Soundbrenner gehört zu den typischen ausländischen Unternehmen, die sich in Hongkong niederlassen, wie Fong vom HKTDC sagt. „Die meisten ausländischen Unternehmen kommen aus den Branchen Computer und Technologie, Hardware, E-Commerce und Supply-Chain-Management. Das sind die Top vier.“
Simmendinger weiß, dass sein Unternehmen kein Sonderfall ist: „Hardware-Start-ups gehen eigentlich alle nach Asien - wegen der Produktion. Und das hat nicht nur etwas mit den Kosten zu tun, obwohl die tatsächlich geringer sind.“
Die Nähe zählt
Es sei tatsächlich die Nähe zur Fabrik, die entscheide. Er kenne viele Beispiele junger Gründer, die nur via Skype, Telefon oder E-Mail mit dem Partner in Asien Kontakt hatten - und nachher über das fertige Produkt entsetzt waren. Verständigungsprobleme oder fiese Absichten des produzierenden Betriebes sorgten letztlich dafür, dass das fertige Produkt nach drei Tagen auseinanderfiel.
Die wichtigsten Fakten zu Crowdfunding
Beim Crowdfunding stellt der Projektinitiator seine Idee auf einer Plattform vor, legt eine Summe fest, die er erreichen möchte, und bietet den Unterstützern je nach Summe, die sie bieten, eine Gegenleistung. Unterstützer bekommen so beispielsweise bei einer Filmproduktion eine Kinokarte oder eine Danksagung auf der ersten Seite, wenn es um ein Buchprojekt geht. Wer also finanzielle Unterstützung leistet, erhält meist etwas Besonderes für sein Geld. Ist die Summe komplett in der Projektzeit durch Unterstützer finanziert, bekommen die Projektinitiatoren das Geld ausbezahlt, um ihre Idee dann in die Tat umzusetzen.
Beim Crowdinvesting wird ein Projekt ebenso vorgestellt wie beim Crowdfunding. Die Unterstützer sind hier aber Investoren. Sie bekommen meistens keine Gegenleistung in Form von spezifischen „Dankeschöns“, sondern erhalten Anteile am Projekt und werden am Gewinn beteiligt. So etwa bei einem Filmprojekt je Anteil zum Beispiel einen Euro pro verkaufter Kinokarte.
Wenn ein Projekt in der Finanzierungsphase die Zielsumme nicht erreicht, gibt es kein Geld für das Projekt. Die Gelder fließen dann an die Unterstützer zurück. Nur wenn die Summe zu 100 Prozent (oder mehr) erreicht wurde, geht das Geld an das Projekt.
Jeder potenzielle Unterstützer soll die Chance bekommen möglichst alles über das Projekt zu erfahren. Dabei geht es darum, dass in einem Crowdfunding-Projekt nicht nur die Ideen und Pläne vorgestellt werden, sondern die Kostenstruktur und natürlich die Menschen im Einzelnen, die hinter der Idee stehen.
Viele kleine Beträge können viel erreichen: Beim Crowdfunding bedeutet das Prinzip des Micropayments, dass auch Kleinstbeträge von wenigen Euros oder sogar Cents gezählt werden. Dies ist bei vielen Projekten der Fall.
Beim Seedcapital handelt es sich um die Art von Crowdfunding, bei dem es um die Finanzierung von Start-ups geht. Das gesammelte Geld ermöglicht dabei erst die Gründung eines Unternehmens.
Die Alternative sei, selbst einen Prototypen zusammenzubauen und dann per Crowdfunding die Massenproduktion zu finanzieren. Doch auch das gehe oft schief, wie Simmendinger sagt. „Wir haben uns all diese schlechten Beispiele angeschaut und überlegt, wie wir es besser machen können.“
Da lag ein Unternehmenssitz in Asien nahe, die Entscheidung fiel auf Hongkong. Was im Übrigen kein rein deutsches Start-up-Phänomen ist. So hat beispielsweise das auf globalen Geldtransfer spezialisierte Fintech DollarSmart Global seinen Hauptsitz mittlerweile in Hongkong, weil dort das entsprechende Finanz-Netzwerk existiert und sich der asiatische Markt von dort aus besser erschließen lässt, als aus dem heimischen Australien.
Der Wirtschaftsstandort Hongkong in Zahlen
Hongkongs Flughafen gilt als einer der besten der Welt. Von dort aus werden 150 Ziele weltweit und 40 Ziele auf dem chinesischen Festland angeflogen. Wegen seiner Lage gilt Hongkong als das Tor zum asiatischen Markt.
Sowohl bei der See- als auch der Luftfracht ist Hongkong der Umschlagplatz mit dem höchsten Frachtaufkommen.
Das effiziente öffentliche Nahverkehrssystem wird täglich von mehr als elf Millionen Menschen genutzt.
Mehr als 40.000 Fahrzeuge überqueren täglich die Grenze zwischen Hongkong und dem chinesischen Festland.
In Hongkong leben mehr als 7,3 Millionen Menschen. Die Amtssprache ist Kantonesisch beziehungsweise Englisch.
Hongkong gilt als die liberalste Marktwirtschaft der Welt. Das Freihandelsabkommen CEPA bietet ausländischen Unternehmen einen einfachen Zugang zu den chinesischen Märkten, die Währung - der Hongkong Dollar - ist an den US-Dollar gekoppelt und entsprechend stabil.
Die Steuern in Hongkong sind mit 15 Prozent Einkommensteuer und 16,5 Prozent Körperschaftssteuer vergleichsweise niedrig.
Hongkong ist das Finanzzentrum Asiens: Der Hongkonger Finanzsektor - dreiviertel der weltweit 100 bedeutendsten Banken sind hier vertreten - assistiert multinationalen Konzernen ebenso wie mittelständischen Unternehmen bei Geschäftsabschlüssen in China und der gesamten Asien-Pazifik-Region.
Gleiches gilt für Soundbrenner: Größter Absatzmarkt seien die USA, aber schon auf Platz zwei und drei folgen Japan und China, wie Simmendinger erzählt. Da bietet es sich an, sich zumindest auf dem gleichen Kontinent anzusiedeln.
Gründerfreundliche Umgebung und staatliche Förderung
„Start-ups profitieren hier von der Infrastruktur und dem Ökosystem: Die Regierung ist sehr gründerfreundlich, es ist sehr viel Venture-Capital in Hongkong verfügbar. Es gibt viele Business Angels und Investoren, die Steuern sind niedrig und jeden Tag findet ein anderes Netzwerk-Event für Gründer statt“, sagt Fong. Hinzu kommt eine umfangreiche staatliche Förderung, um die sich Gründer bewerben können. „Zusätzlich legt die Regierung einen neuen Innovation-&-Technologie-Venture-Fonds auf, der in passende Start-ups investieren soll“, so Fong. Der Fonds soll ab Anfang des Jahres 2017 in Start-ups investieren, vorgesehen ist ein Volumen von zwei Milliarden Hongkong-Dollar (rund 2,3 Milliarden Euro).
Das zieht vor allem ausländische Gründer an. Nur rund die Hälfte der in Hongkong ansässigen Start-ups wurden von Einheimischen gegründet. Zum Vergleich: In Deutschland sind 90 Prozent der Start-up-Gründer Deutsche. „43 Prozent der Unternehmen kommen aus dem Ausland und die restlichen sieben Prozent sind Gründer aus Hongkong, die im Ausland gelebt haben und nach Hongkong zurückkommen“, so Fong. Die meisten Start-ups stammen aus Großbritannien, Frankreich und Israel, aber auch der Anteil an deutschen Unternehmen wachse.