Es heißt, Körpersprache fängt bei den Füßen an – können Sie das kurz erklären?
Mit den Füßen beginnt unsere Aufrichtung. Und deshalb bestimmen sie darüber, wie wir „im Leben stehen“. Ein Beispiel: Stehen wir auf den Fersen, was viele Menschen tun, sind die Knie durchgedrückt, die Hüfte eingeklemmt und der Oberkörper nach hinten gebogen. Dadurch hebt sich der Kopf und ich wirke evtl. arrogant, distanziert und zurückweisend.
Gibt es eigentlich spezielle Gesten, die besonders im Business nützlich sind, um den Weg auf der Karriereleiter zu beschleunigen?
So generell kann man das nicht sagen. Wichtig ist immer, dass man Gesten zeigt, die zum Inhalt der verbalen Kommunikation passen – und nicht nebenbei eine andere Geschichte erzählen. Wenn ich mich unsicher fühle, sollte ich möglichst neutral in den Gesten bleiben. Und man sollte sich immer die Zeit nehmen, das Gegenüber zu beobachten, einzuschätzen und dann zu entscheiden, wie man seine Rede durch Gesten unterstreicht.
Frauen mit Mitarbeiterverantwortung haben oft das Gefühl, dass Männer ihre Anweisungen nicht ganz ernst nehmen. Warum ist das so und kann ich durch Körpersprache meinen Führungsanspruch gezielt untermauern?
Die Frage ist doch zunächst mal: Warum fühlt sich die eine Frau ernstgenommen und die andere nicht? Das hängt natürlich immer auch mit der eigenen Sichtweise auf sich selbst zusammen. Erst wenn diese Frage beantwortet ist, kann man anfangen, an der eigenen Ausstrahlung zu arbeiten. Zwei Dinge sind aber generell wichtig: Erstens sollte man sicherstellen, dass ein Mitarbeiter auch wirklich zuhört, wenn ich mit ihm spreche, und nicht abgelenkt ist. Das tun wir viel zu selten. Und zweitens müssen wir körperliche Präsenz zeigen, wenn wir anderen Anweisungen geben. Also aufrecht sein, gradlinig, offen, dem Gegenüber im wörtlichen Sinne auch die Stirn bieten.
Verändert eine berufliche Karriere eigentlich unsere Körpersprache?
Ja, in den allermeisten Fällen verändert der berufliche Aufstieg auch unsere Körpersprache. Je höher man steigt, desto mehr wird man zu einer öffentlichen Person – und reagiert (unbewusst) darauf. Unabhängig von der öffentlichen Meinung man selbst zu bleiben und auch in Krisen ein gesundes Selbstwertgefühl zu behalten, ist eine große Herausforderung, vor der gerade Führungskräfte häufig stehen.
Kann Körpersprache auch eine Karriere behindern?
Ja unbedingt! Ein unterwürfiger Gesamtgestus oder eine verdrehte Körperhaltung kann einer Karriere im Weg stehen, vor allem im Management. Wenn sie aber beispielsweise in der Forschung arbeiten, muss das nicht unbedingt gelten.
Letzte Frage: Mit welcher Geste unterstreiche ich am besten meine Argumente für eine Gehaltserhöhung?
Das können viele Gesten sein. Entscheidend ist, was sie mit dieser Geste kommunizieren. Stellen Sie sich vor, sie schlagen während des Gesprächs bei der entscheidenden Frage die Beine übereinander. Einmal sehr schnell, einmal normales Tempo und einmal lasziv langsam. Was denken Sie, welche Geste ist in dieser Situation am stärksten?
Ich würde sagen, das kommt ganz auf meine Beine an!
In der Tat, die eigenen körperlichen Voraussetzungen sollte man realistisch einschätzen können.
Und was, wenn ich ein Mann bin und mein Chef eine Frau ist?
(lacht) Dann bitte ich Sie, auf keinen Fall breitbeinig zu sitzen.