Gehaltsverhandlungen Dürfen Betriebe die Gehaltsverhandlung verbieten?

Weil Frauen sich beim Gehaltspoker schlechter anstellen als Männer, schafft die US-Diskussionsplattform Reddit die Gehaltsverhandlungen gleich ganz ab. Wäre das in Deutschland auch möglich? Die wichtigsten Fakten.

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So bekommen Sie mehr Geld
Bewerbungsschreiben Quelle: Fotolia
Euro-Scheine Quelle: dpa
Frau mit Geldscheinen Quelle: dpa Picture-Alliance
Den Unternehmenserfolg berücksichtigen Quelle: Fotolia
Mit dem Mehrwert für das Unternehmen argumentierenDas Gehalt hängt auch von den eigenen Fähigkeiten und Qualifikationen ab. Je mehr man vorzuweisen hat, desto mehr kann man erwarten und verlangen. Bei der Gehaltsverhandlung sollte man herausstellen, wie man zum Unternehmenserfolg beiträgt – und sein Geld entsprechend wert ist. Man kann etwa Vertriebserfolge, Kosteneinsparungen oder Projektabschlüsse nennen, die mit einem eintreten werden. Quelle: Fotolia
Achten Sie auf Ihre Worte Quelle: Fotolia
Immer vom Jahresgehalt sprechenWichtig ist, mit wie viel man am Ende des Jahres da steht. Verhandelt man allerdings mit Monatsgehältern, kann es dabei zu Missverständnissen kommen. Denn nicht jedes Unternehmen zahlt ein 13. Gehalt. Quelle: dpa

Frauen verdienen oft weniger als Männer - weil sie bei Gehaltsverhandlungen weniger forsch auftreten, sich leichter abwimmeln lassen oder erst gar nicht nach mehr Geld fragen. Das belegen zahlreiche Studien. Für das amerikanische Social Media-Unternehmen Reddit war dies nun Grund genug, Gehaltsverhandlungen zu verbieten, wie das Wall Street Journal berichtet. Dann kann auch niemand aufgrund seines schlechten Verhandlungsgeschicks benachteiligt werden. Außerdem sorge das für mehr Transparenz, wer wie viel verdient. "Menschen, die dasselbe leisten, sollten auch gleich bezahlt werden", sagte Reddit-Chefin Ellen Pao gegenüber dem Blatt.

Das überzeugte auch die US-Unternehmen Jet.com, Magoosh und Elevations Credit Union, die nun ebenfalls das Gehaltsgespräch abschaffen wollen. In Zukunft gilt: Bewerber können ein Jobangebot - inklusive dem zugehörigen Jahresgehalt annehmen - oder es bleiben lassen. Die Aussage: "Ich würde ja, aber nur für mehr Geld" ist passé. Immerhin will Magoosh, das sich auf Bildungsangebote wie Sprachtests spezialisiert hat, das Gehalt regelmäßig an das der Konkurrenz anpassen, damit nicht irgendwann die Mitarbeiter abwandern.

Entwicklung der Gehaltsunterschiede

In Deutschland gehört die Gehaltsverhandlung dagegen dazu und die Frage nach dem Wunschgehalt ist fester Bestandteil vieler Vorstellungsgespräche. Wenn das Gehalt inklusive eventueller Lohnerhöhungen nicht in einem Tarifvertrag geregelt ist, müssen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber einigen. Da grundsätzlich Vertragsfreiheit besteht, bedeutet das, dass die Parteien um das Gehalt feilschen können, wie sie wollen. Die Höhe orientiert sich in der Regel an der Arbeitsmarktsituation, den Qualifikationen des Bewerbers und dessen Arbeitserfahrung. Arbeitnehmer haben allerdings keinen Rechtsanspruch auf ein höheres Gehalt, wenn die Umsätze des Unternehmens steigen. Genauso wenig darf der Vorgesetzte seinen Mitarbeitern das Gehalt kürzen, wenn die Konjunktur oder die Auftragslage einbrechen.

Wer nach Tarif beschäftigt ist, kann sich über automatische Loherhöhungen freuen - die aber in der Regel eher weniger opulent ausfallen. Arbeitnehmer ohne Tarifvertrag haben keinen Rechtsanspruch auf automatische Lohn- oder Gehaltserhöhungen und müssen ihr Gehalt entsprechend selber nachverhandeln, wenn sie sich nicht bis zum Ende ihrer Berufslaufbahn mit ihrem Einstiegsgehalt zufrieden geben wollen. Von selber kommen die Unternehmen schließlich nicht auf die Angestellten zu und bieten mehr Geld an. Unternehmen müssen auf die Forderung nach mehr Gehalt allerdings nicht eingehen.

Die wichtigsten Tipps für Gehaltsverhandlungen

Ein rechtlicher Anspruch auf eine Lohn- oder Gehaltssteigerung entsteht nur dann, wenn der Chef dem einen Kollegen das Gehalt erhöht und dem anderen mit der gleichen Qualifikation, Betriebszugehörigkeit, Alter und Aufgabengebiet nicht. Gibt es keinen sachlichen Grund für die Bevorzugung, verstößt eine solche Hauspolitik gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung.

Wer ganz sicher gehen möchte, kann die Weichen für künftige Gehaltserhöhungen im Arbeitsvertrag festhalten. Ähnlich eines Staffelmietvertrages kann man so beispielsweise vereinbaren, dass die erste Gehaltserhöhung nach einem Jahr Betriebszugehörigkeit greift, die zweite nach zwei Jahren im Unternehmen und so weiter und so fort. Grundsätzlich bietet es sich an, nach einem Jahr im Beruf nach mehr Geld zu fragen. Wer schon direkt nach Ende der Probezeit mehr Geld möchte, sollte jedenfalls nicht auf allzuviel Erfolg hoffen. Gleiches gilt für denjenigen, der alle zwei Monate beim Chef auf der Matte steht und mehr will.

Faktoren für eine Gehaltserhöhung

Vermutlich ist es auch nicht besonders klug, dann mehr Geld zu fordern, wenn der Arbeitgeber gerade mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen hat oder massenweise Leute entlässt. Doch wer sich nicht traut, mehr zu fordern, läuft Gefahr, bei der nächsten Gehaltsrunde übersehen zu werden. Wer nicht fordert, kann noch so gute Arbeit leisten, er wird in der Regel weder befördert, noch mit Juwelen überhäuft.

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