Die daraus entstandenen funktionellen MRT-Aufnahmen (Bild), in denen die besonders aktiven Stellen des Gehirns farblich hervorstechen, zeigten bei den beiden Gruppen deutliche Unterschiede: Manager- und Nicht-Manager-Gehirne waren in unterschiedlichen Entscheidungssystemen aktiv. Innerhalb des gemeinsamen Nervenzellen-Netzwerks für Entscheidungen, zeigten die Manager im Vergleich zu den Nicht-Managern eine vermehrte Aktivität im Kopf des so genannten Nucleus caudatus ("Schweifkern"). Diese Hirnregion ist bekannt dafür, dass sie innerhalb des Entscheidungsnetzwerks dabei hilft, kategorisiertes Wissen aufzubauen, welches das Gehirn in ähnlichen Situationen automatisiert abruft. Der Schweifkern ist also so etwas wie die Schublade, in der der Erfahrungsschatz früherer Entscheidungen angelegt ist, und auf die Manager in Entscheidungssituationen routiniert zurückgreifen.
Bei den Arbeitnehmern ohne Personalverantwortung dagegen waren am etwas länger dauernden Entscheidungsprozess andere Regionen des gemeinsamen Entscheidungsnetzwerks - beispielsweise der Scheitellappen und Teile des Stirnlappens wie etwa der präfrontale Kortex - stärker eingebunden. Diese Teile des Gehirns sind für das systematische Bearbeiten einer Aufgabe beziehungsweise eines Problems zuständig, das stufenartig über die primäre Verarbeitung der Sinneswahrnehmung – in dieser Studie des Sehens der Wortpaare – und dem kognitiven Verarbeiten, also Abwägen von rationalen Argumenten, bis hin zur Entscheidungsfindung reicht.
Die naheliegende Frage ist: Haben Manager ihren Gehirnen dieses effiziente Entscheiden durch ihre Berufstätigkeit antrainiert? Oder werden Menschen als Schweifkern-Schnell-Entscheider geboren - und setzen sich auf Grund dieser Fähigkeit eher als Chef durch als die systematischen Nachdenk-Entscheider? Dazu will sich Caspers lieber nicht äußern. "Menschen werden in ihrer Persönlichkeit von Geburt an geprägt. Diese Fragestellung könnte also lediglich im Rahmen einer Langzeitstudie geklärt werden", sagt Svenja Caspers.