Deutsches Flugtaxi-Start-up Volocopter will noch in diesem Jahr abheben

Volocopter Quelle: Brandlab / Skyports / Volocopter / GRAFT

Der deutsche Flugtaxi-Hersteller Volocopter hat das Design für seine Landestellen vorgestellt. Die erste soll jetzt gebaut werden – und noch vor Jahresende in den Testbetrieb gehen. Allerdings nicht hierzulande.

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Die Haltestelle der Zukunft sieht aus wie der Showroom einer Luxusautomarke: Bodentiefe Glasfenster, LED-Leuchtstreifen in der Fassade. Im Innern: Lounge-Möbel zum Hinfläzen, elegante Ticketschalter mit Touch-Displays – und ein Flugtaxi, bereit zum Einsteigen.

Es ist der Design-Entwurf für einen so genannten Vertiport – eine Landeplattform für Flugtaxis. Vorgestellt hat ihn das Start-up Volocopter am ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin. „Wir wollen Flugtaxis zum Teil der Mobilität in Städten machen“, sagte Florian Reuter, CEO von Volocopter, im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. Dafür sei es notwendig, eine Infrastruktur aus Landeplätzen aufbauen.

Bei reinen Konzepten soll es nicht lange bleiben: Noch in diesem Jahr will Volocopter seine erste Hightech-Haltestelle in Betrieb nehmen. Dafür kooperieren die Gründer mit dem britischen Unternehmen Skyports, das sich auf den Bau der Infrastruktur für Drohnen und Lufttaxis spezialisiert hat. Das Design der Station stammt von der Berliner Agentur Brandlab. „Wir wollen bei den Passagieren Vertrauen für das neue Verkehrsmittel wecken“ , sagt Linda Stannieder, Co-Gründerin von Brandlab.

So sollen Flugtaxi-Stationen in Zukunft aussehen

Für das Pilotprojekt haben die drei Unternehmen Singapur auserkoren. Der asiatische Stadtstaat will den Deutschen den Testbetrieb seines Volocopters erlauben. Bei zahlreichen Probeflügen soll sich zeigen, wie reibungslos der Flugbetrieb in der Praxis laufen kann und wie sich die Reise für die Kunden anfühlen wird. Auch in Deutschland soll der Volocopter dieses Jahr noch zu größeren Testflügen abheben, kündigte Reuter an.

Landeflächen auf dem Boden und auf Dächern

In den futuristischen Flugtaxi-Stationen sollen Passagiere künftig etwa per Handy einchecken und auf ihr Lufttaxi warten. Sobald ein Volocopter landet, wird er von einem Transport-Roboter, ähnlich wie sie in Logistik-Warenlagern eingesetzt werden, von der Landestelle in das Gebäude gezogen. Dort nimmt ein anderer Roboter den Akku des Fliegers heraus und setzt einen frisch geladenen ein. Die Passagiere steigen ein, das Flugtaxi wird wieder hinausgezogen – und hebt ab. Nur wenige Minuten sollen die Startvorbereitungen, die so beinahe an einem Boxenstopp aus dem Motorsport erinnern, dauern.

Wo genau der erste Vertiport in Singapur entstehen soll, verriet Reuter nicht. Klar ist: Die Landeplätze können sowohl auf Freiflächen errichtet werden, als auch auf den Dächern von Hochhäusern oder Bahnhöfen. Eineinhalb Millionen Dollar kostet der Bau einer Station. Duncan Walker, Managing Director von Skyports, hat große Pläne: „Wir wollen in den nächsten fünf Jahren in sehr vielen Städten auf der Welt Vertiports bauen.“ Die Investitionen würden langfristig im Bereich von mehreren Milliarden Euro liegen.

Ganz ohne Gegenwind dürften sich die Pläne der Luftfahrt-Pioniere allerdings nicht umsetzen lassen: Heute schon protestieren Anwohner gegen neue Startbahnen – künftig dürften Flugplätze mitten in der Stadt ähnliche Debatten auslösen. Volocopter-CEO Reuter gibt sich optimistisch: „Der Volocopter ist extrem sicher“, sagt er, „und er ist extrem leise.“ In 75 Metern Distanz sei das Geräusch der Rotoren nur noch so laut wie das eines herkömmlichen Hubschraubers, der 500 Meter weit weg sei.

Die Pilotversuche in der Stadt sollen helfen, Akzeptanz für das neue Verkehrsmittel zu schaffen, hofft Reuter. Aber auch die Behörden gilt es noch zu überzeugen. Geklärt werden müsse zudem, wie sich Flugtaxis in das Luftraummanagement integrieren ließen, sagt Reuter. In ein paar Jahren seien schließlich auch Transportdrohnen über den Städten unterwegs, die den bemannten Fliegern nicht in die Quere kommen dürfen.

Bis dahin will Volocopter die Produktion seines Elektrofliegers hochfahren. Dazu kooperieren die Bruchsaler mit dem Autobauer Daimler – einem der führenden Investoren des Start-ups. Gut 31 Millionen Euro hat Volocopter inzwischen eingesammelt, um seine Vision zu verwirklichen. In Zukunft könne es weltweit Fertigungsstätten für das Flugtaxi geben, sagt Alexander Zosel, Gründer von Volocopter.

Skyports möchte die Landeplätze auch anderen Flugtaxi-Herstellern zur Verfügung stellen. Neben Volocopter arbeiten in Deutschland auch das Start-up Lilium und der Flugzeugbauer Airbus an Flugtaxis. Weltweit sind mehr als 60 Flugtaxis in Arbeit. Volocopter-CEO Reuter will im Jahr 2025 mehrere Routen kommerziell betreiben – und dann das Netz ausbauen.

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