44,3 Grad Celsius Thailand ächzt unter Rekord-Hitze

Sommerliche Rekordtemperaturen setzen Mensch und Tier in Thailand zu. Im Königreich herrscht die schlimmste Hitzewelle seit Jahrzehnten. Die extreme Hitze treibt auch den Energieverbrauch im Land auf Rekordwerte.

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Auf diesem Nasa-Satellitenbilder ist die extreme Hitze in der Region gut zu erkennen. Quelle: AP

Bangkok Der April ist in Thailand der heißeste Monat des Jahres und immer ziemlich schweißtreibend. Aber so sengend wie dieses Jahr ist es im Königreich selten. Die Hitzewelle ist die längste seit mindestens 65 Jahren, die Gesundheitsbehörden warnen vor Risiken.

Bisher lagen die Temperaturen im Durchschnitt noch unter den Rekordwerten der Vergangenheit – doch der thailändische Sommer dauert ja noch an. In diesem April heizte sich die Luft im Durchschnitt auf über 40 Grad Celsius auf, an einem Tag sogar auf 44,3 Grad Celsius.

Das lag nur wenig unter dem Allzeithoch, das auf den Tag genau vor 56 Jahren gemessen wurde: An jenem 27. April 1960 brütete die nördliche Provinz Uttaradit unter 44,5 heißen Grad Celsius. Normalerweise liegt die Durchschnittstemperatur im April bei 38 Grad Celsius.

Die Hitzewelle sorgt auch noch für ganz andere Rekorde: Der Energieverbrauch stieg vergangenen Dienstag auf Höchstwerte. Landesweit verschlangen Klimaanlagen, Kühlschränke und andere elektrische Geräte mehr als 29.000 Megawatt, wie der staatliche Versorger Electricity Generating Authority mitteilte.

Schon in den Tagen zuvor hatte der Stromverbrauch immer neue Spitzenwerte markiert. EGAT ermahnte jetzt die Öffentlichkeit, Klimaanlagen nicht den ganzen Tag laufen zu lassen und bat um eine tägliche Stromsparpause zwischen 14.00 und 15.00 Uhr bis 20. Mai.

Wegen der Hitze warnen die Gesundheitsbehörden vor fast allem – von lebensmittelbedingten Krankheiten bis zum Ertrinken. Schließlich fällt die Hitzewelle zusammen mit den Schulsommerferien, und im April fanden schon 135 Kinder den Tod im Meer. „Bleiben Sie im Haus, begrenzen Sie ihre Aktivitäten draußen, tragen Sie Sonnenbrillen“, lauten einige der Tipps, die das Institut für Seuchenkontrolle gibt.


Eisiges Fleisch für den Tiger

Auch andere Länder der Region bekommen die außergewöhnliche Hitze zu spüren, die Wissenschaftler als Folge des Klimaphänomens El Niño ansehen. Die Erwärmung von Teilen des Pazifiks beeinflusst das Wetter weltweit und trägt dazu bei, dass die Temperaturen global steigen. El Niño wird auch verantwortlich gemacht für die schwerste Dürre seit Jahrzehnten in der Region.

Die 30-jährige Jarossanon Thovicha hat ihre eigenen Strategien, um mit der Hitze in der Hauptstadt fertig zu werden. „Ich stelle zu Hause immer die Klimaanlage und den Ventilator an, außerdem habe ich immer Eiskrem im Kühlschrank“, erzählt die Frau, die in der Modebranche arbeitet. Allerdings fürchtet sie sich auch vor der nächsten Stromrechnung: „Mein Mann und ich verbringen die Wochenenden immer im Einkaufszentrum, um Strom zu Hause zu sparen.“

Aber auch die Tiere in der Region leiden unter der ungewöhnlichen Hitze. Im Nachbarland Kambodscha brach vergangenen Freitag ein Elefant tot zusammen, der Touristen in die weltberühmte Tempelanlage Angkor Wat schaukeln sollte. Das Unternehmen Angkor Elephant Company erklärte, der Dickhäuter habe wegen der hohen Temperaturen offenbar einen Herzinfarkt erlitten.

Der Dusit-Zoo von Bangkok stellte die Ernährung seiner Tiere auf die Temperaturen ein: „Tiger bekommen Fleisch in einer Art Eis am Stil“ sagt Saowaphang Sanannu von der Abteilung Tierpflege und Forschung. „Dafür frieren wir Schweinekeulen und Fleischstücke ein und füttern die Tiere, während wir sie gleichzeitig kühlen.“ Für Schimpansen, Orang-Utans und andere Primaten wird Ähnliches mit Obst zubereitet. Wild, Giraffen und Elefanten bekommen mehr Schatten und Sprenkelanlagen, Bären können sich in ihren Anlagen unter Wasserfällen erfrischen.

Aufatmen können Mensch und Tier vielleicht zum Wochenende hin. Dann soll es vereinzelt Tropenstürme geben, bevor die große Hitze zurückkehrt und bis zum Beginn des Monsuns Mitte Mai andauern könnte.

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