Macher & Manager Die 20 schönsten Chefbüros
Eigentlich kann hier nichts schiefgehen. Vor der Tür zum Balkon wacht ein "guter Geist", wie Lovro Mandac die große Holzskulptur nennt. An der Türklinke zum Nachbarbüro hängt ein Schutzengel, und auf dem Beistelltisch vor dem Bücherregal thront eine kleine Puttenfigur. Bisher konnte der Chef der Warenhauskette Kaufhof auf solch überirdischen Beistand verzichten. Während bei der Konkurrenz die Chefs mitunter schneller wechseln als das Sortiment, hält Mandac seit 14 Jahren die Stellung in der Kölner Kaufhof-Zentrale. Vielleicht haben auch deshalb ein paar Sand- und Wasseruhren einen Platz auf seinem Schreibtisch erobert. Der Tisch selbst ist „ein Relikt aus alten Zeiten“, sagt der Kaufhof-Chef. Wie die meisten Möbel steht er seit Mandacs Amtsantritt im Büro. Die Lampe ist allerdings jüngeren Datums. Dank eines Sensors, der auf Körperwärme reagiert, schaltet sie sich automatisch ein, wenn Mandac morgens gegen 7.45 Uhr den Raum betritt und sich daranmacht, den Warenhauskonzern mit 141 Filialen und 18000 Mitarbeitern zu dirigieren. 3,5 Milliarden Euro trug Kaufhof 2008 zum Umsatz des Mutterkonzerns Metro bei – 1,1 Prozent weniger als im Vorjahr. „Die wahre Freude“ lässt sich daher weniger in den Bilanzen als hinter Mandacs Schreibtisch finden. Zumindest heißt so die in Pastelltönen gehaltene Arbeit des Künstlers Imi Knoebel. Auch das bunte Metallquadrat an der Wand hinter der Sitzgruppe stammt von ihm. Im Regal daneben stapeln sich alte Bände des Englisch-Wörterbuchs "Der große Eichborn".
Text: Henryk Hielscher, Foto: Peter Stumpf für WirtschaftsWoche
Bild: Peter Stumpf für WirtschaftsWoche
Das wichtigste Utensil in seinem Büro ist die Tafel aus weißem Glas. Es passiert schon mal, dass Amar Bose mitten in einer Diskussion mit Besuchern aufspringt und mit bunten Filzstiften schwungvoll einen Gedanken in Formelform an die Tafel schreibt. Schließlich leitet er nicht nur den Lautsprecher- und Kopfhörerhersteller Bose, er ist auch Professor für Elektrotechnik und lehrte noch bis zum Jahr 2000 am berühmten Massachusetts Institute of Technology. Die Welt des Klangs fasziniert ihn mehr als Umsatz und Gewinn, den er stets komplett wieder in sein Unternehmen steckt. Mit geliehenem Geld hat er 1964 in Framingham in der Nähe von Boston die Bose Corporation gegründet. Heute zählt das Unternehmen zu den weltweit führenden Anbietern von Audiotechnik, beschäftigt rund 9000 Mitarbeiter und kommt auf einen Jahresumsatz von etwa 2,5 Milliarden Dollar. Der Schreibtisch im Chefzimmer hat eine getönte und blitzblank polierte schwere Glasplatte, an ihm können neben Bose selbst sechs Besucher Platz nehmen. Bose liebt den Blick aus dem Eckbüro im obersten Stockwerk der Firmenzentrale über die Wälder von Massachusetts. Tritt er an die Fensterfront, sieht er hinab auf das alte Bose-Gebäude. Dort arbeiten seine Entwickler. „Ich wollte, dass alle klugen Köpfe in der Firma einen solchen Blick haben, deshalb haben sie alle Außenbüros bekommen“, sagt der Unternehmensgründer. Das sollte inspirieren. "Doch was haben sie gemacht? Sie haben die Rollos zugezogen!" Text: Andreas Henry; Foto: Christopher Navin für WirtschaftsWoche
Michael Thamm muss sich mit dem Modell begnügen. Es steht, wohlbehütet unter Glas, auf dem ovalen Besprechungstisch. Wenn er morgens zwischen sieben und acht Uhr in sein Büro kommt, blickt er zuerst auf das Schiffsmodell. Das Original, das Kreuzfahrtschiff Aida diva, ist in diesen Tagen im Persischen Golf unterwegs und nimmt Kurs auf Abu Dhabi, die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Derweil sitzt Thamm in Rostock in der fünften Etage eines ehemaligen Getreidesilos. Von hier aus leitet er als Präsident die Reederei Aida Cruises, die zum weltgrößten Kreuzfahrtkonzern Carnival Corporation gehört. „Wir liegen gut im Wind“, beschreibt der Hobbysegler das vergangene Geschäftsjahr. Da begrüßte die Rostocker Reederei an Bord ihrer fünf Aida-Schiffe 336.000 Passagiere, 77.000 mehr als im Jahr zuvor. Der Umsatz stieg von 451 Millionen auf rund 566 Millionen Euro. Das Mobiliar in Thamms Büro stammt aus der Werkstatt des dänischen Designers Arne Jacobsen und ist so gruppiert, dass der Chef einen unversperrten Blick auf den Hafen hat. Dort liegt die „Blueprint“ vor Anker, Thamms Segelschiff, mit dem er in seiner Freizeit durch die Ostsee kreuzt. Stolz ist er auf eine Fotocollage von der Aida diva, die 2007 bei Meyer-Werft im niedersächsischen Papenburg vom Stapel lief. Dort entsteht derzeit die sechste Aida – die Aida luna. Am 13. Februar soll sie ausgedockt werden und eine Woche später Papenburg Richtung Emden verlassen, von wo aus sie in die Nordsee stechen kann. Thamm ist dann natürlich auch an Bord Text: Ulrich Groothuis; Foto: Arne Weychardt für WirtschaftsWoche
