Wikileaks-Gründer Julian Assange hat für die kommenden Monate eine Vielzahl neuer Veröffentlichungen auf der Enthüllungs-Plattform angekündigt. Geplant sei, in den nächsten zehn Wochen jede Woche neues Material zu publizieren, sagte Assange am Dienstag in einer Live-Übertragung nach Berlin. Einiges davon werde auch den laufenden US-Wahlkampf betreffen. Assange machte aber keine näheren Angaben dazu, um welche Art von Informationen genau es dabei gehen soll. Die Dokumente stammten aus drei mächtigen Organisationen aus drei verschiedenen Ländern, hieß es ergänzend.
Für die Veranstaltung zum zehnten Jahrestag der Registrierung der Web-Adresse von Wikileaks waren im Netz auch Enthüllungen über US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton in Aussicht gestellt worden. Sie blieben aus. „Sie müssen verstehen, dass wenn wir etwas mit Bezug zu den Vereinigten Staaten veröffentlichen wollen, wir das nicht um drei Uhr nachts machen würden“, sagte Assange mit Blick auf die Ortszeit in den USA.
Assange, der seit Jahren in der Botschaft Ecuadors in London festsitzt, wurde zu der Veranstaltung in der Berliner Volksbühne per Video zugeschaltet. Ursprünglich wollte Assange vom Balkon der Botschaft in London sprechen, in dem er Asyl hat, der Auftritt wurde jedoch unter Hinweis auf Sicherheitsüberlegungen abgesagt. Assange machte auf Anfrage keine Angaben dazu, was genau die Sorgen waren.
Protokoll einer Achterbahnfahrt - Der Wahlkampf in den USA
Trump findet, der ehemalige Präsidentschaftskandidat und Vietnam-Veteran John McCain sei kein Kriegsheld. „Trump ist nach Beleidigung erledigt“, titelt die „New York Post“ daraufhin.
Bernie Sanders, der für die Demokraten kandidieren will, nimmt seine Konkurrentin Clinton bei einer TV-Debatte in Schutz: „Das amerikanische Volk hat die Diskussion über ihre verdammten Emails satt.“
Clinton muss elf Stunden lang in einem Ausschuss Fragen zum Anschlag von Bengasi beantworten.
Nach einem Terrorangriff in San Bernardino fordert Trump ein komplettes Einreiseverbot für Muslime.
Beim Auftakt der Vorwahlen in Iowa gewinnt bei den Republikanern der texanische Senator Ted Cruz, Trump kommt nur auf den zweiten Platz. Clinton siegt sehr knapp vor Sanders.
Trump sagt, er wolle noch viel schlimmere Verhörmethoden als Waterboarding einsetzen.
Papst Franziskus sagt, Trump verhalte sich unchristlich. Trump sagt, Franziskus sei von Mexikos Regierung irregeleitet worden.
Trump und Clinton gehen als klare Sieger aus dem „Super Tuesday“ mit Vorwahlen in mehreren Bundesstaaten hervor.
Trump siegt in weiteren Staaten. Einige Republikaner reden über eine Kampfabstimmung auf dem Parteitag. Clinton gewinnt auch, hat aber weiter Probleme. Es ist Halbzeit.
Trump sagt, er wolle weniger für die Nato zahlen. Wenige Tage später meint, er es wäre für Japan oder Südkorea besser, wenn sie Atomwaffen besäßen. Dann sagt Trump, Frauen müssten für Abtreibungen bestraft werden.
Trump gewinnt die Vorwahl in Indiana. Cruz und Kasich steigen aus dem Rennen aus. Clinton verliert gegen Sanders.
Trump hat genügend Delegierte für die Präsidentschaftskandidatur zusammen.
Clinton erreicht die notwendige Zahl an Delegierten.
Am Tag nach dem Brexit-Schock preist Trump in Schottland den Ausgang des Referendums.
Das FBI empfiehlt, in der E-Mail-Affäre keine Anklage gegen Clinton zu erheben.
Sanders erklärt seine Unterstützung für Clinton.
Trump macht den Gouverneur Mike Pence zu seinem Vizepräsidentenkandidaten.
Trump ist offiziell Präsidentschaftskandidat.
Clinton macht den ehemaligen Gouverneur Tim Kaine zu ihrem Vizepräsidentenkandidaten.
Wikileaks veröffentlicht gehackte E-Mails der Demokraten. Einen Tag später tritt die Parteivorsitzende Debbie Wasserman Schultz zurück.
Clinton ist offiziell Präsidentschaftskandidatin.
Clinton verlässt eine Gedenkfeier frühzeitig. Sie hat eine Lungenentzündung und muss pausieren.
Trump erkennt erstmals an, dass Präsident Barack Obama in den USA geboren wurde - behauptet aber, Clintons Seite habe die Zweifel daran in die Welt gesetzt.
Vor zehn Jahren, am 4. Oktober 2006, wurde die Website von Wikileaks registriert. Die ersten Veröffentlichungen der Enthüllungsplattform folgten zum Jahresende. Seither sorgten die Aktivisten um Assange mit zahlreichen Veröffentlichungen, unter anderem aus den Kriegen im Irak und Afghanistan oder dem US-Gefangenenlager Guantanamo für Aufsehen. In Deutschland deckten geleakte Dokumente auf der Website etwa auf, dass Bundeskanzlerin Angela Merkels Handy abgehört wurde.
