Von und zu Guttenberg kehrt in die deutsche Politik zurück; auf dem Dieselgipfel befasst sich eine kleine Arbeitsgruppe mit E-Autos und die Kirchen diskutieren, ob es auf dem CSD Wagen geben darf von schwulen Christen. Worte machen Welten, und was da aktuell aus den Schlagzeilen dringt, ist wohl eine enge Welt. Eng. Wenig anregend.
Inspiration geht anders. Inspiration beflügelt, gibt Energie und beinhaltet, so die Inspirationsforschung, ein unglaubliches Innovationspotenzial: Plötzlichen taucht ein unerwarteter Einfall auf (Flash) und erhellt blitzartig den Geist.
Inspirare - Atem schöpfen, beseelen - in der Antike und dem Mittelalter glaubte man, Bilder, Kompositionen oder religiöse Texte seien Eingebungen des „Göttlichen“ - der Dichter, Maler, Musiker oder Autor lediglich das Gefäß, durch welches die göttliche Eingebung hindurchfließt. Heute wissen wir, dass spontane neuronale Verbindungen die Geistesblitze auslösen und nahezu jeder Mensch diese Momente kennt.
Was die Kreativität fördert
Der Psychologe Travis Proulx von der Universität von Kalifornien ließ Probanden sinnfreie Passagen aus Kafkas "Landarzt" lesen. In anschließenden Tests fanden sie mehr Lösungswege und schnitten besser ab als diejenigen, die eine redigierte Version gelesen hatten.
Frank Fischer von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität analysierte die Gruppenarbeiten von 300 Studenten. Vorher hatte er den Raum mit höhenverstellbaren Tischen ausgestattet. Siehe da: Teilnehmer, die zwischen Sitzen und Stehen wechselten, kamen häufiger zu richtigen Ergebnissen als nur im Sitzen - und hatten 24 Prozent mehr Ideen.
Im Schlaf findet kombinatorisches Denken statt, wie Denise Cai von der Universität von Kalifornien in San Diego 2009 bestätigen konnte. Sie ließ 77 Teilnehmer verschiedene verbale Aufgaben lösen, einige Probanden konnten zuvor ein Nickerchen halten - die lösten die Aufgaben am besten.
Der Sozialpsychologe Jens Förster von der Jacobs-Universität Bremen fand in einer Studie heraus, dass die Teilnehmer eine kniffelige Aufgabe eher lösten, wenn sie zuvor an ihren Partner gedacht hatten. Der Gedanke an Liebe lässt in die Zukunft blicken - was dabei hilft, Dinge miteinander in Beziehung zu stellen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben.
In blauer Umgebung steigt der Einfallsreichtum. Ravi Mehta und Rui Zhu von der Universität von British Columbia in Vancouver ließen Freiwillige im Jahr 2009 verschiedene Aufgaben lösen - roter Hintergrund verbesserte zwar die Leistung bei der Detailaufgabe, blau jedoch die Kreativität.
Im Flash-Augenblick haben wir einen kurzen Moment lang die Idee von einer neuen oder bessern Möglichkeit im Leben. Daher taucht in diesem Zusammenhang auch immer wieder die Metapher der "Erleuchtung" auf. Und einen kurzen Moment lang fühlen wir uns motiviert, diese neue Idee oder Visionen sofort umzusetzen. Wir sind also inspiriert, um zu realisieren. Welch ein begnadeter Schachzug unseres Motivationssystems!
Inspiration freisetzen
Um Flash-Momente zu erleben, braucht es ein inspirierendes Umfeld (1), einen wachen Geist (2) und einen aktivierten Catch-Modus, der die Erkenntnisse festhält (3).
1. Inspirierendes Umfeld
Reizarme Umgebungen machen reizarme Menschen. Angesichts mancher Ödnis starrt so manche Motivationskolumnistin entgeistert auf das Innovationslamento in Schulen, Hochschulen oder Firmen. Wer inspiriert werden will, sollte sich mit anregenden Umwelten, Menschen, Texte, Bildern, Gegenständen oder Klängen umgeben. Inspirierende Umgebungen sind durch solche Elemente geprägt.
Kürzlich war ich in einem Congress Centre in Montreal, in welchem ein Wald roter Baumstämme durch die Eingangshalle führte - ein prima Impuls um den Geist zu öffnen. Oh, wie schön ist Kanada - ein Vorbote der Konferenz.
Also: Augen auf bei der Wahl der Umfeld- und Schreibtischgestaltung, Mitarbeiter/innen, Gesprächs- und Lebenspartner/in. Nicht von ungefähr kannte schon die Antike die "Muse", einen Menschen, der einen anderen zu kreativen Leistungen anspornt oder inspiriert. Es war meist eine Frau, angesichts der Gendergerechtigkeit können wir hier aber auch gerne die männliche Muse gleichstellen: den Muser sozusagen.