren Plänen?

Die Stadtregierung in Beijing und auch die lokalen Verkehrsbehörden unterstützen unsere Idee. Sie haben allerdings auch zum Ausdruck gebracht, dass sie hoffen, dass wir in Zukunft auf Elektroautos und lokale Marken setzen. In diese Richtung werden sicher auch Gesetze folgen.

Wie viele Kunden hat Togo aktuell?

Wir haben in den vergangenen vier Monaten 30.000 Kunden gewonnen. 25 Prozent sind aktive Nutzer, 70 Prozent sind bereits mehrfach mit unseren Autos unterwegs gewesen. Mitarbeiter haben wir mittlerweile 40, die Hälfte davon sind Programmierer.

Welche Probleme gibt es mit dem Konzept?

Weit weniger als wir selbst erwartet haben. Das liegt vor allem an unseren Kunden. Viele unserer Kunden haben im Ausland studiert und sind sehr gebildet. Sie verstehen das Konzept und sind extrem sorgsam mit unseren Autos. Es gibt beispielsweise kaum Unfälle, was uns sehr erstaunt hat.

Sie wollen bis August die Anzahl von 150 auf 500 Autos ausbauen. Woher kommt das Geld?

Wir haben ein großes Angel Investment im September bekommen. Im März konnten wir eine weitere Finanzierungsrunde abschließen. Die Höhe geben wir nicht bekannt. Wir schreiben auch noch keine schwarzen Zahlen, sondern investieren lieber weiter in unsere Flotte. Aber wenn wir weiterhin so wachsen, dann wird sich das bald ändern.

Plänen Sie bereits eine Expansion in andere Städte?

Bisher fokussieren wir uns auf Beijing. Natürlich sind aber auch andere große Städte wie Shanghai und Guangzhou für unser Modell interessant. Als Erstes denken wir über Shenzhen nach, wo wir bereits ein paar Testautos haben. Das macht uns auch besser als die Konkurrenz: Wir sind zwar absolute Newcomer, aber als ein Internetunternehmen sind wir beweglicher und können schnell Entscheidungen treffen.

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