Axel Gloger "Wir züchten uns ein BWL-Prekariat heran“

Seite 2/2

"Das müssen wir nicht fünf Jahre lang lehren."

Sie raten also vom Studium der BWL ab?
Ich will nicht die Nützlichkeit des Fachs in Abrede stellen. Aber das müssen wir nicht fünf Jahre lang lehren. Wir züchten uns ein BWL-Prekariat heran, das in der nächsten Dekade seiner eigenen Überflüssigkeit in die Augen sehen wird. Jetzt, wo es in der Wirtschaft so blendend läuft, ist die beste Zeit, der BWL die überfällige Runderneuerung zu geben.

Fünf Jahre sind Ihnen also zu lang. Denken Sie also eher an ein verkürztes Wirtschaftsstudium, wie es viele private Business Schools anbieten?
Business Schools vermitteln in ihren MBA-Studiengängen inhaltlich meist auch nur BWL und sie sind dazu teurer als öffentliche Hochschulen. Allerdings machen sie eine Sache gut: Sie sind schnell. Ähnlich machen es auch viele Unternehmensberatungen. In dieser Branche rekrutieren die Firmen oft Absolventen, die keinen wirtschaftlichen Hintergrund haben, die dann drei Wochen Druckbetankung in BWL bekommen. Dieser Mini-MBA plus “learning on the job” reicht dort offensichtlich aus.

Und was macht man dann mit der freigewordenen Zeit?
Wichtiger wäre es, Wissen mit längerer Halbwertszeit zu lernen. Wer BWL in einem Jahr schafft, könnte sich in der Zeit, die er spart, in Mathematik, Politik oder Philosophie vertiefen.

Was Dax-Konzerne von Absolventen erwarten
Thyssenkrupp Quelle: REUTERS
Deutsche Bank Quelle: dpa
Deutsche Post Quelle: dapd
Merck Quelle: dpa
Commerzbank Quelle: dpa
Henkel Quelle: Henkel AG & Co. KGaA
Beiersdorf Quelle: Beiersdorf AG

Ihre Kritik trifft diejenigen, die das Fach seit Jahren an den Hochschulen unterrichten im Kern. Wie war bislang die Resonanz aus der Wissenschaft auf Ihre Thesen?
Ich habe bei einer Tagung des Verbandes der Hochschullehrer für BWL den Eröffnungsvortrag gehalten. Meine Angst war, dass die Professoren mich steinigen werden. Aber das Gegenteil war der Fall. Ich trug meine Kritik ohne Häme und vorwurfsfrei vor. Am Ende der Diskussion spürte ich: die sind Feuer und Flamme für die Idee einer Erneuerung.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%