Dienstreisen Der eigene Jet lohnt sich für viele Firmen

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Juristische Auseinandersetzungen

Mitarbeiter organisieren sich besser als ihre Chefs
Relevanz von GeschäftsreisenGeschäftsreisen sind ein wichtiger Faktor in der Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern. Sie sind für das persönliche Zusammentreffen und das bessere Kennenlernen der Geschäftspartner sowie für die Kontaktpflege zu Mitarbeitern relevant. Quelle: Studie „Business Travel 2013“ des Deutschen ReiseVerbandes (DRV) Quelle: AP
GeschäftsreisebürosIn mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen kümmern sich die Geschäftsreisenden im ersten Schritt selbst um die Buchung ihrer Reisen. Etwa zwei Drittel der Unternehmen arbeiten für die Durchführung der Buchung mit einem professionellen Geschäftsreisebüro zusammen. Acht von zehn Unternehmen, die mit einem Geschäftsreisebüro zusammenarbeiten, buchen über das Online-System. Quelle: AP
ZeitmanagementZeitfresser auf Geschäftsreisen sind hauptsachlich die mangelnde Orientierung vor Ort und zu wenig Flexibilität in der Reiseplanung, wie etwa bei der Anpassung der Termine bei kurzfristigen Ankunftszeiten. 40 Prozent der Geschäftsreisenden verlieren je Reise bis zu 30 Minuten. Kurios ist auch dieses Ergebnis: Chefs haben deutlich mehr Probleme, sich vor Ort zu orientieren (44 Prozent), als ihre Mitarbeiter (17 Prozent). Quelle: AP/dpa
KostenJe häufiger die Reisenden im Monat unterwegs sind, desto eher haben sie ihre persönlichen Präferenzen im Blick – und stellen diese auch über den Kostenfaktor. Allerdings: Fach- und Führungskräfte haben bei ihren Geschäftsreisen etwas häufiger auch die entstehenden Kosten im Auge. Im Fokus der Buchung stehen insgesamt hauptsächlich die schnellste Verbindung, eine hohe Produktivität auf der Reise und kleine individuelle Wünsche des Reisenden. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Unterstützung In der Regel kümmern sich die Unternehmen sehr gut um die Reisen ihrer Mitarbeiter. In drei Viertel der Unternehmen gibt es für Notfälle sogar eine zentrale Telefonnummer, wo rund um die Uhr Rat und Hilfe angefordert werden kann – die Geschäftsreisenden wissen also, an wen sie sich wenden können, falls während einer Geschäftsreise etwas Unvorhergesehenes passiert. Quelle: dpa
Risikomanagement Die Hälfte aller Unternehmen hat kein Risikomanagement für Geschäftsreisen und verletzt damit potenziell die Fürsorgepflicht, wenn die Mitarbeiter bei unvorhergesehenen Ereignissen auf sich selbst gestellt sind. In sechs von zehn Unternehmen, die nicht mit einem Geschäftsreisebüro zusammenarbeiten, wurde keine Vorsorge getroffen. Im Rahmen des Risikomanagements stellen 91 Prozent der Unternehmen einen Ansprechpartner zur Verfügung, an den sich die Mitarbeiter im Ernstfall wenden können. 87 Prozent haben Rückholplane im Falle einer Erkrankung der Mitarbeiter und stellen Informationen vor der Reise bereit. Quelle: AP
Arbeit und Freizeit Arbeit und Freizeit verschmelzen immer mehr. Nach getaner Arbeit auf einer Reise oder zwischen zwei Terminen, bleibt manchmal Zeit, diese entlang persönlicher Ansprüche zu nutzen, zum Beispiel für den Besuch einer Ausstellung oder eines Restaurants. Mitarbeiter erwarten deswegen heute verstärkt Flexibilität in puncto technischer Ausstattung, die dabei helfen, diese Zeit effektiv zu nutzen. Quelle: AP

Wer die Vorteile des Privatjets nutzen möchte, ohne gleich auf einen Schlag mehrere Millionen Euro investieren zu müssen, kann sich an Anbieter wie Netjets wenden. Allein in Europa besitzt das Unternehmen mehr als 130 Flugzeuge, wartet diese, stellt Piloten und Bordpersonal. Etwas mehr als drei Prozent Anteil muss ein Kunde mindestens an so einem Flugzeug erwerben. Das kostet umgerechnet etwa 96.000 Euro und umfasst jährlich 25 Flugstunden. Treibstoff und Crew müssen zusätzlich bezahlt werden. Bei deutschen Unternehmen seien vor allem mittelgroße Flugzeuge wie die Cessna Citation XLS besonders beliebt, heißt es bei Netjets.

Spezialchemiekonzern Lanxess setzt auf eine dritte Variante: Zwar fliegen die Vorstände des Unternehmens grundsätzlich Linie. Doch in „besonderen Situationen“ werden Flugzeuge gechartert – etwa wenn ein wichtiger Termin mit den regulären Fluggesellschaften nicht erreicht werden kann.

Dass sich trotz aller nachvollziehbarer Argumente eine öffentliche Debatte über Sinn und Unsinn solcher Regelungen nicht immer verhindern lässt, musste unlängst Dieter Zetsche feststellen. Der Daimler-Chef gehört zu den Top-Managern, die auf Jets zurückgreifen, wenn sie dienstlich oder privat unterwegs sind. Und geriet deswegen vor Kurzem in die öffentliche Diskussion. Die drehte sich um die Frage, ob sich Vorstandsvorsitzende in Zeiten von Sparprogrammen wirklich solche Annehmlichkeiten leisten sollten. Doch geht es hier wirklich nur um Bequemlichkeit, um schieren Luxus? Seit die Sicherheitsbehörden des Bundes und des Landes Baden-Württemberg Zetsche vor mehreren Jahren in die höchste Gefährdungsstufe eingruppiert haben, nutzt der Vorstandsvorsitzende von Daimler auf Empfehlung der Sicherheitsbehörden keine Linienflüge mehr. Weshalb der Daimler-Aufsichtsrat seinem obersten Angestellten auch bei privaten Reisen einen Flug im Jet grundsätzlich genehmigt. Selbst zahlen muss Zetsche dann nur das Erste-Klasse-Ticket. Den Rest übernimmt der Stuttgarter Konzern.

Während Zetsche sich also nichts hat zuschulden kommen lassen, ist die Lage beim Stahlkonzern ThyssenKrupp noch längst nicht geklärt. Der ehemalige Thyssen-Aufsichtsratschefs Gerhard Cromme hatte Konzern-Grandseigneur Berthold Beitz den Flieger für Flüge nach Sylt und Österreich überlassen. Die Staatsanwaltschaft Essen wurde hellhörig und ermittelt wegen Steuerhinterziehung.

Wie man solche juristisch delikaten Auseinandersetzungen elegant umgehen kann, macht etwa RWE vor: Beim Essener Energiekonzern wird maximal Businessclass geflogen. Und auch beim Autozulieferer Continental reisen die Vorstände sparsam. Innerhalb Deutschlands steigt auch der CEO auf Dienstwagen oder Bahn um. Von Hannover nach Frankfurt heißt das zwar zweieinhalb Stunden auf der Schiene oder dreieinhalb Stunden auf der Autobahn. Dafür aber keine Sekunde Debatte über Kosten und Nutzung der weißen Luftflitzer.

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