Kostenloses Girokonto Was der Wechsel zur Direktbank bringt

Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon glaubt nicht mehr ans kostenlose Girokonto, immer mehr Deutsche wechseln zu einer Direktbank, die weiter kostenlose Konten anbietet. Welche Fragen sich Kunden dabei stellen sollten.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Welche Länder welche Kontogebühren kassieren
EZB Quelle: dpa
frankreich, negativzins Quelle: REUTERS
dänemark, negativzins Quelle: dpa
Italien, negativzins Quelle: dpa
Großbritannien, Negativzins Quelle: dpa
Schweiz, Negativzins Quelle: dpa
Spanien, Negativzinsen Quelle: REUTERS

Deutsche Bank-Chef John Cryan klagte am Mittwoch auf einem großen Branchentreffen über den hohen Wettbewerb auf dem deutschen Bankenmarkt. In kaum einem anderen Land seien die Gebühren für Konten und Bankleistungen so niedrig wie in Deutschland. Insbesondere in den USA würden Verbraucher ein Vielfaches dafür zahlen. Trotzdem erwarten viele, dass die Kostenlos-Kultur auch in der Bundesrepublik zu Ende geht. Sparkassenverbands-Präsident Georg Fahrenschon sagte am Freitag gegenüber der "Bild"-Zeitung zum wiederholten Mal, dass er davon ausgehe, es werde in einigen Jahren keine kostenlosen Konten mehr geben.

Tatsächlich bewegt die Gebührendiskussion die deutschen Sparer. Die Google-Anfragen für Suchbegriffe wie "kostenloses Girokonto" sind in den vergangenen Wochen deutlich angestiegen. Davon profitieren vor allem die Direktbanken, die weiterhin kostenlose Konten im Angebot haben. Denn neben einigen Sparkassen hat unter anderem die Postbank kürzlich ihre Kontogebühren erhöht, zugleich werden andere Bankleistungen wie Papier-Überweisungen immer teurer. Die Kunden lassen sich das offenbar nicht gefallen und weichen aus.

Man sehe ein „starkes Wachstum“ bei neuen Girokonten, erklärte die ING Diba auf Anfrage der WirtschaftsWoche. An einzelnen Tagen hätten fast 2000 neue Kunden ein Girokonto bei der Direktbank abgeschlossen. Insgesamt seien deutlich mehr Konten eröffnet worden als in den Vorjahren. Allein von Januar bis August wurden fast 200.000 neue Kunden gewonnen, so die ING Diba.

"Bis auf Weiteres kostenlos"

Ähnlich sieht es bei der Deutschen Kreditbank (DKB) aus, die genau wie die ING Diba weiterhin ein kostenloses Girokonto anbietet. Es habe in den vergangenen Wochen einen Anstieg bei den Neuabschlüssen gegeben, teilt die Direktbank auf Anfrage mit. Die comdirect registrierte ebenfalls mehr Anfragen.

Entgegen den Erwartungen von Fahrenschon wollen sich die Direktbanken natürlich nicht auf ein Ende des kostenlosen Kontos festlegen, im Gegenteil. ING Diba, DKB und comdirect erklärten, das kostenlose Konto bis auf Weiteres weiter anbieten zu wollen. Ähnliches ist von der Commerzbank zu hören, die als eine der wenigen Filialbanken am kostenlosen Konto festhält.

Was dieses "bis auf Weiteres" am Ende heißt, kann keiner sagen, da niemand weiß, wie lange die Zinsen so niedrig bleiben wie jetzt. Auch Fahrenschon will sich in seiner Aussage nicht auf ein konkretes Ende des Gratiskontos festlegen.

Bleiben die Zinsen niedrig, verdienen Banken mit Girokonten und den Einlagen der Kunden kein Geld mehr. Früher konnten sie die Einlagen ihrer Kunden anlegen und so gute Erträge generieren. Zudem wurden Gratis-Konten quersubventioniert. Eine Finanzierungsquelle sind beispielsweise hohe Dispozinsen, die Kunden zahlen müssen, wenn sie ihr Konto für eine gewisse Zeit überziehen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%