
BMW will im kommenden Jahr eine kleine Flotte selbstfahrender Pkw in der Münchner Innenstadt testen. Im Jahresverlauf sollen rund 40 computergesteuerte Fahrzeuge an den Start gehen, sagte BMW-Manager Klaus Büttner. „Hinter jedem Steuer sitzt ein trainierter Testfahrer“, der bei Bedarf eingreifen und das Auto per Hand lenken könne. Zudem sei zur Sicherheit jeweils ein Folgefahrzeug dabei. Wie Büttner weiter sagte, sollen später auch in anderen Städten im In- und Ausland solche Testflotten den Betrieb aufnehmen. Details wollte er nicht nennen.
Gegenverkehr, Parkplatzsuchende, Radfahrer und Fußgänger – was für geübte Autofahrer im Stadtverkehr Alltag ist, macht Computern und Sensorik bei der Erfassung von Verkehrssituationen noch Probleme. Tausende Testkilometer und -situationen sollen hier Abhilfe schaffen. Versuche mit selbstfahrenden Autos fanden lange Zeit vor allem auf der Autobahn statt.
Das autonome Fahren gilt als eine der Schlüsseltechnologien für die Mobilität der Zukunft. Autobauer wie BMW oder die Konkurrenten Daimler und Audi stecken Milliarden in Forschung und Erprobung der Technik – in der Hoffnung, irgendwann eine Führungsrolle einzunehmen. Neben der Fahrzeugindustrie liebäugeln auch Anbieter aus der IT-Branche damit.
Der US-Internetkonzern Google und der italienisch-amerikanische Autobauer Fiat Chrysler wollen etwa gemeinsam eine Flotte von 100 selbstfahrenden Minibussen auf die Straße bringen. Andere Fahrzeughersteller scheuen vor solchen Kooperationen zurück, weil sie fürchten, zum Zulieferer degradiert zu werden, während die Technologiekonzerne die Gewinne abschöpfen. Denn autonom fahrende Flotten könnten künftig ganz neue Geschäftsfelder eröffnen – fernab vom klassischen Modell: Autos bauen und verkaufen. Dem Fahrdienst-Anbieter Uber wird beispielsweise nachgesagt, autonom steuernde Fahrzeuge bei einem Autobauer kaufen zu wollen.
„Jeder spricht von Uber oder Lyft“, sagte BMW-Chef Harald Krüger. „Wir setzen andere Schwerpunkte.“ Der Münchner Konzern werde die Mobilitätsdienstleistungen ausweiten und habe mit seinem Flottengeschäft dabei langfristig viele Möglichkeiten. BMW wolle in der Lage sein, dank eigener starker Finanzkraft Innovationen zu stemmen. „Wir wollen ganz vorne mitspielen und auch andere ärgern.“ Bei manchen Dingen wie Kartendiensten oder Ladeinfrastruktur für Elektroautos seien indes Allianzen sinnvoll.
Meilensteine der BMW-Geschichte
Gründung der Bayerischen Flugzeugwerke in München
Umbenennung in Bayerische Motorenwerke (BMW)
Bau des ersten Motorrads, der R32
Übernahme der Fahrzeugwerke in Eisenach und Bau des ersten BMW-Autos Dixi, mit Lizenz des englischen Autobauers Austin
BMW entwickelt den 303 – mit der seither charakteristischen Niere als Kühlergrill.
BMW baut Motoren für die Luftwaffe und beschäftigt rund 25.000 Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge. Nach Kriegsende verliert das Unternehmen das Werk Eisenach.
Erstes Nachkriegsauto ist 1952 der große „Barockengel“ 501, 1955 folgt die winzige Isetta.
BMW steckt tief in den roten Zahlen, die 6500 Mitarbeiter fürchten um ihre Arbeitsplätze, Daimler will BMW übernehmen. Überraschend steigt der Batteriefabrikant Herbert Quandt als Sanierer ein.
Das Mittelklasse-Auto BMW 1500 bringt den Durchbruch.
Eberhard von Kuenheim wird Vorstandschef. In seiner 23-jährigen Amtszeit expandiert BMW weltweit.
Start der 3er-Reihe – bis heute das meistverkaufte BMW-Modell
Das US-Werk Spartanburg wird eröffnet, zudem wird der englische Autohersteller Rover (Land-Rover, MG, Mini) gekauft.
Nach Milliardenverlusten mit Rover zieht BMW die Reißleine, nur der Mini bleibt im Konzern. Joachim Milberg löst als Vorstandschef Bernd Pischetsrieder ab.
BMW startet das erste Joint Venture in China
BMW verkauft mehr Autos als der bisherige Marktführer Mercedes – auch dank des 2003 erstmals eingeführten Kompaktmodells der 1er Baureihe.
Im BMW-Werk Leipzig läuft das Elektroauto i3 vom Band – mit einer modernen Kohlefaser-Karosserie.
BMW will gemeinsam mit dem US-Chipriesen Intel und dem israelischen Kameratechnik-Spezialisten Mobileye 2021 selbstfahrende Autos auf die Straße bringen. Krügers Angaben zufolge ist es noch zu früh zu sagen, ob sie gleich für Gewinn sorgen. Aber mit Fahrerassistenzsystemen, von denen immer mehr angeboten werden, verdiene BMW schon heute Geld. Experten des Autobauers zufolge machen bei Fahrdienst-Anbietern derzeit die Fahrer die Hälfte der Kosten aus. BMW-Manager Tony Douglas sagt: „Wenn der Fahrer weg ist, hat man die Lizenz zum Gelddrucken.“