Coca-Cola-Flasche wird 100 Was für eine Flasche!

Manchmal ist die Verpackung so wichtig wie der Inhalt, selbst bei einem Alltagsgegenstand . Coca-Cola füllt seine Limonade deshalb seit 100 Jahren in eine Flasche, die man selbst kaputt oder im Dunkeln erkennen sollte.

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Das Design so wichtig wie der Inhalt: Die Coca-Cola-Flasche ist unverwechselbar. Quelle: Reuters

Atlanta Colakenner in den USA achten heute genau darauf: Aus Glas muss sie sein und in Mexiko hergestellt, nur dann schmecke sie. Wer da Dosen und Plastik verschmäht, hält zugleich eine Stil- und Kunstikone in der Hand. Die Coca-Cola-Flasche gehört nicht nur zu den bekanntesten Verpackungen der Welt, sie war auch ein Star der Popart und beflügelt noch heute - wenn von Andy Warhol gemalt - den Kunstmarkt. Am 16. November wird die Flasche 100 Jahre alt.

Dabei hatte, das muss man sich vorstellen, der Coca-Cola-Erfinder nie daran gedacht, seine Brause überhaupt abzufüllen. Vom Fass sollte sie verkauft werden, mehr Bedarf gebe es wohl nicht. Joseph Biedenharn, Sohn deutscher Einwanderer, sah das anders und zapfte 1894 die Limonade in Flaschen. Ohne Wissen der Mutterfirma. Der Erfolg war so groß, dass Coca-Cola selbst das Geschäft übernahm – und dass Fälscher auf den Zug aufsprangen. Auf den Falschflaschen stand Koka-Nola, Ma Coca-Co, Toka-Cola oder Koke. Etwas Unverwechselbares musste her.

Die Flaschen erinnerten damals an etwas, in das man Bier oder Medizin abfüllt. Coca-Cola forderte Designer auf, eine Flasche zu entwickeln die man sofort erkennt, „selbst wenn man sie im Dunkeln ertastet oder nur kaputt in Scherben sieht“.

Dem Unternehmen zufolge wollten zwei Designer die Form der Hauptinhaltsstoffe, der Kolanuss und des Kokablattes, als Vorbild nehmen – aber beide hatten keine Ahnung, wie Nuss und Blatt aussehen. Selbst in der Bibliothek fanden sie kein Bild; allerdings das einer Kakaopflanze. Die hatte zwar nichts mit Coca-Cola zu tun, sah aber gut aus.

Einer der beiden, Earl R. Dean, entwarf so eine bauchige Flasche mit Riefen in einer Farbe namens „German Green“. Das wurde später zwar in „Georgia Green“ umbenannt, blieb aber bis heute. Die Flasche war noch bauchiger als heute. Das sah gut aus, vertrug sich aber nicht mit den Laufbändern in den Abfüllanlagen. Also wurde sie schlanker - und zur Ikone.


Kenner schwören auf Glas – und kaufen in Mexiko

Nicht nur, dass jedes Jahr Milliarden hergestellt wurden. Nicht nur, dass man sie in jedem Land der Erde außer Nordkorea und Kuba kaufen kann. Die Flasche brachte es auch zum Popstar, Billy Wilder machte eine köstliche Komödie daraus und Andy Warhol malte sie gleich mehrfach. Das teuerste dieser Bilder kostete vor zwei Jahren fast 60 Millionen Dollar. Die Flasche selbst gab es 1915 übrigens für fünf Cent.

Eine rauschende Erfolgsstory? Naja, nicht so ganz. Wer in Honduras oder Guatemala eine Cola kauft, bekommt die manchmal in eine kleine Plastiktüte gefüllt und einen Strohhalm in die Hand gedrückt, so rar sind dort die Glasflaschen. Und in den USA lernt jeder Jurastudent „Escola v. Coca-Cola Bottling Co.“. Eine Kellnerin hatte Coca-Cola 1944 verklagt, weil ihr eine Glasflasche in der Hand explodiert sei. Der Fall ist die Mutter aller Verbraucherschutzklagen in den USA.

„Christmas Bottle“ wurde sie genannt, weil das Datum des zweiten Patents aufgedruckt war: 25. Dezember 1923. Oder „Mae West Bottle“, weil sie die gleichen Kurven wie der Filmstar haben soll. Längst wird heute mehr Coca-Cola aus Aluminium und Plastik getrunken, aber Kenner setzen auf Glas.

Und warum auf Mexiko? Weil in den USA die Cola mit dem viel billigeren Maissirup gesüßt wird. Mit Zucker schmeckt's aber besser, beharrt der Connoisseur. Und so ergibt sich die seltsame Konstellation, dass ausgerechnet die USA ihr Nationalgetränk vom oft belächelten Nachbarn beziehen.

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