Wo früher die Lehrlinge über Entwürfe brüteten, sitzt jetzt der Chef und Hauptgesellschafter der Möbelmanufakturen Interlübke und Cor. Im September des vergangenen Jahres ist Leo Lübke in den 36 Quadratmeter großen Raum eingezogen. Statt eines „popeligen“ Managerschreibtisches bevorzugt er einen 3,50 Meter langen Arbeitstisch. Das schwarze Sideboard an der Rückwand, über dem eine Pinnwand mit Kundenanzeigen hängt, "hat aus mir einen scheinbar ordentlichen Menschen gemacht", sagt der studierte Industriedesigner. Seit dem Tod seines Vaters Helmut Lübke im Oktober 2006 leitet er das Familienunternehmen, das 1937 im ostwestfälischen Wiedenbrück gegründet wurde. Der Durchbruch gelang jedoch erst 1962, als Interlübke eine neuartige Schrankwand vorstellte – in Endlosbauweise und mit variabler Inneneinteilung. Lübke führt parallel noch die Schwestergesellschaft Cor. Zur Ruhe kommt er selten. Das liegt nicht nur an seinem Doppelposten, sondern auch an seinem Petzi-Ball. "Ich kann nicht still sitzen", sagt Lübke, der auf seiner silbergrauen Gymnastikkugel Platz genommen hat. Aus dem Gleichgewicht hat sie ihn noch nicht gebracht. Im vergangenen Jahr setzte Interlübke mit 335 Mitarbeitern 43 Millionen Euro um, Cor steuerte mit 217 Mitarbeitern noch einmal 34 Millionen Euro bei. „Lübke wird auf Kurs bleiben“, sagt der Segler. An eine Havarie erinnert ihn nur das gerahmte Foto von "Opa Leo", einer Jolle, die sein Großvater seinem Vater finanzierte. Sie riss sich im Sturm los – kenterte aber nicht. Text: Ulrich Groothuis; Foto: Stefan Thomas Kroeger für WirtschaftsWoche
Blau im Büro – für Dieter Hoeneß war das in seinem alten Büro beim Bundesligisten Hertha BSC Alltag. HKS 43 ist die technische Bezeichnung für das Vereinsblau des Bundesliga-Fußballclubs. Für den aktuellen Teppich in der Berliner Geschäftsstelle wählte Hertha BSC allerdings einen gemäßigteren Blauton, HKS 43 eignete sich nicht für den Bodenbelag. "Das war einfach zu kräftig", sagt Hoeneß, der von 1997 bis Juni 2009 zusammen mit Ingo Schiller als Geschäftsführer die Geschicke der Hertha BSC & Co. KG aA leitete. Als Spieler beendete Hoeneß seine Karriere 1987 beim FC Bayern München, arbeitete für den Computerhersteller Commodore, bevor er über die Station VfB Stuttgart in Berlin landete. Nach dem Ausscheiden bei Hertha BSC heuerte er als Sportchef beim deutschen Meister VfL Wolfsburg an, im Januar 2010 nimmt er die Arbeit auf. Das Vereinsblau der Hertha in Reinkultur konnte Hoeneß beim Blick aufs Fenster sehen, die Jalousie ist in einem breiten Streifen in HKS 43 getönt. Private Dinge gab es kaum in seinem Büro: "Ich trenne Arbeit und Privates sehr genau." Ein Bild vom Feuerwerk bei der Eröffnungsfeier des Berliner Olympiastadions 2004, eine Sequenz mit vier Bildern, die ihn mit dem Hertha-Maskottchen zeigt und ein kleines farbiges Kunstobjekt auf der Anrichte zieren das Büro. An der Wand hängen die Liste der Spielberechtigungen, Spielpläne sowie Telefonnummern von Spielervermittlern, Vereinsmanagern und Journalisten: „Ich arbeite zwar mit Outlook, schaue aber immer auch gerne auf Papier.“ Was fehlt, ist der Tabellenstand: „Den habe ich im Kopf. Ich muss da auch nicht immer draufschauen.“ Am Konferenztisch besprach Hoeneß die Spielerverträge. "Es sei denn, der Spieler hat eine ganze Delegation dabei, dann reichen die sechs Plätze nicht." Text: Thorsten Firlus; Foto: Dominik Butzmann für WirtschaftsWoche
Die wiwo.de-Leser haben entschieden. Aus 20 Managerbüros wählten Sie das Büro von Georg Knoth, Deutschland-Chef des Mischkonzerns General Electric, zum schönsten des Jahres 2009.
Von der noblen Park Avenue in New York zog Georg Knoth im Herbst 2005 in einen schmucklosen Bürokasten in der Münchner Wehrlestraße und wenig später einen Steinwurf weiter in die Leopoldstraße 8 ins ehemalige Boheme-Viertel Schwabing. Grund für die Rückkehr nach Deutschland war ein Karrieresprung. Knoth stieg zum Deutschland-Chef des amerikanischen Mischkonzerns General Electric auf und verantwortet damit auch das Geschäft in Österreich und der Schweiz. Zuvor hatte er die Kapitalmarktaktivitäten der Gruppe gesteuert, für die er seit 1998 arbeitet.
