Castleton Ex-Soldat sorgt für Wirbel im Rohstoffhandel

William Reed ist ein Mann mit vielen Talenten: Soldat, Mathematiker, Verhandlungsstratege. Seit er vor drei Jahren das Management beim Unternehmen Castleton übernommen hat, revolutioniert er den Rohstoffhandel.

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Das Unternehmen Castleton mit CEO William Reed mischt den Rohstoffhandel auf. Quelle: dpa

Stamford Ein ehemaliger US-Soldat und Mathematiker sorgt derzeit für Umwälzungen in der Welt des Rohstoffhandels. Seit er vor knapp drei Jahren eine Management-Übernahme bei Castleton Commodities International LLC anführte, hat CEO William Reed viele Akquisitionen getätigt.

Unterstützt wird er dabei von Hedgefonds und Milliardären. Zwei Monate nach der Übernahme des Ölgeschäfts von Morgan Stanley hat Reed Castleton zu einem der größten unabhängigen Energiehändler gemacht.

Das Besondere an Castleton sind die dicken Brieftaschen seiner Anteilseigner, zu denen Paul Tudor Jones und Glenn Dubin, Gründer von Highbridge Capital Management, gehören. Sie finanzierten die Globalisierung des Geschäfts der Firma aus Connecticut. Die Gewinne von Castleton nähern sich inzwischen denen der größten unabhängigen Händler wie Gunvor Group Ltd. oder Mercuria Energy Group Ltd. an.

„Castleton ist das neue Modell des Rohstoffhandels“, sagt Craig Pirrong, Finanzprofessor an der Universität Houston. „Sie haben die Vorteile eines nicht börsennotierten Unternehmens, kommen aber leicht an große Kapitalsummen.“

Der 49-jährige Reed war in den 90-er Jahren als Juniorhändler für Erdgas und Strom bei Enron Corp. in das Geschäft eingestiegen. Für Castleton kaufte er Kraftwerke in Texas, Kohleterminals in Kentucky, Öllagertanks in Schanghai und Erdgasquellen in Colorado. Die Einkaufstour gipfelte im „Project Horizon“ - Codename für die Übernahme des Ölhandelsgeschäfts von Morgan Stanley.

Im vergangenen Jahr hat sich der Nettogewinn von Castleton gegenüber 2013 auf 236 Mio. Dollar mehr als verdoppelt, wie aus einer Unternehmenspräsentation hervorgeht, die Bloomberg vorliegt. Mercuria verdiente im selben Jahr 273 Mio. Dollar, bei Gunvor waren es 267 Mio. Dollar. Mike Geller, externer Sprecher von Castleton, wollte sich zur Profitabilität des Unternehmens nicht äußern.

Das Wachstum dürfte weitergehen. Das von Morgan Stanley übernommene Ölgeschäft generierte 2013 einen Nettoumsatz von 281 Mio. Dollar, wie die New-Yorker Bank im Dezember in einer internen Präsentation mitteilte, von der ein Exemplar Bloomberg vorliegt.

Die Bank handelte im vergangenen Jahr rund 1,9 Mio. Barrel pro Tag. Durch den Morgan-Stanley-Deal werden mehr als hundert weitere Mitarbeiter zu Castleton kommen, die derzeit weltweit bereits über 650 Personen beschäftigt.

Das Unternehmen dürfte wohl noch weitergehende Ambitionen haben, vor allem weil noch weitere Banken wie Barclays Plc oder JPMorgan Chase & Co. ihre Rohstoffhandelsabteilungen verkleinern. Laut Unternehmenspräsentation liegen die Hauptinteressen von Castleton in „Energieerzeugung weltweit, vorgelagerten Bereichen des nordamerikanischen Erdgasgeschäfts sowie Beteiligungen im Midstream-Energiebereich in Asien und Südamerika.“


Castleton – ein Anwärter für die Spitze

Castleton hat begonnen, auch Metallhändler einzustellen, aber Reed selbst kennt sich mit Strom und Gas am besten aus. Nach seinem Karrierestart bei Enron in Houston ging er zu American Electric Power Co., wo er Leiter des Handels war.

Dann half er bei der Gründung des Hedgefonds Saracen Energy Partners mit, der 1,4 Mrd. Dollar verwaltete, als Reed ihn 2007 verließ. Er ging zu Louis Dreyfus Highbridge Energy, wo er ein Jahr später CEO wurde. Das Unternehmen wurde im Januar 2013 zu Castleton, nach der Management-Übernahme durch Reed und Dubin, der Chairman ist. Der Name stammt von Dubins Bauernhof in Colorado.

Reed diente von 1988 bis 1990 als Chef einer Hubschrauberbesatzung bei einem Sondereinsatzregiment der US- Luftstreitkräfte. Nachdem er an die Universität zurückgekehrt war, wurde er für einen Einsatz im ersten Golfkrieg in Kuwait reaktiviert. 1993 machte er seinen Abschluss in Mathematik an der Universität Pittsburgh summa cum laude. Seinen MBA erhielt er 1995 von der Universität Pennsylvania.

„Bill verfügt über eine seltene Kombination von Fähigkeiten: Er versteht Risiken, und er versteht Menschen“, sagt Stuart Staley, Leiter Rohstoffe bei Citigroup Inc. in London, der gemeinsam mit Reed Mitte der 90-er Jahre seine Karriere bei Enron begonnen hatte. „Er ist beides: ein guter Händler und ein guter Manager.“

Die Konkurrenz hat Reed im Auge. Jüngst heuerte er Shameek Konar an, einen ehemaligen Goldman-Sachs-Banker, der bis vor Kurzem Investmentchef bei Mercuria war, sowie Peter Sellars, einen Rohstoff-Veteran mit 20 Jahren Erfahrung, der früher das Metallgeschäft von JPMorgan leitete.

Der internen Präsentation zufolge hält das Management 17 Prozent an Castleton, der Rest gehört den Investoren. Dazu zählen Timothy Barakett, Gründer und ehemaliger Chairman und CEO des Hedgefonds Atticus Capital LP. Zu den Familien, die Castleton unterstützen, zählen die Oppenheimers, die vor einem Jahrhundert Anglo American Plc gründeten; die Belfers, die ihr Vermögen mit Öl erwarben; und die Fribourgs, die 1999 das Getreidehandelsgeschäft ihres Unternehmens Continental Grain Co. an Cargill Inc. verkauften.

Castleton „ist ein sehr interessanter neuer Player, der einer der neuen Anwärter für die Spitze werden könnte“, sagt Roland Rechtsteiner, Partner beim Beratungsunternehmen Oliver Wyman in Zürich.

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