NC und Auswahlgespräche So klappt's mit dem begehrten Studienplatz

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Empfehlungsschreiben, Klagen und der Plan B

Eignungstests

Für viele Studiengänge gibt es etwa an der Technischen Universität München kein Platzlimit. “Jeder, der geeignet ist, bekommt einen Platz”, sagt der Pressesprecher Klaus Becker. Doch die TU hat ihre eigene Vorstellung von geeigneten Studenten. Jeder Bewerber reicht zunächst die Hochschulzugangsberechtigung und ein Motivationsschreiben ein. Pluspunkte bringen die Abiturnote und die Noten in relevanten Fächern. Wer die Zulassungsgrenze überschreitet, bekommt einen Platz. Wer eine bestimmte Punktzahl unterschreitet, wird nicht genommen.

Eine andere Möglichkeit, die Eignung festzustellen, sind Tests, die Studieninteressierte vor der Bewerbung ablegen können. In den wirtschaftswissenschaftlichen Fächern gibt es dazu etwa die internationalen Verfahren Gmat und GRE (Preis: rund 205 Euro); sie werden vor allem an Business Schools - sowohl in Deutschland als auch international - verlangt. Oder das deutsche Modell TM-Wiso (Preis: 100 Euro), das unter anderem von der Universität Köln verwendet wird. Diese sind nicht immer Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung, aber sie können ebenfalls die Chancen auf einen Platz erhöhen.

Auswahlgespräche

Wer bei der Bewerbung an der TU München nicht auf Anhieb einen Platz bekommt, aber nicht sofort aussortiert wird, wird zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. “Unsere Dozenten haben im August 2017 knapp 6000 Gespräche geführt”, sagt TU-Sprecher Becker. Wer dort überzeugt, darf rein.

Auf solche Vorstellungsgespräche könne man sich vorbereiten: Die Bewerber müssen das Fach kennen und in der Lage sein, für fachbezogene Fragen eine Lösung zu entwickeln. Man müsse Probleme nicht vollständig lösen können, aber wer es nicht einmal versuche, falle eben durch, so Becker.

Motivations- und Empfehlungsschreiben

Motivationsschreiben und Lebensläufe müssen besonders oft für Master-Studiengänge vorgelegt werden. Davor müsse man sich ein paar Fragen stellen, sagt Nina Richter, die in ihrer Praxis Nina Richter Coaching auch Studenten bei der Hochschulbewerbung hilft: “Warum will ich studieren? Wieso passe ich an die Hochschule? Was macht mich aus?” Dabei hilft es, kurz und knackig zu formulieren und Überflüssiges wegzulassen.

Auch Empfehlungsschreiben werden häufig erwartet. An der Leipzig Graduate School of Management benötigen Bewerber für den Master Studiengang Betriebswirtschaftslehre sogar zwei Empfehlungsschreiben. Dazu sollte man den Professor, der ein Empfehlungsschreiben verfassen soll, ein paar Monate vor der Bewerbung informieren.

“Oft ist das Problem, dass die Professoren ihre Studenten zu schlecht kennen, um sie zu beurteilen”, sagt Richter. Ihr Vorschlag: “Erzählen Sie dem Dozenten von allem, was für Ihren Masterstudiengang relevant sein kann.” Studenten könnten auch anbieten, ein Empfehlungsschreiben selbst zu verfassen und es dem Dozenten dann als Entwurf vorzulegen. Das sei nach vorheriger Absprache üblich.

Warteliste

Manchmal schafft man es auch nur mit Geduld zur Wunschuni. Wenn man alle Voraussetzungen dafür erfüllt, aber aufgrund der Auswahlkriterien zunächst keinen Platz bekommt, weil andere Bewerber besser waren, landet man auf einer Warteliste. “Hochschulen überbuchen ihre Studiengänge meist, das heißt, sie vergeben 200 Plätze in dem Wissen, dass erfahrungsgemäß nur 100 Studierende den Platz auch annehmen werden”, sagt Cort-Denis Hachmeister vom CHE. Schreiben sich aber weniger Menschen ein, als erwartet, rücken die ersten auf der Warteliste nach. Sollten dann wieder Kandidaten abspringen und immer noch Plätze frei sein, gibt es ein Losverfahren. “Dabei entscheidet der Zufall, die zusätzlichen Auswahlkriterien spielen dann keine Rolle mehr”, sagt Hachmeister.

Klagen

Sollte es trotz aller Mühen nicht für den erhofften Studienplatz reichen, gibt es immer noch den juristischen Weg. Das ist vor allem bei Studiengängen sinnvoll, für die es kaum Alternativen gibt. Während es etwa für BWL immer zulassungsfreie Alternativen gibt, ist das bei Medizin nicht der Fall. Das Studium ist immer zulassungsbeschränkt und es gibt eben nur diesen einen Weg, um Arzt zu werden. Deshalb wird dort auch am häufigsten geklagt.

Die Klage richtet sich gegen die Kapazitätsberechnung der Hochschule. “Man versucht, der Hochschule nachzuweisen, dass sie falsch gerechnet und deswegen weniger Plätze als möglich vergeben hat”, erklärt CHE-Experte Hachmeister. Den zusätzlichen Platz bekomme derjenige, der geklagt hat, nicht der, der eigentlich der nächste auf der Warteliste ist. Eine Klage sollte man sich auch aus finanziellen Gründen gut überlegen. Die Kosten können schnell über 1000 Euro klettern.

Plan B

Schon bei der Hochschulsuche sollte man immer im Hinterkopf haben, dass die Anforderungen an der Wunsch-Uni eventuell zu hoch sein könnten. Daher hilft es, zugleich nach zulassungsfreien Alternativen suchen, an denen man sich zur Not direkt einschreiben kann. Das sieht auch Tim Frerichs von der Agentur für Arbeit Osnabrück so. Dazu müssten Bewerber aber flexibel bezüglich des Studienortes sein. “An kleinen Hochschulen gibt es oft gar keinen Numerus Clausus.”

Alle Ergebnisse des exklusiven Hochschulrankings der WirtschaftsWoche finden Sie hier.

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