Hochschulen Deutschlands Unis kämpfen um Top-Ökonomen

Harvard, Yale, Oxford – in dieser Liga würden deutsche Hochschulen gerne mitspielen. Doch im Kampf um Top-Ökonomen ziehen sie meist den Kürzeren. Das soll sich nun ändern.

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Uni Mannheim: VWL-Fakultät nach US-Vorbild Quelle: Bert Bostelmann für WirtschaftsWoche

Zugegeben, Mannheim ist nicht Harvard. Aber vieles von dem, was in den vergangenen Jahren am dortigen Institut für Volkswirtschaftslehre unternommen wurde, erinnert an das amerikanische Vorbild. Die starre Organisation nach einzelnen Lehrstühlen wurde zugunsten einer Abteilungsstruktur gelockert, ein international ausgerichtetes Doktorandenprogramm an der hauseigenen Graduiertenschule ins Leben gerufen, und es wurden gezielt Wissenschaftler aus dem Ausland angeworben.

Nicht ohne Stolz berichtet Dekan Tom Krebs von seinem letzten großen Fang. Der Niederländer Gerard van den Berg kam im Oktober 2009 für eine Lebenszeitprofessur nach Mannheim. Van den Berg arbeitete bereits in den USA, in Großbritannien, Schweden und Frankreich und gehört der mathematisch-empirisch orientierten Denkschule an, die immer größeren Zulauf hat und die traditionelle ordnungspolitisch orientierte Volkswirtschaftslehre in Deutschland umkrempelt.

Politik und Hochschulen rüsten auf

Noch gehört Mannheim zu den Ausnahmen bei den wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten in Deutschland. Verglichen mit den USA und Großbritannien, ist Deutschland für die meisten Ökonomen ein Forschungsstandort ohne echte Karriereperspektiven. Vergleichsweise niedrige Gehälter, eine höhere Lehrbelastung und nicht zuletzt Sprache und Kultur machen Deutschland gerade für englischsprachige Wissenschaftler wenig attraktiv. Doch mittlerweile hat sich einiges getan.

Politik und Hochschulen rüsten auf, um gezielt Ökonomen aus dem Ausland anzuwerben. Graduiertenprogramme, Forschungsstipendien, Exzellenzcluster sind nur einige der Instrumente, die Deutschland in die Top-Liga der volkswirtschaftlichen Forschung hieven sollen. Die internationale Spitzenliga entdeckt Deutschland aber erst langsam, und so sind es momentan eher deutsche Ökonomen, die aus dem Ausland zurückgeholt werden.

Deutschland ist drittbeliebteste Zielland für ausländische Studierende

Deutschlands Kaderschmieden: Die forschungsstärksten Hochschulen (VWL) (Klicken Sie auf die Grafik für eine erweiterte Ansicht)

Bei den Studenten ist Deutschland dagegen längst ein Global Player in der internationalen Hochschullandschaft. Nach den USA und Großbritannien ist Deutschland das drittbeliebteste Zielland für ausländische Studierende. Die Wirtschaftswissenschaften gehören dabei zu den attraktivsten Studiengängen, 2008 waren rund 20 000 ausländische Studierende an deutschen Hochschulen für ein Fach dieser Studienrichtung eingeschrieben. Ein großes Potenzial – auch bei der Rekrutierung späterer Forscher und Dozenten.

„Junge Wissenschaftler sind heute sehr mobil“, sagt Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). „Wenn sie Deutschland als attraktiven Studienort kennengelernt haben, ist es leichter, sie später zurückzuholen.“

Wer sich heute als Ökonom einen Namen machen will, geht häufig nach dem Abschluss in Deutschland in die USA oder nach Großbritannien, um zu promovieren. Die wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten in Harvard, Chicago oder an der London School of Economics gehören mit ihren Doktorandenprogrammen zu den renommiertesten der Welt. Deutschland kann dem bislang kaum etwas entgegensetzen. „Exzellente Wissenschaftler suchen nach einem Arbeitsumfeld, in dem bereits andere exzellente Wissenschaftler arbeiten“, sagt Harald Uhlig, deutscher Ökonom an der Universität von Chicago.

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