Jetzt sitzt er in der ersten Etage des modernisierten „Palais Leopold“ in einem rund 50 Quadratmeter großen Büro. „Der Blick auf das Siegestor inspiriert mich“, sagt Knoth. Neben seinem Schreibtisch stehen zwei riesige Fächerpalmen. Wenn auch die Wirtschaftskrise weltweit „für Beben und Nachbeben in der gesamten Branche sorgt“, sieht Knoth General Electric in Deutschland gut aufgestellt. Mehr als 7000 Mitarbeiter in über 40 Standorten beschäftigt der Konzern hier, wo er in Bereichen wie Energie- und Medizintechnik, Forschung und Entwicklung, Finanzdienstleistung und mit seinem Medienunternehmen NBC Universal präsent ist. Die Möbel in Knoths Arbeitszimmer stammen vom Schweizer Hersteller USB Haller. Auf dem Schreibtisch stehen Familienfotos, sonst sind kaum persönliche Dinge im Büro. An der Wand hängen drei Bilder in Spachteltechnik. Bei allen überwiegt die Farbe Blau. „Kein Zufall“, betont Knoth. „Blau ist auch der GE-Schriftzug, und blau stimmt positiv Text: Ulrich Groothuis; Foto: Robert Brembeck für WirtschaftsWoche
Die Akten und Auftragspapiere auf seinem Schreibtisch sind auf den Zentimeter genau ausgerichtet, die Papierstapel mit roten, grünen, schwarzen und gelben Büroklammern gespickt. „Ich bin Perfektionist und ein schrecklicher Pedant“, sagt Bodo Buschmann, Mitgründer und Chef von Brabus, dem größten unabhängigen Tuning-Unternehmen der Welt. Bei jeder noch so kleinen Unordnung sträubten sich ihm die Nackenhaare, erklärt er. 260 Millionen Euro setzte er im vergangenen Jahr mit dem Veredeln von Nobelkarossen der Marken Mercedes, Maybach und Smart um, obwohl die Krise „auch an mir nicht vorbeigefahren ist“, sagt der Brabus-Chef, der in seinem Büro eine kleine Auswahl seines Fuhrparks von Modellfahrzeugen aufgereiht hat. „Autokirche“ nennt er sein 90 Quadratmeter großes Arbeitszimmer in der Brabus-Allee in Bottrop, das mit seinem gläsernen Spitzwinkel ein wenig an ein Kirchenschiff erinnert. „Edel ist nicht fein genug“, predigt Buschmann. So ließ er die Designer-Stühle des Möbelherstellers Vitra in seiner Werkstatt häuten und mit feinstem Mastik-Leder bespannen. Den Büroboden bedeckt ein anthrazitfarbener Teppich mit eingesteppten Brabus-Emblemen. Kunst definiert Buschmann über handwerkliches Können. Preise und Auszeichnungen etwa für den schnellsten Kombi oder den schnellsten Geländewagen der Welt betrachtet er als Nachweis seiner Arbeitsgüte. Der schwarze Schreibtisch ist für ihn „eine Institution“. Nicht weit davon entfernt liegt ihm eine ganz andere Klasse zu Füßen – das Modell des Mercedes-Silberpfeils. Text: Ulrich Groothuis; Foto: Dirk Krüll für WirtschaftsWoche
Denkstube, Sitz der Verwaltung und Testlabor in einem – was auf den ersten Blick wie ein normales Büro mit wenigen auffälligen Details aussieht, entpuppt sich als ein Raum für viele Aufgaben. Frederik Flötotto steuert von Rietberg in Ostwestfalen aus den 1906 gegründeten Möbelhersteller Flötotto sowie die Geschäfte von Authentics, eines Herstellers für Wohnaccessoires aus Kunststoff. Die Regalfront mit den Aktenordnern gehört zu den Möbeln, mit dem das Familienunternehmen seit Jahrzehnten sein Image prägt: Modulare Regalsysteme wie „Freddy“ wurden bekannt durch die leuchtende Kunststoffskulptur Lumibär. Schreibtisch, Drehstuhl und Ventilator stammen aus der eigenen Werkstatt. „Ich möchte gerne mit unseren Produkten leben“, sagt Flötotto, der im Jahr 2000 in das Unternehmen eintrat und 2007 die Leitung übernahm. Der studierte Betriebswirt mag die zwanglose Kombination aus Tradition und Fortschritt. Die Schreibtischlampe hat der italienische Lichtdesigner Artemide entworfen. „Die hab’ ich mir vor 20 Jahren von meinem ersten Geld als Schul-Praktikant im Einzelhandel gegönnt“, erinnert sich der Firmenchef. Aus vergangenen Tagen stammen auch die beiden Schulstühle – Flötotto-Klassiker, die früher in vielen Klassenzimmern standen. Wie andere Unternehmen seiner Branche hat auch Flötotto die Höhen und Tiefen des Geschäfts kennengelernt. Dass man daraus Konsequenzen ziehen kann, beschreibt das Bild mit den Großbuchstaben. Für Flötotto ist der Text ein Leitfaden. Er endet mit den Worten: "Impossible ist nothing." Text: Thorsten Firlus; Foto: Dirk Krüll für WirtschaftsWoche
