Wer sich für Technik interessiert, sollte Ingenieur werden, Computerbegabte studieren Informatik. Und wenn das alles nicht infrage kommt? BWL oder Jura sind nie verkehrt. Aber sind diese Studienfächer wirklich sinnvoller als andere? „Nicht zwangsläufig“, sagt die Studien- und Berufsberaterin Karin Wilcke aus Düsseldorf. Die Wahl sollte vielmehr bei der eigenen Neigung beginnen.
Bei einer aktuellen Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY unter rund 5000 Studenten gab die Mehrheit an, ihr Hauptfach nach persönlichem Interesse ausgewählt zu haben. Wilcke rät, trotzdem nie den Arbeitsmarkt aus dem Blick zu lassen. Doch selbst dann muss es kein Massenfach sein. Diese Alternativen haben am meisten Potenzial.
Naturwissenschaft und Technik: Spezialisierung entscheidet
Viele denken bei Ingenieurstudiengängen nur an Maschinenbau und Elektrotechnik – und an Jobs in der Autoindustrie. „Aber es sind gerade die weniger bekannten Fächer, die später großen Erfolg versprechen“, sagt Wilcke.
Besonders gefragt seien derzeit Absolventen der Lebensmitteltechnik, der Medizintechnik sowie aus Spezialbereichen im Bauingenieurwesen wie der Gebäudetechnik. So stellen zum Beispiel Food-Producer Lebensmittel heute fast ausschließlich industriell her. Die Branche braucht Spezialisten, die das entsprechende technische Know-how mitbringen. Absolventen der Lebensmitteltechnik bringen genau das mit – und sie sind selten. Insbesondere in NRW und Hessen bieten den Studiengang viele Hochschulen an.
Auch unterschätzt wird das Feld der Medizintechnik, mit Konzernen wie Fresenius Medical Care, Siemens Health Care oder Roche Diagnostics stehen viele Arbeitgeber bereit. Ebenfalls begehrt sind Pharmazeuten. Wer kein überragendes Abitur mitbringt, kann das Fach in Österreich studieren. Dort zählt nicht der Numerus clausus, sondern vor allem ein Aufnahmetest. Auch Chemie oder Physik sind als Grundlagenfächer in der Forschung ebenfalls gesucht. Dagegen warnt Expertin Wilcke vor der Biologie: „Für Absolventen gibt es im Moment nicht genügend Jobs.“
Geisteswissenschaften: Lehrer gesucht
Sagen wir, wie es ist. Geisteswissenschaftler gelten als schwer vermittelbar. Umso wichtiger, dass sie die Arbeitsmarktlage abklären, bevor sie sich blind für ein Fach mit geringen Berufschancen einschreiben.
Deutschlands beste Universitäten im Überblick
40,2 Prozent der Personaler finden, dass BWL-Studenten von der Uni Mannheim am besten auf das Berufsleben als Betriebswirt vorbereitet sind. Damit ist die Uni Mannheim Deutschlands beste Hochschule für die Fachrichtung BWL.
28,7 Prozent der Personaler sind besonders von den Studenten der TU Darmstadt begeistert. Sie ist im Ranking die beste Uni im Bereich Wirtschaftsinformatik.
Bei 49,3 Prozent der Personaler sind Wirtschaftsingenieure von der RWTH Aachen sehr beliebt. Sie ist die beste Uni in der Fachrichtung Wirtschaftsingenieurwesen.
Die TU Berlin ist im Bereich der Naturwissenschaften besonders beliebt bei den Personalern. 22,3 Prozent von ihnen halten die Studenten dieser Uni für besonders gut.
Unter den Universitäten, die Jura als Fach anbieten, ist bei den Personalern besonders die LMU München beliebt. 20,8 Prozent bevorzugen Studenten dieser Uni.
Auch bei Informatik hat die RWTH Aachen bei den Personalern die Nase vorn. 27,9 Prozent finden Studenten dieser Uni besonders gut.
Bei 30,8 Prozent der befragten Personaler sind Elektrotechnik-Studenten der TU München besonders gefragt.
35,1 Prozent der Personaler finden im Bereich Maschinenbau Studenten der RWTH Aachen besonders gut.
Bei 23,8 Prozent der Personaler sind die Studenten der Johann-Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt am Main besonders beliebt.
Eine Möglichkeit ist zum Beispiel, ein fachliches Studium mit Pädagogik zu kombinieren. Experten sehen außerdem für Lehramtsstudenten immer noch gute Chancen in allen Bereichen, von der Grundschule über weiterführende Schulen bis zum Berufskolleg. Zwar hängen die Chancen von Fächerkombination, Schulform und Bundesland ab. Aber der Bedarf wächst in den kommenden Jahren nach allen Prognosen rasant.
Die Zeiten, in denen man als Lehrer ohne Fächer wie Mathematik, Informatik oder Naturwissenschaften kaum Chancen hatte, sind jedenfalls vorbei.