Sanierung der Hochleistungskorridore „Einen Schienenersatzverkehr in dieser Größenordnung hat es noch nicht gegeben“

Quelle: dpa Picture-Alliance

Die Bahn plant die größte Infrastrukturoffensive ihrer Geschichte – und setzt auf Busse, um den Verkehrsinfarkt zu verhindern. Reisende werden Geduld brauchen.

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Die Deutsche Bahn will ihre besonders frequentierten Strecken sukzessiv runderneuern und bereitet Reisende darauf vor, 17 „Hochleistungskorridore“ je knapp fünf Monate lange zu sperren. Statt ICEs fahren ab Sommer 2024 zwischen Mannheim und Frankfurt oder ab 2025 zwischen Hamburg und Berlin Busse als Schienenersatzverkehr (SEV). So steht es in einem internen Bericht der verantwortlichen Bahn-Sparte DB-Netze. 

Die Rede ist von einem „massiven Bedarf an Bussen und Fahrern“ – in der Spitze werden über 700 Busse und wohl dreimal so viele Fahrer nötig sein, um die Baustellen zu überbrücken.

„Das Angebot soll so dimensioniert werden, dass alle Reisenden mit dem SEV befördert werden können“, heißt es darin im Namen von DB Netze. Demnach wären pro ankommenden ICE mit knapp 900 Plätzen bis zu 15 Reisebusse auf einmal notwendig, die vor dem Bahnhof geparkt werden müssen – eine organisationale Mammutaufgabe. „Einen Schienenersatzverkehr in dieser Größenordnung hat es bislang noch nicht gegeben. Niemand kann im Moment sagen, wie das genau organisiert werden kann“, sagte Matthias Stoffregen vom Schienenpersonenverband Mofair.

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Die Bahn wollte sich dazu nicht äußern. Ein Sprecher stellte aber fest, dass es während der Generalsanierung einen „leistungsfähigeren Ersatzverkehr“ geben muss als bei bisherigen Bauarbeiten.

Im Unternehmen gibt es die Sorge, dass der Bahn durch die vielen langen Baustellen die Kunden davonlaufen. In der Vergangenheit dauerte es Jahre, bis Reisende vom Auto wieder auf die Bahn zurückkehrten. Zudem sind die zu überbrückenden Strecken bis zu 70 Kilometer lang. Nötig sein werden deshalb eher Reisebusse mit Gepäckraum und Toiletten, statt rote Busse mit Stehplätzen.

Wie aus Branchenkreisen zu hören ist, erwägt die Bahn deshalb, den Auftrag der Ersatzbusse für die Korridore zentral an einen oder an eine Handvoll von Privatunternehmen zu vergeben, um die Qualität möglichst zu erhalten. Das ist auch der Wunsch von einigen Unternehmen oder dem Verband für Schienennahverkehr. Im Gespräch ist aber auch, dass der Bahn-Konzern selbst versuchen könnte, zusätzliche Busse und Fahrer zu beschaffen. Vor allem die Suche nach Fahrern dürfte schwierig werden. Allein in Baden-Württemberg, dem ersten Korridor-Kerngebiet, fehlen 1500 Fahrer.

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Offen ist bislang auch, wie der Schienenersatzverkehr finanziert wird. Doch zumindest hier hat die Bundesregierung am Dienstag die Tür zu einer schnellen Lösung aufgetan. Rund 45 Milliarden Euro fließen demnächst in den Ausbau der Infrastruktur. Möglich, dass ein Stück ausgerechnet dem Busverkehr zukommt.

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