„Platz an der Sonne“, nennt Willi Verhuven sein Büro im Duisburger Innenhafen. Schon das Foyer des Gebäudes stimmt einen auf Sonne, Sommer, Ferien ein – mit Palmen und künstlich angelegten Wasserkaskaden. Von seinem Arbeitszimmer in der vierten Etage blickt der Chef des Touristikunternehmens Alltours Flugreisen auf Duisburgs alten Holzhafen und den Yachthafen. Dank der großen Fenster ist das Büro sehr hell. „Ich mag Sonne und Licht“, sagt Verhuven. Am 1. Januar 1974 startete er mit einem Reisebüro im niederrheinischen Kleve, heute ist Alltours Deutschlands viertgrößter Reiseveranstalter und beschäftigt 1800 Mitarbeiter. In der Saison 2007/08, die am 31. Oktober endete, beförderte das Unternehmen 1,65 Millionen Urlauber und setzte rund 1,3 Milliarden Euro um. Im September 2001 zog die Zentrale von Kleve nach Duisburg um, nachdem Verhuven mehr als 18 Millionen Euro in das neue Bürohaus investiert hatte. Sein Arbeitszimmer teilt sich der Alltours-Chef mit „Robbi“, einem schwarzen Retriever, der sich noch mit Verhuvens neuester Errungenschaft anfreunden muss – einem afrikanischen Elefanten. Das Elefantenbild stammt von der in Aachen lebenden Künstlerin Christine Seifert und hängt in der Besprechungsecke. Dort wirkt es genauso imposant wie der Schreibtisch, eine Sonderanfertigung in Form eines Bumerangs. Er dient nicht nur als Arbeitsplatte, sondern auch als Sichtblende. „Ich mag es nicht, wenn Leute hereinkommen und meine Füße sehen“, scherzt Verhuven. Auf der Fensterbank stehen Geschenke von Geschäftspartnern und Freunden, darunter die Schaufel eines Düsentriebwerks – eine Erinnerung zum 15-jährigen Firmenjubiläum. Text: Ulrich Groothuis; Foto: Dirk Krüll für WirtschaftsWoche
Ein Hauch von British Empire weht durch das Büro von Hans Heinrich Driftmann in Elmshorn, rund 30 Kilometer nordwestlich von Hamburg. „Flockenkönig“ nennt die Branche anerkennend den Chef und persönlich haftenden Gesellschafter des Haferflockenproduzenten Peter Kölln. Driftmann mag dieses repräsentative Ambiente aus schweren Ledersesseln und einem wuchtigen englischen Mahagonischreibtisch. Es passt zu einem der ältesten Familienunternehmen Deutschlands, das 1820 begann, Walfängerflotten und Fischer mit Hafergrütze und Schiffszwieback zu versorgen. Seit 1990 führt Driftmann in sechster Generation die Geschäfte der Traditionsfirma, in die er 1970 einheiratete. In dieser Zeit übernahm er bekannte Premiummarken wie Biskin, Livio und Palmin vom Nahrungsmittel-Multi Unilever. Heute setzen die Köllnflockenwerke in 13 Ländern jährlich rund 80 Millionen Euro mit Haferflocken, Müsli, Salatöl und Kokosfett um. Pünktlich um sieben Uhr morgens betritt der Chef sein mit Kirschholz getäfeltes, rund 50 Quadratmeter großes Büro. „Ich diszipliniere mich“, sagt Driftmann, Sohn eines Beamten und promovierter Psychologe. Früher wollte er einmal Pastor werden, studierte dann aber Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Seit März ist er auch Präsident des deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) und damit Interessenvertreter von 3,6 Millionen Betriebe. Seine Vorliebe für maritime Kunst ist nicht zu übersehen. Die Ölgemälde des Hamburger Marinemalers Uwe Lütgen zeigen unter anderem die kaiserliche Yacht Meteor. Neben einem der Bilder stehen die Flaggen Deutschlands, Schleswig-Holsteins und Venezuelas – das Land, das Driftmann den Titel "Honorarkonsul" verliehen hat. Text: Ulrich Groothuis; Foto: Gerrit Meier für WirtschaftsWoche
Auf den zehn Bildschirmen der Videoleinwand laufen fast rund um die Uhr Bilder von Sportveranstaltungen. Doch Laurent-Eric Le Lay sieht kaum hin. Zudem hat er meist den Ton abgedreht. Der Chef von Europas führendem Sportsender Eurosport will sich ganz auf seine Arbeit konzentrieren. Darum hängen an den Wänden seines Pariser Büros auch keine Bilder. „Persönliche Gegenstände lenken ab“, sagt Le Lay. 1989, vor genau 20 Jahren, wurde Eurosport mit Hilfe der Europäischen Rundfunkunion (EBU) gegründet, einem Verbund von 75 Rundfunkgesellschaften. Inzwischen gehört der Sportkanal zum französischen Privatsender TF1, strahlt sein Programm in 20 Sprachen aus, darunter auch Deutsch, und erreicht so mehr als 240 Millionen Zuschauer in 59 Ländern. Mit diesem Konzept erzielte Eurosport 2008 einen Betriebsgewinn von 26,6 Millionen Euro. Jetzt will Le Lay massiv ins Internet-Wettgeschäft und in die Veranstaltung von Sportereignissen investieren. Damit reagiert er auch auf das Schrumpfen der Werbeeinnahmen. Das sei vor allem eine Gefahr für den Sport. Mitarbeiter empfängt der Eurosport-Chef meist an dem großen Glastisch, der das Arbeitszimmer dominiert. Durch die Glasfront zum Gang hin sieht er seine Gäste schon kommen, bevor sie sein Büro betreten. Wenn Le Lay seine E-Mails abruft, geht er zu einem Mini-Tisch am Fenster. Dort steht sein Laptop. In der Nähe liegen zwei Golfbälle. Golf ist Le Lays Passion. Allerdings bezeichnet er sich nur als durchschnittlichen Spieler. Er habe, sagt er, für sein Hobby einfach zu wenig Zeit. Text: Gerhard Bläske, Foto: Andreas Licht für WirtschaftsWoche
