Eigentlich scheint die Welt in Ordnung zu sein. Deutschlands Jugend, so eine aktuelle Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Burger-Kette McDonald’s, sei „pragmatisch“ und „glücklich“. Die jungen Menschen im Alter zwischen 15 bis 24 Jahren seien „optimistisch und leistungsbereit“. Sie nehmen ihr Leben selbst in die Hand und wollen sich einen Platz in der Gesellschaft erarbeiten – ohne dabei unsympathisch zu wirken. Klaus Hurrelmann, Bildungsexperte an der Uni Bielefeld und wissenschaftlicher Berater der Studie, zog ein erstaunliches Fazit unter die Hoffnungsträger für Deutschlands Zukunft: „Die junge Generation hat voll Bock statt null Bock.“ Alles gut, könnte man meinen.
Doch im hinteren Teil der Studie, von den Experten nachgeschoben, steht die eigentliche Botschaft der Studie. Deutschlands Nachwuchs teilt sich auf in jene, die nach oben wollen und können. Und in jene, die als „Stutusfatalisten“, wie Allensbach-Chefin Renate Köcher die Bildungsverlierer nennt, jegliche Hoffnung verloren haben und sich mit ihrer Rolle am Rande der Gesellschaft zufrieden geben würden. „Wir haben in Deutschland eine zu verfestigte Unterschicht“, sagt Köcher. Der Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und Bildungshintergrund der Eltern sei groß.
Die Hauptschule, früher ein Reservoire für die Auszubildenden in den Betrieben, verkommt inzwischen zur Resterampe der Gesellschaft. „20 Prozent der jungen Leute drohen abgehängt zu werden“, sagt Experte Hurrelmann. Die Leute mit Hauptschulabschluss hätten heute keine Wahl mehr, ihr Leben frei zu bestimmen. „Das schleicht sich langsam auch in mittleren Schulen ein“, so Hurrelmann.
Die Bildungsrepublik Deutschland, oft und viel gepriesen für ihre Ideale, Vielfalt und Experimentierfähigkeit, droht nun abzurutschen. Zwar ist Deutschland in Europa heute noch eine Insel der Glückseligen. Im vergangenen Ausbildungsjahr fanden nur 15.650 Jugendliche laut Berufsbildungsbericht keinen Ausbildungsplatz. Dem stehen 33.000 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber – die Bilanz ist also positiv. Doch tatsächlich sind knapp 267.000 Jugendliche in irgendwelchen Maßnahmen geparkt. Die Arbeitsagentur versucht, sie für einen Job fit zu machen.