Containerschiffe Wie der Stau auf dem Ozean die Wirtschaft bremst

An Häfen der US-Westküste stapeln sich die Container. Eine Mischung aus logistischen Problemen und Arbeitskampf sorgt für erhebliche Verzögerungen – mit Folgen wie Pommes-Knappheit und Yogahosen-Krise.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Im Hafen von Los Angeles stapeln sich die Container – mit Folgen für die gesamte Wirtschaft. Quelle: ap

New York In Los Angeles ist Stau – nicht mehr nur auf den Straßen, sondern auch auf dem Meer. Vor den Häfen von Los Angeles und Long Beach dümpeln Containerschiffe tagelang an der Ankerkette. Just-in-time? Unmöglich. An Land stehen LKW-Fahrer Schlange, um Autoteile, Luxusmode oder Smartphones wegzukarren, die aus Asien über den Pazifik kommen. Auch Exportware wie Tierfutter, Baumwolle und Obst hängt in der Warteschleife. Unter dem Schneckentempo in den Westküstenhäfen leiden ganze Branchen – über die USA hinaus.

In Japan zum Beispiel werden die Pommes knapp. Ende Januar meldet der Hähnchenriese KFC, die Kartoffelbeilage gehe aus. Bereits im Dezember rationierte McDonald’s die Portionen: mittlere und große Pommes-Tüten gibt’s in Japan nicht mehr.

Der Grund: Fastfood-Ketten schicken Tiefkühlkartoffeln in ihre Filialen, und den schnellen Weg von der US-Westküste nach Asien versperren nun stapelweise Container. McDonald’s reagiert zwar schnell: Rund 1000 Tonnen Tiefkühlpommes lässt das Unternehmen mit dem Flugzeug nach Japan bringen, was bis zu zehn Mal so viel kosten kann wie auf dem Seeweg; außerdem gehen Lieferungen von der Ostküste aus auf die Reise. Ein Blick auf den Globus verrät indes: Auch das wird teuer. Und es hilft nicht.

Im Januar meldet der japanische Zweig von McDonald’s einen Umsatzrückgang von 21 Prozent, 14 Prozent weniger Kunden kamen in die Filialen des Landes. Zwar hat das Unternehmen dort auch mit mehreren Skandalen zu kämpfen – unter anderem fand ein Gast ein Stück Plastikhandschuh im Essen –, aber in der Meldung von McDonald’s Japan heißt es auch: „Probleme mit dem Nachschub an kartoffelhaltigen Produkten haben den Umsatz im Dezember beeinträchtigt, obwohl wir verschiedene Maßnahmen gegen den lang anhaltenden Tarifstreit an den Häfen der US-Westküste ergriffen hatten.“

Einen Streit zwischen Westküsten-Hafenarbeitern und ihren Arbeitgebern nennen die meisten Unternehmen als Grund für erhebliche Verzögerungen beim Im- und Export. Doch dahinter stecken noch weitere Ursachen – insbesondere in den Häfen von Los Angeles und Long Beach, in denen gut 40 Prozent aller für die USA bestimmten Waren ankommen.

Rein, runter, rauf, raus: So soll es laufen, wenn ein Containerschiff ankommt. Dafür haben die Nachbarhäfen Los Angeles/Long Beach mehrere Terminals, die Containerschiffe verschiedener Reedereien gleichzeitig löschen können. Doch inzwischen entwickeln sich Großreedereien wie Maersk, CMA CGM und MSC weg von der großen Flotte und hin zum großen Schiff – und Allianzen, um diese zu füllen.

Noch vor fünf Jahren bestand eine Ladung meist aus rund 5000 Containern. Heute schieben sich Ozeanriesen mit 12.000 Containern über die Meere, das aktuell größte Containerschiff der Welt kann 19.100 aufnehmen – und soll bald schon überholt werden. Bereits jetzt sind viele Schiffe um rund ein Drittel größer, als es die Häfen Los Angeles/Long Beach bewältigen können. Und das bedeutet: Stau.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%