Beim Blick hinaus wird Hans-Otto Schrader fast ein wenig wehmütig. „Ich nutze die Dachterrasse sehr gerne“, sagt der Chef der Hamburger Otto Group und fügt bedauernd hinzu, „und sehr selten.“ Allenfalls für „bilaterale Gespräche bei schönem Wetter“ komme er noch raus. Sein Blick schweift dann über das 220.000 Quadratmeter große Areal der Otto-Zentrale im Hamburger Stadtteil Wandsbek. Zu dem Konzern, der im Geschäftsjahr 2008/09 über zehn Milliarden Euro umsetzte, gehören nicht nur der Otto-Versand, sondern insgesamt rund 123 selbstständige Töchter in 20 Ländern, darunter so unterschiedliche Unternehmen wie der Logistikdienstleister Hermes, der Spielzeughändler MyToys und der Nostalgieprodukte-Spezialist Manufactum. Seit 2007 wacht Schrader als Nachfolger von Gründersohn Michael Otto über die Geschicke des Konglomerats. Sein Büro sei für ihn „ein Rückzugsort für konzentriertes Arbeiten“, sagt Schrader. Das Vorstandszimmer in der sechsten Etage wird von einem großen runden Besprechungstisch dominiert. Im Hintergrund steht ein einfacher Schreibtisch samt Computer, Telefon und frischen Blumen. Für einen weiteren Farbtupfer hat seine Familie gesorgt: Am mittleren Fenster lehnt ein kleines abstraktes Bild. „Ein Geschenk meiner Frau“, sagt Schrader. Sie habe das Bild selbst gemalt. Das Stehpult daneben ist für den Diplom-Kaufmann „durchaus kein Zierstück“. Einen Großteil der täglichen Post bearbeitet er hier – und kann ab und an dann doch den Blick ins Grüne schweifen lassen. Text: Henryk Hielscher; Foto: Arne Weychardt für WirtschaftsWoche
Leicht abgeschlagen rangiert das Büro von Jürgen Flimm, Intendant der Salzburger Festspiele, bei den wiwo.de-Lesern auf dem zweiten Platz.
Direkt am Fenster sitzt er am liebsten. „Da ist das Licht so schön, das ist mir das Wichtigste in einem Büro“, sagt Jürgen Flimm Intendant der Salzburger Festspiele. Ob bei der Zeitungslektüre auf einem alten Stuhl des renovierten Kleinen Festspielhauses oder beim Arbeiten am Schreibtisch. „Pompöse Schreibtische kann ich nicht ausstehen“, sagt Flimm. Genauso wenig wie moderne Bürostühle – „die tun immer, als könnten sie fliegen“. Weswegen er die grauen, wuchtigen Arbeitsmöbel seines Vorgängers gegen eine schlichte Glasplatte auf Stahlrohrgestell ausgetauscht hat – von Ikea. Und beim Aktenstudium auf einem Stuhl aus dem Theaterfundus sitzt. Oder auf einem Biedermeiersofa, das er schon 1987 bei einer Inszenierung in Salzburg auf die Bühne stellte. „Ich umgebe mich gern mit Erinnerungen an meine Arbeit“, sagt Flimm. „Das inspiriert mich.“ An den Wänden hängen Notenskizzen des Komponisten Luigi Nono, mit dem er schon in den Siebzigerjahren zusammenarbeitete, eine Zeichnung von Friedrich Dürrenmatt („mein Schutzengel“), ein Text der Theaterlegende George Tabori („mein Credo“) sowie Arbeiten der Musikerin und Fotografin Patti Smith. Und Fotos, die ihn mit zwei kürzlich verstorbenen Freunden zeigen: Ballettikone Pina Bausch und Regisseur Jürgen Gosch. Auf dem Schreibtisch stehen Plastikköpfe, ein kleines Akkordeon und eine Tröte – Fundstücke, die Flimm von einem Bühnenbildner gerade zum Geburtstag geschenkt bekam. Und, seit Kurzem, ein Strauß Blumen. „Wir Männer bekommen ja nie welche“, sagt Flimm. „Das wollte ich mal ändern.“ Text: Manfred Engeser; Foto: Robert Brembeck für WirtschaftsWoche
