Windanlagen-Hersteller Senvion meldet Insolvenz an

Quelle: dpa

Der Windanlagen-Hersteller Senvion hat Insolvenz angemeldet - und zwar in Eigenverantwortung. Das Unternehmen befindet sich mitten im Sanierungsprozess.

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Dem Hamburger Windkraft-Konzern Senvion geht mitten in der Sanierung das Geld aus. Das Unternehmen meldete am Dienstag Insolvenz an, der Vorstand bleibt im Eigenverwaltungs-Verfahren dabei aber am Ruder. Die Verhandlungen mit den Banken seien bisher erfolglos geblieben, teilte Senvion mit. Dabei sind zwei Hedgefonds Finanzkreisen zufolge bereit, 100 Millionen Euro in Form von Krediten bereitzustellen, mit denen Vorstandschef Yves Rannou das Geschäft fortführen will. Wenn die Banken doch noch zustimmten, „könnten wir den eingeleiteten Prozess abbrechen“, betonte er.

Senvion war durch Verzögerungen bei großen Projekten in einen finanziellen Engpass gerutscht, weil Umsätze ausblieben und Strafzahlungen an Kunden fällig wurden. In der Windkraft-Branche tobt ein heftiger Preiskampf, in dem die Marktführer Siemens Gamesa und Vestas kleinere Anbieter unter Druck setzen. Der ehemalige GE-Manager Rannou war Anfang des Jahres angetreten, den Auftragsstau abzubauen.

Das Tagesgeschäft solle weitergehen, sagte er am Dienstag. „Auch wenn es uns bisher noch nicht gelungen ist, durch eine Refinanzierung etwas mehr Freiraum zu gewinnen, so können wir doch auf ein grundsätzlich solides und starkes Geschäftsmodell bauen.“ Mit gut 4000 Mitarbeitern erwirtschaftete Senvion im vergangenen Jahr 1,45 Milliarden Euro Umsatz, operativ blieben aber nur rund 40 Millionen Euro Gewinn (Ebitda) übrig, halb so viel wie geplant.

Der Finanzinvestor Centerbridge, der 71 Prozent an Senvion hält, wäre Insidern zufolge auch bereit, seine Anteile mit den Hedgefonds Anchorage und Davidson Kempner zu teilen. Sie haben bereits die Mehrheit an einer 400 Millionen Euro schweren Anleihe von Senvion zusammengekauft und wollen die Papiere in Aktien tauschen. Centerbridge hatte in den vergangenen Monaten schon 82 Millionen Euro eingeschossen. Die Banken - allen voran Deutsche Bank und BayernLB - sperren sich gegen die neue Finanzspritze, weil sie damit die Wahrscheinlichkeit sinken sehen, dass sie ihre Kredite über 950 Millionen Euro zurückbekommen.

Mit dem Insolvenzantrag für die operativen Tochterfirmen Senvion GmbH und Senvion Deutschland setzt das Unternehmen sie zusätzlich unter Druck. Die börsennotierte Dachgesellschaft Senvion SA könnte in den nächsten Tagen folgen. In der Insolvenz in Eigenverwaltung, die das Amtsgericht Hamburg genehmigt hat, bleibt der Vorstand im Amt, bekommt mit dem Sachwalter Christoph Morgen nur einen zusätzlichen Aufseher. Unterstützt wird Senvion dabei von zwei Sanierungsexperten der Insolvenzverwalter-Kanzlei Görg.

Senvion-Aktien sackten am Dienstag um weitere rund 50 Prozent auf 0,59 Euro ab. Im Mai 2018 hatten sie noch knapp 12 Euro gekostet.

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