Sie haben sich schon mal über sich selbst geärgert, weil andere scheinbar mühelos mit anderen Menschen plaudern können? Ins Gespräch kommen, im Gespräch bleiben – das ist manchmal wirklich gar nicht so einfach. Aber Sie können das auch! Es ist sogar einfacher, als Sie vielleicht denken. Wie man es richtig anstellt und was man auf keinen Fall tun sollte, erklären die beiden Expertinnen Renate Birkenstock und Ilona Quick im Interview.
Liebe Frau Birkenstock, liebe Frau Quick, wie geht es Ihnen?
Ilona Quick: Danke, sehr gut. Vor allem, weil ich kurz vor meinem Urlaub stehe.
Renate Birkenstock: Ich komme gerade aus dem Urlaub und bin daher völlig entspannt und ausgeruht.
Tipps für den gelungenen Smalltalk
Zum Smalltalk gehört auch eine entsprechende Körperhaltung: Es geht um eine nette, harmlose Plauderei, also beginnen Sie diese mit einem netten Lächeln. Und verschränken Sie die Arme nicht vor der Brust und verstecken Sie Ihre Hände nicht hinter dem Rücken oder in den Hosentaschen.
Smalltalk betreiben wir meist mit Menschen, die wir nicht besonders gut kennen. Deshalb ist es wichtig, einen angenehmen Gesprächsabstand einzuhalten. Wer seinem Gegenüber zu dicht auf die Pelle rückt, darf sich nicht wundern, wenn er sich unbeliebt macht.
Am liebsten smalltalken die Deutschen über ihren Urlaub, Ärger mit Handwerkern, ihre Hobbies, Berufliches oder die Gesundheit.
Vermeiden Sie die Themen Politik, Religion, Geld und private Probleme: Solche Themen sind nur für den Freundes- oder Verwandtenkreis bestimmt. Für eine unverbindliche Plauderei mit Fremden eignen sie sich nicht.
Auch wenn es sich um Ihren absoluten Lieblingswitz handelt, beginnen Sie ein Gespräch bitte nicht mit: „Kennen Sie den?...“ Niemand hat etwas gegen humorvolle Bemerkungen und Schlagfertigkeit, aber Sprücheklopfer und Witzbolde kommen einfach nicht gut an.
Bringen Sie Ihr Gegenüber dazu, etwas zu erzählen. Wer geschlossene Fragen stellt, auf die der Gesprächspartner nur mit „Ja“ oder „Nein“ antworten kann, schafft keine angenehme Gesprächsatmosphäre. Versuchen Sie es lieber mit einer Frage wie „Woher kennen Sie den Gastgeber?“
Achten Sie darauf, neutrale Fragen zu stellen und freundlich zu bleiben. Wer fragt: „Finden Sie Fußball auch so doof?“ wird es sich mit einem eingefleischten Fan verscherzen. Dann lieber fragen, was das Gegenüber beruflich macht. Zur Not reden Sie über das Wetter, das geht immer.
Damit sich wirklich ein nettes Gespräch ergibt, müssen Sie natürlich nicht nur Fragen stellen, sondern auch zuhören. Schenken Sie Ihrem Gegenüber also die volle Aufmerksamkeit, auch wenn Sie sich über belanglose Themen unterhalten. Sonst verliert er schnell die Lust am Gespräch mit Ihnen.
Auch wenn Lästern im Freundeskreis Spaß macht, beim Smalltalk sollten Sie es sich sparen. Es fällt nur negativ auf Sie zurück. Zuhörer übertragen jene Eigenschaften, die Person A einer Person B andichtet, unbewusst und automatisch auf Person A. Ebenfalls verzichten sollten Sie auf prahlerische Redebeiträge nach dem Motto „Mein Haus, mein Auto, meine Yacht“.
Wie ist denn das Wetter in Berlin? In Düsseldorf war es diese Woche furchtbar heiß!
Quick: Das war hier genauso. Ich habe versucht, meine Aktivitäten auf die frühen Morgenstunden zu legen und habe die lauen Sommerabende genossen.
Na, das war doch schon ein richtig vorzeigbarer Small Talk gerade, oder?
Quick: Definitiv – allerdings mit einer kleinen Einschränkung: Im Idealfall sollten wir im Small Talk Themen positiv ansprechen. Die Formulierung „furchtbar heiß“ könnte dazu verleiten, über das Wetter zu lamentieren, wie zum Beispiel „Hier war es auch entsetzlich heiß, nachts hat es sich nicht abgekühlt, sodass ich nicht richtig schlafen konnte und am nächsten Morgen total gerädert war“.
Aha– ich habe natürlich noch mehr Fragen zum Thema mitgebracht. Beispielsweise betrachten Kritiker das so genannte seichte Geschwätz als Zeitverschwendung. Sie sagen, dass Small Talk auch eine Bedeutung für unseren beruflichen Erfolg haben kann – was ist es nun?
Birkenstock: Letzteres: Small Talk soll ein erstes Kennenlernen ermöglichen und eine angenehme Gesprächsatmosphäre schaffen, bevor man beispielsweise in Fachthemen einsteigt. Small Talk als Teil von Kommunikationskompetenz zählt zu den so genannten Soft Skills, den Fähigkeiten, die über die eigentliche berufliche Qualifikation hinausgehen und wird daher im Arbeitsleben nicht mehr als Zeitverschwendung angesehen.
Quick: Auch unterscheiden sich in der heutigen Zeit Produkte oder Dienstleistungen verschiedener Anbieter teilweise nur noch geringfügig. Somit wird Kommunikationsstärke für den Erfolg eines Unternehmens und die persönliche Karriere immer wichtiger.