Er fühlte sich noch als „Neu-Hamburger, aber alles, was mit Wasser zu tun hat, fasziniert mich“, sagte Jörg Croseck. Im Oktober 2007 wechselte der gebürtige Bonner von der Eifel an die Elbe, vom Mineralwasserproduzenten Gerolsteiner zur deutschen Tochter der dänischen Brauerei-Gruppe Carlsberg, seit August 2008 leitet er deren Deutschland-Geschäft. Im Herbst 2009 verließ Croseck die Carlsberg-Gruppe nach Streit über die Konzernstrategie. Einquartiert war er in der zweiten Etage des Verwaltungstrakts der Holsten-Brauerei, die seit April 2004 zu Carlsberg gehört. Die Besprechungsecke in seinem Büro nannte er „Stammtisch“, die Möbel dort kommen ebenso wie der Schreibtisch von der Schweizer Möbelmanufaktur USM Haller. Gleich neben dem Sideboard hatte Freizeit-Golfer Croseck seine Golfausrüstung geparkt. In einer mannshohen Glasvitrine und auf der Fensterbank standen Flaschen und Sixpacks aus der Carlsberg-Familie – Holsten, Astra, Lübzer und Feldschlößchen. 6,2 Millionen Hektoliter Bier verkaufte Carlsberg Deutschland im vergangenen Jahr, zwei Prozent mehr als im Jahr zuvor, obwohl der Markt um ein Prozent schrumpfte. In Norddeutschland ist das Unternehmen klar die Nummer eins. 1400 Mitarbeiter beschäftigt es in Deutschland, davon 500 in Hamburg. Weltweit liegt die Carlsberg-Gruppe mit 40.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund acht Milliarden Euro auf Platz vier hinter den Brauereien Anheuser Busch InBev, SAB Miller und Heineken. In seinem fast 40 Quadratmeter großen Büro nah am Musicaltheater Neue Flora und mit Blick auf die S-Bahn und das Finanzamt war vom globalen Auftritt wenig zu spüren. Lokalkolorit überwog: ein Jahreskalender der Carlsberg-Marke Astra und der Spruch einer Bierwerbung anstelle von Kunst. Auf dem Schreibtisch bewachte ein kleiner Plastik-Pitbull die Stiftablage und die vielen gelben Spickzettel. „Sie sind neben dem Computer meine Gedächtnisstütze“, sagt Croseck. Text: Ulrich Groothuis; Foto: Arne Weychardt für WirtschaftsWoche
Zum Kanzleramt und zum Bundestag hat er es nicht weit. „Knapp zwei Kilometer“, schätzt Matthias Wissmann, der seit Juni 2007 den Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) leitet. Als früherer CDU-Abgeordneter, Ex-Bundesforschungsminister und ehemaliger Bundesverkehrsminister verfügt der Jurist über ein exzellentes Netzwerk. Von seinem Büro im vierten Stock eines ehemaligen Berliner Bankgebäudes aus der Gründerzeit genießt er den imposanten Fernblick auf das Rote Rathaus, den Kuppelbau der Hedwigs-Kathedrale und den Fernsehturm. Vor einem Jahr erst ist er mit dem Berliner VDA-Büro von Lankwitz nach Berlin-Mitte gezogen. Nächstes Jahr folgt der gesamte Verband aus Frankfurt an die Spree. Knapp 30 Quadratmeter misst das Chefzimmer. Der Schreibtisch gleicht mit Laptop, Telefon und Schreibutensilien einem aufgeräumten Armaturenbrett. „In meinem Arbeitsraum treffen sich Kunst und Automobil“, sagt Wissmann. An der Wand hinter dem Schreibtisch hängt ein echter Andy Warhol. Die Leihgabe von Mercedes zeigt den legendären Silberpfeil gleich achtfach in unterschiedlichen Farben. Direkt gegenüber wirbt eine Lithografie von Rainer Fetting für die Kunst der Neuen Wilden der Achtzigerjahre. „Das Bild gehört mir und stellt ein New Yorker Taxi dar“, erklärt Wissmann. Auf einem Sideboard türmen sich in einer kleinen Glasvitrine Oldtimer-Modelle neben einem Familienfoto und einem quietschbunten Berliner Bären. „In Lebensgröße stand der früher am Boulevard Unter den Linden“, erinnert sich der VDA-Chef, der als Bundesvorsitzender der CDU-Nachwuchsorganisation Junge Union einst mit einer „Ente“ zu Wahlkampfveranstaltungen tourte. „Aber auch die Bahn ist bei mir am Zug“, scherzt Wissmann und zeigt auf das Modell eines ICE. „Ein Geschenk zur Durchsetzung der Bahn-Reform, als ich Verkehrsminister war.“ Text: Ulrich Groothuis; Foto: Werner Schüring für WirtschaftsWoche
Seinen Arbeitsort möchte er „mit keinem anderen Platz auf der Welt tauschen“, sagt Steffen Fries und blickt auf das Rollfeld des Stuttgarter Flughafens und auf die Hügel der Schwäbischen Alb. Sein Büro liegt in der ersten Etage eines freitragenden Hangars. Von hier aus dirigiert der diplomierte Wirtschaftsingenieur den Businessjet-Betreiber DC Aviation, der über 30 Kurz-, Mittel- und Langstreckenflugzeuge verfügt und rund 360 Mitarbeiter beschäftigt, von der Bodencrew bis zum fliegenden Personal. Sie kümmern sich um Prominente und Geschäftsreisende, warten den Flugzeugpark und übernehmen auf Wunsch der Flugzeugeigner auch das Management der Maschinen. Im November 2008 kam Fries zu DC Aviation, seit April 2009 ist er Vorsitzender der zweiköpfigen Geschäftsführung, zuvor hatte er beim Konkurrenten NetJets gearbeitet. DC Aviation entstand durch den Zusammenschluss der ehemaligen Fluggesellschaften DaimlerChrysler Aviation und Cirrus Aviation