Die Genitivvariante auf -es ("Seminares") ist laut Duden gar nicht mehr vorgesehen. Seifert vermutet, manche Schreiber hielten sie trotzdem für stilistisch besser. Hier handle es sich wohl um Studenten, die bereits eine Idee davon hätten, welche sprachlichen Verfahren für den Ausdruck kommunikativer Distanz ("Warnung vor dem Hunde!") geeignet seien. Auf diese griffen sie dann zurück, jedoch oft unreflektiert und mechanisch. Das gelte zum Beispiel auch für Formulierungen wie "in Erfahrung bringen". Oft werde aus diesem Grund auch das Relativpronomen "welche/-r" verwendet, das der Duden als "schwerfällig" bezeichnet: "Allerdings habe ich Kontakt zu Kommilitonen, welche mir ihre Unterlagen der Einführung zur Verfügung stellen können."
Tipps für die Studienplatzsuche in letzter Minute
Auf www.freie-studienplaetze.de informiert die Stiftung für Hochschulzulassung über Hochschulen, in denen es wenige Wochen vor Semesterbeginn noch freie Studienplätze gibt.
Manche Hochschulen bieten – wenn in einem Jahr zu wenig Anmeldungen eingegangen sind – Nachrück-Programme an. Dafür müssen Sie sich ganz normal bewerben und oft auch einen Eignungstest bestehen. Aber die Aussichten sind gut.
Wenn das Studium für Sie ohnehin nur ein schneller Weg in den Beruf in der Wirtschaft sein soll, könnte ein duales Studium mit fest integrierten Praxisblöcken eine Alternative sein. Dazu brauchen Sie in der Regel nur den Platz beim Ausbildungsbetrieb, der Studienplatz ist dann gesichert. Es gibt Unternehmen, die auch in den letzten Wochen noch Bewerber als duale Studenten nehmen.
Ein Studium im Ausland kann eine Option sein, denn in einigen Ländern sind deutsche Studenten auch noch kurz vor Semesterbeginn willkommen. Möglicherweise höhere Kosten und natürlich die die Sprachbarriere müssen Sie in Kauf nehmen.
Dass Studenten Probleme haben, den richtigen Ton zu treffen, liegt allerdings auch daran, dass dieser bislang noch unzureichend definiert ist und bei verschiedenen Adressaten oft ganz unterschiedlich ankommt. So gilt etwa die Anrede "Hallo" dem Duden zufolge als in E-Mails "weit verbreitet" und "weitgehend akzeptiert" – eine Onlinebefragung der Greifswalder Sprachwissenschaftlerin Jana Kiesendahl 2009 ergab aber, dass nur etwas mehr als die Hälfte der Lehrenden diese angemessen fand. Ebenfalls als bedenklich wertet Kiesendahl den Bezug auf die Tageszeit: Formeln wie "Guten Abend" suggerierten, dass Studenten von ihren Dozenten eine Verfügbarkeit rund um die Uhr erwarten.
Wohlwollen erzeugen
Seifert hat ein Schema entwickelt, welche Formel in welcher Beziehung für welche Art von Distanz steht. Die wilden Mischungen, die er in den E-Mails der Studenten fand, wertet er als weiteres Indiz für deren Unwissenheit. So etwa die Kombination von "Sehr geehrter" (sehr förmlich) mit "herzlichen Grüßen" (eher nähesprachlich). Oder auch den folgenden Fall: "Hallo Herr (N. N.)! Ich wollte nur mal nachfragen, ob mit meiner Hausarbeit alles in Ordnung war, da ich noch keine Note bei basis finden konnte?! Ganz liebe Grüße." Möglicherweise, mutmaßt Seifert, wollten Studenten auf diese Weise in heiklen Fällen Wohlwollen bei ihrem Dozenten erzeugen.
Als Fachmann fordert Jan Seifert, das sprachliche Bewusstsein Studierender mehr zu schulen. Sie müssten für die Feinheiten der elektronischen Kommunikation sensibilisiert werden; Untersuchungen wie diese könnten in linguistisch fundierte Handlungsempfehlungen für den Alltag münden.
Der Jurist Martin Gutzeit ist da rigoroser. Auf seiner Institutshomepage ist zu lesen: "Wir weisen höflich darauf hin, dass E-Mails, bei denen die Form nicht gewahrt ist (unsäglich: "Hi", "Hallo", "Servus"), nicht beantwortet werden."