Zwischenzeitlich hatte die Aktivität nach einem Zerwürfnis in der Führung von Wikileaks und den juristischen Problemen von Assange nachgelassen. Er lebt seit Sommer 2012 im Asyl in der Botschaft Ecuadors, um einer Auslieferung nach Schweden zu entgehen, wo gegen ihn wegen Vorwürfen sexueller Nötigung ermittelt wird. Assange erklärt, er müsse befürchten, von Schweden in die USA ausgeliefert zu werden.
TV-Duelle in US-Präsidentschaftswahlkämpfen
Demokrat John F. Kennedy gegen Republikaner Richard Nixon - die erste Präsidentschaftsdebatte, die live im Fernsehen übertragen wurde. Kennedy bestach durch Charme und ein sonnengebräuntes Äußeres. Nixon, der zuvor im Krankenhaus lag, wirkte dagegen unrasiert und so unsympathisch, dass er seine Chancen verspielte. Kennedy konnte die Wähler für sich gewinnen. Bis 1976 wagte sich kein Kandidat mehr an ein öffentliches Duell.
Folgenreiches TV-Duell zwischen dem Demokraten Jimmy Carter und dem amtierenden Präsidenten Gerald Ford. Nach einer erfolgreichen ersten Debatte brachte sich Ford in eine unglücklich Lage. Er behauptete mitten in Zeiten des Kalten Krieges: „Es gibt keine Dominanz der Sowjetunion in Osteuropa, und unter einer Regierung Ford wird es auch keine geben.“ Ford verlor die Wahl.
Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Jimmy Carter und dem Republikaner Ronald Reagan. Reagan, als erfahrener Schauspieler um einiges besser vor den Kameras, überzeugte die Zuschauer mit Witz und Charisma. Mit der Frage: „Geht es ihnen besser als vor vier Jahren?“, traf er vor allem mit Blick auf die Wirtschaftslage einen Nerv.
Präsident Reagan sticht wortgewandt den Demokraten Walter Mondale aus. Der damals 73-Jährige, im Duell auf sein hohes Alter angesprochen, sagt: „Ich werde Altersfragen in dieser Kampagne nicht thematisieren. Ich werde die Jugend und Unerfahrenheit meines Opponenten nicht politisch ausschlachten.“ Reagan wurde wiedergewählt. Rund 67 Millionen Zuschauer verfolgten das Duell.
Verhängnisvoll war eine Aussage des demokratischen Gouverneurs Michael Dukakis. Er sprach sich im TV-Duell gegen die Todesstrafe aus, selbst wenn seine Frau Opfer eines Gewaltverbrechens würde. Er verlor gegen den Republikaner George H. W. Bush.
Erstmals war neben George H. W. Bush und dem Demokraten Bill Clinton auch ein dritter Kandidat dabei, Ross Perot. Präsident Bush wurde für seinen Auftritt kritisiert, da er ständig auf die Uhr schaute, während die anderen Kandidaten sprachen.
Zwischen dem amtierenden Präsidenten Clinton und dem ehemaligen Senator aus Kansas, dem Republikaner Bob Dole, gab es zwei TV-Debatten. Clinton überzeugte in der Debatte souverän und behauptete sich als Präsident.
Der demokratische Vizepräsident Al Gore konnte in den Debatten die Zuschauer nur wenig überzeugen. Er schüttelte den Kopf oder stöhnte hörbar auf, wenn George W. Bush zu Wort kam. Einige Medien kritisierten Gore als selbstgefällig.
Für John Kerry wurde das TV-Duell zum Verhängnis. Das Thema Irak förderte bei Kerry größere Wissenslücken zu Tage. George W. Bush entschied die Wahl erneut für sich.
Zwischen dem Republikaner John McCain und dem Demokraten Barack Obama gab es drei TV-Debatten. Obama wirkte souverän und kompetent.
Präsident Barack Obama und der frühere Gouverneur aus Massachusetts, Mitt Romney, standen sich in drei hitzigen Debatten gegenüber. Mitt Romney zeigte jedoch Lücken, etwa seine Unkenntnis über die geografische Lage von Syrien, Irak und Iran. Obama präsentierte sich selbstbewusst.
Zuletzt sorgte Wikileaks aber wieder mit Veröffentlichung interner E-Mails aus der Parteizentrale der Demokraten für Aufsehen. Dass Wikileaks damit indirekt den republikanischen Kandidaten Donald Trump unterstützt, wies Assange am Wochenende in einem „Spiegel“-Interview zurück. Man verstehe sich als unabhängige Organisation und könne keine Rücksicht nehmen, wenn in einem Land gerade Wahlen anstehen, sagte Assange. Er habe keinerlei Affinität für den republikanischen Präsidentschafts-Kandidaten Trump, erklärte er am Dienstag.
In den USA hatten IT-Sicherheitsexperten erklärt, dass die E-Mail-Server von Hackern mit Verbindung zu russischen Geheimdiensten geknackt worden seien. Das brachte Wikileaks auch den Vorwurf ein, sich zum Instrument Moskaus zu machen - was Assange zurückweist.