und gehört indirekt dem Arzt Lutz Mario Helmig, dem Gründer der Klinikgruppe Helios. Der Lärm der startenden und landenden Jets dringt kaum in Fries’ Büro, die Fensterfront dämpft die Lautstärke. Das Mobiliar in dem 40 Quadratmeter großen Arbeitszimmer stammt aus dem schwäbischen Möbelhaus Renz, der Chefsessel wurde vom niedersächsischen Büroausstatter Wilkhahn eingeflogen. Für Familienfotos ist das Sideboard reserviert, nur das kleine Modell eines Langstreckenjets teilt sich noch den Platz mit der Bildergalerie. Von seinem Schreibtisch aus blickt Fries auf Bilder des Leonberger Malers Michael Schönpflug. Doch meist schaut der DC-Aviation-Chef auf die beiden Monitore auf seinem Schreibtisch, um die aktuellen Flugbewegungen seiner Jets zu verfolgen. „Manchmal kommt dann schon ein wenig Fernweh auf“, sagt er und schaut wieder auf das Rollfeld. Text: Ulrich Groothuis; Foto: Andreas Körner für WirtschaftsWoche
"Heuer, wenn du nicht Physik studierst, machst du was falsch!" An die Worte seines früheren Physiklehrers erinnert sich Rolf-Dieter Heuer noch gut. Heuer machte nichts falsch, studierte Physik, promovierte und forschte am Desy, dem Deutschen Elektronen-Synchrotron in Hamburg, und zwischenzeitlich am Cern, der Europäischen Organisation für Kernforschung in Meyrin im Kanton Genf. Seit Anfang des Jahres ist er Generaldirektor des Cern, des weltweit größten Forschungszentrums für Teilchenphysik, das ergründen soll, wie die Welt entstanden ist und was sie zusammenhält. Er verfügt über ein Jahresbudget von rund 1,1 Milliarden Franken (rund 690 Millionen Euro) und koordiniert die Arbeit von 2250 Mitarbeitern, 9500 Gastwissenschaftlern sowie 700 Stipendiaten. Die dunkle altdeutsche Eichenholzeinrichtung in seinem Büro tauschte er gegen helle Möbel. „Ich brauche ein freundliches Umfeld“, erklärt Heuer, der von seinem Zimmer im fünften Stock auf die Alpen blickt. Auf dem Schreibtisch liegen Daten zur Entschlüsselung des Ursprungs des Universums, aber auch „weltliche Elementarteilchen“ wie Zahlen über die Ausgaben für den Kindergarten oder für die Sicherheit. „Fast minütlich ändert sich das Chaos auf meinem Schreibtisch“, sagt Heuer. Einige seiner Bilder haben mittlerweile ihren Platz gefunden. „Aber vieles ist noch in Kisten verstaut.“ Heuer musste sich erst einmal um den Kern des Cern kümmern: den leistungsfähigsten Teilchenbeschleuniger der Welt. Kurz nach dem Start im September 2008 musste die Anlage wegen einer Panne abgeschaltet werden, jetzt läuft sie wieder an. Mit 99,9999 Prozent der Lichtgeschwindigkeit werden Protonen, positiv geladene Atomkernteilchen, durch zwei 27 Kilometer lange ringförmige Rohre gejagt und aufeinander gehetzt, um herauszufinden, was genau beim Urknall passierte. Zu Filmruhm hat es das Cern bereits gebracht. Die Teilchenkanone diente als Kulisse für den Kino-Thriller "Illuminati". Text: Ulrich Groothuis; Foto: Fred Merz
Wenn er mal ein paar Minuten Zeit hat, steht er am liebsten am Fenster. Entweder um in einem Buch zu blättern – etwa über François Mitterrand und die deutsche Wiedervereinigung oder in den Novellen von Thomas Mann, seinem liebsten deutschen Schriftsteller. Manchmal schaut Bernard de Montferrand auch einfach nur raus – auf den Pariser Platz und das Brandenburger Tor. „Treffpunkt von Vergangenheit und Zukunft Deutschlands“ nennt der französische Botschafter diese Ecke der Stadt, die er schon von 1979 bis 1982 kennengelernt hat. Vor 30 Jahren kam er als junger Diplomat der französischen Militärregierung nach Berlin, erinnert sich an einen „Streifen totes Land, nur Steine und Bäume“. Heute versteht sich Frankreichs Stellvertreter in Berlin als „der Mann mit den richtigen Schlüsseln“. Ein Türöffner für Politik, Kultur und Wirtschaft, dem etwa die Förderung von Gemeinschaftsprojekten wie etwa des Airbus A380 oder der europäischen Trägerrakete Ariane 5 am Herzen liegt – Modelle von beiden erhielt er bei Besuchen bei Airbus in Hamburg und EADS in Bremen. Dass er auch ein großer Freund der Kultur ist, zeigt der Blick auf die Gemälde zeitgenössischer Künstler an den Wänden. Hinter seinem Schreibtisch hängt ein Ölbild der US-Künstlerin Joan Mitchell, über dem Konferenztisch eine große Tuschezeichnung des Chinesen Zao Wou-Ki. „Der Kontakt der Kulturen ist mir wichtig“, sagt de Montferrand – nicht nur in seinem Büro: Der von ihm angeregte Austausch zwischen Berliner und Pariser Galeristen findet Anfang 2010 zum zweiten Mal statt. „Natürlich werde ich mich dann in den Galerien umsehen“, sagt der Botschafter, der rund zwei Drittel seiner Arbeitszeit auf Reisen durch Deutschland verbringt. „Ich bin gern in meinem Büro, aber wichtiger ist die Arbeit draußen – denn die deutsche Wirklichkeit erlebe ich nicht an meinem Schreibtisch. Text: Manfred Engeser; Foto: Lautenschläger für WirtschaftsWoche)
