Zukunft im Blick Die Nominierten für den Deutschen Innovationspreis

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Vectoflow: Messen im Strom 

Man könnte die Antwort auch frech nennen. Aber wahrscheinlich war sie einfach angemessen. Als das bayerische Unternehmen Vectoflow Anfang des Jahres die Anfrage vom US-Konkurrenten Aeroprobe erhielt, wie es denn mit einer Übernahme aussehen könnte, konterte Firmenmitgründerin Katharina Kreitz: „Schauen wir mal, wer wen kauft.“ 

Tatsächlich ist dem 2015 gegründeten Unternehmen aus dem Münchener Vorort Gilching ein Blitzstart in einer dynamisch wachsenden Marktnische geglückt. Die von einem Gründerduo geführte Hightechfirma hat sich auf das Design und die Produktion von extrem präzisen und robusten, gleichzeitig aber auch winzig kleinen Messsonden spezialisiert. Ein kleines, aber stark wachsendes Geschäftsfeld, dessen jährliches Geschäftsvolumen die Gründer aktuell auf gut eine halbe Milliarde Euro weltweit taxieren.

Die Sonden können – von Luft über Wasser bis Öl – jedes Medium exakt erfassen, das strömt. Dabei können die Spezialsensoren je nach Anwendung Druck, Geschwindigkeit, Temperatur oder auch Windrichtungen registrieren. „Sie arbeiten so schnell und präzise“, erzählt Kreitz, „dass beispielsweise damit ausgerüstete Drohnen bei Böen gegensteuern können, bevor das Fluggerät überhaupt ins Schwanken kommt.“

Die kleinste Metallsonde der Welt

Um die komplexen Strömungssonden so sensibel und gleichzeitig so klein wie möglich zu bauen, setzen die Münchener Gründer auf 3-D-Druck. So ist es gelungen, sowohl die mit 0,9 Millimetern Außendurchmesser bisher kleinste Metallsonde als auch die temperaturbeständigste Sonde der Welt herzustellen.

Die Größe ist entscheidend, denn nur wenn die Messfühler selbst so gut wie keine Verwirbelungen erzeugen, sind die Ergebnisse zuverlässig. Kreitz, die an der TU München Maschinenbau studiert und ihren Mitgründer Christian Haigermoser als Werkstudentin beim Autohersteller BMW kennengelernt hat, ist von der Überlegenheit ihrer Technik überzeugt: „Wir arbeiten am absoluten Minimum des technisch Machbaren.“

Inzwischen zählt die Firma mit ihren 15 Mitarbeitern, die seit Beginn profitabel arbeitet, Konzerne wie Airbus, ABB, BMW, GE und die Raumfahrtbehörden ESA und NASA zu ihren Kunden. Für die designt und fertigt das Team aus Gilching die benötigten Bauteile exakt nach Bedarf und testet diese im eigenen Überschallwindkanal.

Dabei profitiert das Gründerduo auch von der engen und frühen Zusammenarbeit mit dem 3-D-Druck-Spezialisten EOS aus dem nahegelegenen Krailingen. EOS-Gründer Hans Langer ist zudem über seine Beteiligungsfirma seit 2015 – als einziger externer Geldgeber – bei Vectoflow investiert. „Das hilft uns enorm“, sagt Kreitz, „denn so bekommen wir Zugriff auf modernste Produktionstechnik und teils sogar Vorserienmaschinen, ohne die wir manche Bauteile gar nicht herstellen könnten.“ Und Langer kann demonstrieren, was seine Drucker zu leisten im Stande sind.

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