Was soll aus mir einmal werden? Auf kaum einer anderen Frage lastet so viel Druck wie auf der nach der beruflichen Zukunft. Nur die wenigsten Jugendlichen wissen auf Anhieb, dass sie Tierarzt, Lehrer oder Journalist werden wollen. Im Gegenteil, die meisten haben von der Berufswelt eine eher vage Vorstellung. Gerne schieben sie die Antwort auf die lange Bank und schleppen das Thema als stillen Ballast mit sich herum. Da heißt es: Druck rausnehmen – in dem man die Berufswahl angeht. Warum nicht gleich die Sommerferien für ein Praktikum in der Wunschbranche oder den Besuch der regionalen Hochschulen nutzen?
Bevor man aber völlig beliebig in irgendeiner Firma landet, weil dort vielleicht der Onkel arbeitet, sollte man ein paar Dinge beachten. Die Antwort auf die Frage „Was will ich eigentlich?“ findet man nämlich nicht eher bei Google, sondern vor allen Dingen in sich selbst. Ein paar Tipps für einen erfolgsversprechenden Umgang mit der Berufswahl:
Stärken erkennen
Ob teamfähig, kreativ oder sprachgewandt, was für ein Typ bin ich eigentlich? Viele machen den Fehler, möglichst viele Informationen zu möglichst vielen Berufen zu sammeln. Doch bevor man überlegt, was es alles gibt, sollte man überlegen, was man alles kann. Jugendlichen fällt es erfahrungsgemäß oft schwer, von ihren eigenen Stärken zu sprechen. Hier hilft es, Menschen zu fragen, die einen gut kennen. Wie schätzen einen die Eltern ein, wie die beste Freundin? Und auch ein Blick auf Hobbies und Interessen kann hier weiterhelfen: Warum Literaturwissenschaft studieren, wenn man sich schon bei der Schullektüre langweilt. Wer eher der praktische Typ ist, wird vielleicht glücklicher in einer Ausbildung. Und wer mit Leidenschaft in der Jugendarbeit tätig ist, dem liegt ein sozialer Beruf vermutlich eher als das Jonglieren mit Zahlen und Bilanzen.
Wenn Jugendliche sich bei der Studien- und Berufsorientierung auf ihre Stärken konzentrieren und diese konsequent ausbauen, punkten sie auch bei der Suche nach Praktika und Ausbildungsplätzen. Mit einem aussagekräftigen Stärkenprofil sticht man auch im Bewerbungsverfahren aus der Masse hervor.
Wünsche nennen
Genauso wichtig wie die Frage nach den eigenen Stärken ist die nach Wünschen und Vorstellungen. Was ist einem wichtig, was fällt einem leicht und macht besonderen Spaß? Arbeitet man gerne mit Menschen oder zieht man sich lieber in Ruhe hinter den Rechner zurück? Tüftelt man gerne alleine vor sich hin oder arbeitet man lieber im Team? Übernimmt man gerne Verantwortung oder ist man froh, wenn andere die Dinge regeln und man zuarbeiten kann? Auch die Frage, ob es einem wichtig ist, viel Geld zu verdienen, sollte in die Überlegungen mit einbezogen werden.
Strategien entwickeln
Hat man herausgefunden, welcher Beruf passen könnte, kann die konkrete Recherche beginnen. Zunächst stellt sich die Frage nach dem Zugangsweg. Kann man das Berufsziel über eine Ausbildung oder ein Studium erreichen? Passt ein FH- oder ein Unistudium besser? Am besten schaut man sich alle Zugangswege an und vergleicht, welcher am besten zum eigenen Lerntyp passt. Nicht ganz unwichtig für viele Studiengänge ist auch der Numerus Clausus. Hohe Hürden gibt es für Studienfächer wie Medizin, Psychologie oder Medienwissenschaft. Wer hier nicht schon ab Jahrgangsstufe Elf Gas gibt, muss vielleicht einen Plan B in der Tasche haben oder einige Wartesemester in Kauf nehmen.
Viele zögern zu lange
Praxis ausprobieren
Praktika oder Nebenjob-Erfahrungen sind Gold wert – auch wenn sie nur eine Woche dauerten. Jede praktische Erfahrung bringt Jugendliche ihrer Entscheidung ein Stück näher und klärt Fragen wie: Was verdient man wo, wo arbeiten welche Menschen oder wie kommt man in die Branche rein. Im Job lernt man sich auch besser kennen: Macht es einem nichts aus, auch mal Überstunden zu machen oder braucht man viel Freizeit? Auch wie es an der Uni zugeht, kann man erleben, in dem man hingeht. Viele Hochschulen bieten Schnuppertage an, an denen man sich einfach mal in den Hörsaal setzen kann. Hier kann man auch direkt mit Studienberatern ins Gespräch kommen und natürlich Studenten ausfragen. Auch jedes Gespräch mit Berufstätigen bringt einen weiter. Will man Medizin studieren, kann man einfach mal den Hausarzt fragen, ob er sich Zeit für ein Gespräch nimmt. Überraschende Antworten können Schüler erhalten, wenn sie ihre Lehrer mal fragen, wie sich der Job auf der anderen Seite des Klassenraums anfühlt. Wer einfach mal in sein Umfeld guckt und von der Nachbarin bis zum Onkel des Freundes herausfindet, welche Berufe dort vertreten sind, wird einen wahren Schatz an Praxis-Wissen entdecken.
Eine Entscheidung treffen
Viele zögern ihre Entscheidung lange hinaus. Aber der Zeitpunkt absoluter Sicherheit kommt fast nie. Man sollte lieber versuchen, einige gute rationale Argumente für einen Weg zu sammeln, diese praktisch zu überprüfen und eine Bauchentscheidung fällen. Wenn man dann nach einem halben Jahr feststellt, dass man im gewählten Studiengang falsch oder im begonnen Ausbildungsberuf todunglücklich ist, hat man immer noch die Möglichkeit, sich neu zu entscheiden, denn keine Entscheidung ist endgültig. Ein halbes Jahr in der falschen Richtung kann zur bereichernden Erfahrung werden. Und Lebensläufe wie früher, nach denen man 40 Jahre lang in der gleichen Firma tätig war, haben heute ohnehin Seltenheitswert. Inzwischen ist es die Regel, sich immer weiter zu entwickeln und flexibel zu bleiben. Biografien von heute sind von lebenslangem Lernen geprägt, wenn man das im Hinterkopf behält, liegt auf dem ersten Schritt nach der Schulzeit nicht mehr ganz so viel Gewicht.
Wer seine Fragen direkt mit Studienberatern, Personalern, Auszubildenden und Studierenden klären möchte, sollte den Besuch der Studien- und Berufswahlmesse Einstieg Dortmund am 20. und 21. September in den Westfalenhallen einplanen. Hier stehen rund 190 Unternehmen und Hochschulen aus dem In- und Ausland für Beratungsgespräche zu Ausbildung und Studium zur Verfügung.