„Ich sitze an und in der Spitze“, sagt Ulrich Bez, 65. Das Wortspiel gefällt dem Schwaben aus Bad Cannstatt. Seit zehn Jahren steht er „an“ der Spitze der britischen Sportwagenmanufaktur Aston Martin. „In“ der Spitze sitzt er immer dann, wenn er in seinem Büro in der Banbury Road in Gaydon arbeitet, einem kleinen Ort in der Nähe von London. In einem gut 30 Quadratmeter großen Arbeitszimmer hat er sich „seine Ecke“ eingerichtet – „in der Spitze also“, klärt er auf. Im Eckschrank und auf der Fensterbank stehen Modellautos, aufgereiht wie Jahrgangsweine. „Jedes Teil hat seine Geschichte“, sinniert Bez. Prunkstück dieser Sammlung ist der aus Aluminium gefräste Sportwagen One-77. Nach Stationen bei Porsche, BMW und dem südkoreanischen Autobauer Daewoo wechselte Bez im Jahr 2000 als Geschäftsführer zu Aston Martin. Unter seiner Ägide wird der Hersteller des James-Bond-Autos 2004 erstmals seit seiner Gründung 1913 profitabel – und bleibt es seitdem. Drei Jahre später, im März 2007, verkauft Ford die Nobelmarke an zwei kuwaitische Großinvestoren, auch Bez übernimmt Anteile. „Wir bauen Sportwagen, aber sie tragen Krawatte“, beschreibt der promovierte Luftfahrtingenieur das Markenimage, das zugleich innovative Technik mit britischem Understatement kombinieren soll. „Das vermittelt auch mein Büro“, sagt Bez, der helles Kirschholz und dunkles Leder bevorzugt. Nur seinen Chefsessel ließ er in der hauseigenen Werkstatt mit hellbraunem Merlinleder beziehen. An der Wand seines Arbeitszimmers hängen Bilder des renommierten Stuttgarter Fotografen René Staudt. „Ich bin Perfektionist“, betont Bez und zeigt auf seine Brillensammlung. Alle sind in Aston-Martin-Farben lackiert, "weil", so Bez, "die Brille zum Auto passen muss". Eine in Kobaltblau ist auch dabei – die Farbe seines neuesten Sportwagens Text: Ulrich Groothuis; Foto J.P. Masclet für WirtschaftsWoche
Ganz knapp hinter Jürgen Flimm reiht sich Torsten Oletzky, Vorstandsvorsitzender der Ergo Versicherungsgruppe, auf dem Siegertreppchen ein.
Manchmal steht die Zeit in seinem Büro still. Dann streikt die 170 Jahre alte Standuhr des belgischen Uhrmachers Nicola-Marie Lhoest. Wenn Stürme den Verwaltungsturm der Düsseldorfer Ergo-Zentrale ins Wanken bringen, gerät das sensible Uhrwerk in der 26. Etage aus dem Takt. „Das kommt aber selten vor“, beruhigt Torsten Oletzky, 43, seit 2008 Vorstandsvorsitzender der Ergo Versicherungsgruppe, die zu 99,6 Prozent dem Münchner Rückversicherer Munich Re gehört. Mit mehr als 50.000 Mitarbeitern und knapp 18 Milliarden Euro Beitragseinnahmen ist die Ergo-Gruppe hinter der Allianz und der Generali Deutschland der drittgrößte Erstversicherer hierzulande. Um die Marke im Markt noch stärker zu etablieren, akquirieren vom kommenden Jahr an auch die Konzerntöchter Hamburg-Mannheimer und KarstadtQuelle Versicherungen unter dem Ergo-Logo. Nur die D.A.S. und die DKV behalten ihren ursprünglichen Namen. „Ich habe mit 17 Quadratmetern angefangen und bin jetzt bei gut 50 Quadratmetern gelandet“, beschreibt der Betriebswirt und Ex-McKinsey-Berater seinen Karriereweg von der Studentenbude ins Vorstandsbüro. Die Möbel dort stammen nicht mehr von Ikea, sondern von der Schweizer Möbelmanufaktur USM-Haller. Vom stufenlos verstellbaren Stehpult aus kann Oletzky auf den Rhein blicken, bei klarer Sicht sieht er sogar Köln. Ein digitaler Fotorahmen zeigt Bilder seiner Familie – mit wechselnden Motiven: mal im Karneval, mal im Urlaub – doch plötzlich erscheint der 1. FC Köln. „Ein kleiner Schuss Lokalpatriotismus darf auch in Düsseldorf nicht fehlen“, sagt der gebürtige Kölner und große Fußballfan. Dabei zeigt er auf „Hennes VIII.“ Der Geißbock – Maskottchen der Köln-Kicker – hat als Stofftier einen festen Stehplatz unter den Bildern des Füssener Künstlers Günther Förg.
Text: Ulrich Groothuis; Michael Dannenmann für WirtschaftsWoche
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