China Auf dem Weg zur nächsten Konjunkturspritze

Sorgen über das chinesische Wachstum lösten einen Kursrutsch an den Börsen weltweit aus. Aktuelle Zahlen verstärken die Furcht vor einem schwächenren Wachstum – und nähren die Hoffnung auf weitere Schritte der Regierung.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Ein chinesischer Immobilienentwickler in Luoyang hat am Samstag Mitarbeiter in einer Zeremonie in bar ausgezahlt. Auch die Zentralbank hat Raum für eine Geldspritze. Quelle: Reuters

Peking Die Inflation in China bleibt trotz eines leichten Anstiegs zum Jahresende weit vom Regierungsziel entfernt. Im Dezember legten die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Prozent zu, wie die nationale Statistikbehörde in Peking mitteilte. Im November hatte die jährliche Teuerungsrate bei 1,5 Prozent gelegen. Experten hatten mit dem leichten Anziehen der schwachen Preisentwicklung, die ein Ausdruck der Sorgen über das Wachstum in China ist, gerechnet.

Volkswirte sehen angesichts der mäßigen Inflation noch genügend Spielraum für die Notenbank, die Wirtschaft weiter anzukurbeln. Die Regierung peilt bei den Verbraucherpreisen ein Plus von drei Prozent an. Experten gehen daher davon aus, dass die chinesische Notenbank bald zu weiteren Schritten greift, um die zuletzt schwächelnde Wirtschaft zu stützen. Weitere Nahrung erhalten diese Spekulationen durch die erneut gesunkenen Erzeugerpreise.

Diese waren im Dezember den 46. Monat in Folge rückläufig - zum Jahresende lag das Minus mit 5,9 Prozent auf dem Niveau der Vormonate und im Rahmen der Expertenerwartungen. Der seit jetzt bald vier Jahren anhaltende Rückgang der Produzentenpreise ist eine Folge der hohen Überkapazitäten in der chinesischen Wirtschaft.

Angesichts der jüngsten Daten sieht Liu Ligang, Experte bei der Bank Australia & New Zealand Banking Group, die Notenbank in der Pflicht. Um die Gefahr einer Deflation angesichts der schwachen heimischen Nachfrage und der niedrigen Rohstoffpreise zu verhindern, müsse die Geldpolitik weiter gelockert werden, schrieb er in einer Studie.

China steht derzeit besonders im Fokus. Viele Volkswirte fürchten, dass sich das Wachstum weiter abschwächt und damit die gesamte Weltwirtschaft belastet wird. In der ersten Woche des Jahres waren aus diesem Grund die Börsen weltweit eingebrochen. Der Dax verlor in den ersten fünf Handelstagen des Jahres mehr als 8 Prozent - an anderen Börsen sah es ähnlich aus.

Die Turbulenzen am Aktienmarkt werden nach Einschätzung von Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele keine gravierenden Auswirkungen auf das Finanzsystem in der Eurozone haben. „Sollte es allerdings in China zu einem starken Wirtschaftseinbruch kommen, darf man die Auswirkungen nicht unterschätzen, insbesondere nicht für exportorientierte Länder in Europa wie etwa Deutschland“, sagte Thiele der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag).

Parallelen zum Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008 sieht der Bundesbank-Vorstand nicht. „Ich halte nichts davon, einen solchen Vergleich zu ziehen“, betonte er. Die europäische Kreditwirtschaft sei inzwischen stabiler aufgestellt als vor der Finanzkrise.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%