„Der Trend zum Spezialistentum in der Beraterbranche hält an“, so Alexander Moscho, BoC-Jurymitglied und Leiter Konzernentwicklung bei dem Leverkusener Chemiekonzern Bayer.
Für die großen Universalanbieter wird es vor diesem Hintergrund immer schwerer, die kleineren Spezialisten auf Distanz zu halten. „Sie fordern konkret messbare Ergebnisse und bevorzugen schlanke, überschaubare Teams, die innovative Ideen ins Unternehmen hereintragen, die per Hilfe zur Selbsthilfe anschließend von den eigenen Mitarbeitern umgesetzt werden können“, sagt Lars Wellejus, BoC-Juror und Professor für Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Frankfurt.
Genau hier setzt der Erfolg von Porsche Consulting an. „Statt von oben herab Prozesse in das Unternehmen hereinzudrücken, interessieren wir uns vor allem für den Mitarbeiter. An seiner Seite erkennen wir sehr schnell, wo es hakt im Prozess“, sagt Porsche-Consulting-Partner Ulrich Guddat. „Danach sorgen wir gemeinsam mit dem Mitarbeiter dafür, dass die Erfüllung seiner Aufgabe störungsfrei möglich ist. Nur so kann er seine Kompetenz voll entfalten. Davon profitieren alle – Mitarbeiter, Unternehmen und Kunden.“
Methode
Im Auftrag der WirtschaftsWoche entwickelten Branchenexperte Frank Höselbarth und Lars Wellejus, BWL-Professor an der Fachhochschule Frankfurt, Deutschlands bislang umfangreichsten Beratercheck: In einem dreiteiligen Verfahren ermittelten sie erst Markenstärke und die Fähigkeit zur Wertsteigerung, jeweils anhand des Urteils von Deutschlands 1.500 größten Unternehmen. Punkten konnten die Beratungen außerdem mit Projekten, die sie in sieben Kategorien einreichen konnten und die von einem Fachbeirat und einer Jury bewertet wurden. Aus den drei Einzelergebnissen errechnet sich die Note fürs Gesamtranking.
Aufgrund dieser Methode ist es möglich, die Arbeit von Platzhirschen wie McKinsey oder der Boston Consulting Group mit Leistungen weniger bekannter, aber ambitionierter Spezialberatungen zu vergleichen. Und so Licht in eine bislang recht intransparente Branche zu bringen. Ausführliche Informationen unter award.wiwo.de/boc2013/
So ist etwa Jim Hagemann Snabe nicht nur begeistert von den besseren Zahlen, sondern auch vom Kulturwandel, den Porsche Consulting in seinem Unternehmen angestoßen hat:„Wir geben unseren Entwicklern die Möglichkeit, kreativer und enger mit unseren Kunden zusammenzuarbeiten“, sagt der Co-Vorstandssprecher des Softwarekonzerns SAP, „und bringen Innovationen heute wesentlich schneller an den Markt.“
Doch nicht nur umsetzungsstarke Managementberatungen wie Porsche Consulting, die in der Lage sind, Führungskräfte wie Mitarbeiter gleichermaßen für sich einzunehmen, bringen die großen Beratungshäuser zunehmend unter Druck. Das zeigt die große Wertschätzung, die sich etwa die Strategieberatung Stern Stewart bei deutschen Top-Managern erarbeitet hat.
Die Jury
verantwortet als Managing Director den Bereich Fusionen und Zukäufe bei Credit Suisse.
leitet die Strategieentwicklung bei T-Systems und lehrt als Professor für Corporate Management und Consulting an der BiTS-Hochschule in Iserlohn.
Leiter Corporate Development bei Bayer.
Direktor der konzerninternen Beratungssparte der Deutschen Bank, zuständig für den Vergabeprozess zur Erteilung externer Beratungsmandate.
Chefredakteur der WirtschaftsWoche.
verantwortet in der Geschäftsführung des mittelständischen Bad- und Armaturenherstellers Viega die Ressorts Finanzen und Informationstechnologie.
Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Frankfurt und Aufsichtsratsvorsitzender der European Technologies Holding.
In den Neunzigerjahren vor allem bekannt für die Entwicklung der Kennzahl Economic Value Added (EVA), über die sich der Wert einer Investition berechnen lässt, begleiten die 60 Berater in Deutschland heute Dax-Konzerne wie große Mittelständler bei Fusionen, Zukäufen und Restrukturierung, aber auch, wenn einfach mal die Kosten runter müssen. Dabei scheuen die Berater nicht davor zurück, Unternehmen auch schon mal vehement von letztlich unsinnigen Großinvestitionen abzuraten oder radikalere Umbauarbeiten in der Zentrale vorzuschlagen. Offenheit, die sich auszahlt: War sie im vergangenen Jahr noch von der Konkurrenz abgeschlagen, schaffte die Boutique den Sprung unter die Top Ten.
„Kleine Strategieberatungshäuser gehen oft forscher und frecher vor als die etablierten Strategieberater“, sagt Thomas Deelmann, BoC-Jurymitglied und Professor für Corporate Management und Consulting an der Business and Information Technology School in Iserlohn. „Das kann frischen Wind in Unternehmen bringen.“