Wie entwickelt sich die Altersstruktur unserer Gesellschaft? Wie verändert die Digitalisierung unsere Art, zu wirtschaften, zu konsumieren? Und was bedeutet das alles für unser weltweit tätiges Unternehmen?
Wenn Gloria Glang von ihren „globalen Hobbys“ spricht, meint sie weder Golfspielen in Schottland, einen Segeltörn in der Karibik oder einen Kochkurs für thailändische Küche. Sondern zum Beispiel die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen weltweiter Megatrends auf die Strategie ihres Arbeitgebers – den amerikanischen Lackhersteller PPG Industries.
Ihr jüngstes Hobby dieser Art: Wie können wir uns mithilfe von Risikokapital am besten an Start-ups beteiligen?
Denn ein Weltkonzern wie PPG, so die Überzeugung der 34-jährigen Managerin, kann „auf Dauer nur innovativ sein, wenn er Partnerschaften mit und Übernahmen von Start-ups in Betracht zieht“.
Ihre Position erläutert Glang im Sommer ihrem Vorstandsvorsitzenden Charles Bunch, den sie nur Chuck nennt. Erklärt ihm, wie PPG mithilfe kleiner, junger Unternehmen schnell auf Trends reagieren und an innovative Technologien kommen könnte. Präsentiert ihm eine detaillierte Marktanalyse und kann ihn nach nur fünf Minuten von dem Projekt überzeugen.
Heute, wenige Monate später, ist Glang schon auf der Suche nach Akquisitionen aus der Start-up-Szene – weltweit.
„Das gehört zwar nicht zu meiner Rollenbeschreibung“, sagt die Managerin, „aber ich hatte ein paar gute Ideen, die ich nicht für mich behalten wollte.“
Eigentlich ist die Betriebswirtin seit Januar 2013 beim Chemiekonzern für die Strategieentwicklung in Europa, dem Nahen Osten und Afrika zuständig. Macht sich in diesen Regionen auf die Suche nach Übernahmekandidaten, lotet Beteiligungen aus – mit dem globalen Geschäft hat sie nichts zu tun. Eigentlich.
Aber Dienst nach Vorschrift war für Glang noch nie eine Option – schon als sie nach dem Abitur ihr duales Studium am BASF-Standort in Münster begann: Gerade neun Monate war die damals 20-Jährige an Bord, als sie in der Chefetage anklopfte und dem Vorstandsvorsitzenden der Lacksparte vorschlug, eine Wettbewerbsdatenbank anzulegen. In welchen Kundensegmenten tummeln sich Wettbewerber? Welche Lacke produzieren sie? Was bedeutet das für BASF?
Fast zehn Jahre arbeitet Glang in verschiedenen Positionen bei BASF. Nach ihrem dualen Studium wechselt sie in die damals neu gegründete interne Beratung des Konzerns am Stammsitz in Ludwigshafen, übernimmt anschließend die Betreuung von einem der zehn größten Kunden des Chemiekonzerns.
Mit 29 Jahren heuert sie als Beraterin bei KPMG in Frankfurt an. Akquiriert neue Kunden – obwohl diese Aufgabe eigentlich den Senior Managern vorbehalten ist.
„Ich hatte das Gefühl, da könnte noch mehr getan werden“, lautet ihre Haltung, die nicht bei allen Kollegen auf Gegenliebe stößt, ihre Vorgesetzten aber überzeugt. „Wir haben sie schon nach wenigen Monaten zur Senior Managerin befördert“, sagt Chris Stirling, der damals bei KPMG die Chemieindustrie auf europäischer Ebene verantwortete. „Normalerweise dauert das mindestens ein Jahr, aber sie hatte das Talent und keine Angst vor großen Namen.“
"Vorbereitung ist alles"
So ruft sie auf der Suche nach dem nächsten großen Auftrag einfach im Vorstandsbüro eines großen Schweizer Chemieunternehmens an und verlangt erfolgreich einen Termin mit dem Vorstandsvorsitzenden. „Ein Nein hab ich schon, ein Ja kann ich noch kriegen“, kommentiert Glang ihren Anruf in der Chefetage. Mit Erfolg: Glang überzeugt den CEO und gewinnt ihn als neuen Kunden.
„Vorbereitung ist alles“, fasst Glang ihre Strategie zusammen. Bevor sie Gesprächspartner angeht, analysiert sie das Unternehmen, findet heraus, mit welchen Problemen sich ihr Gegenüber beschäftigt, welche Lösung sie anbieten kann und wie sie am besten auf die Menschen zugeht. Da greift die Frau, im Zeitalter von Computer und E-Mail aufgewachsen, schon mal zu Füllfederhalter und Briefpapier, um älteren Vorständen in konservativen Unternehmen die Ernsthaftigkeit ihres Anliegens zu demonstrieren.
Schnell landet sie im KPMG-Förderprogramm für die 30 talentiertesten Frauen in der europäischen Belegschaft, ihre Karriere in einem global präsenten Unternehmen ist vorgezeichnet – und doch wechselt sie. Ihr Ziel: der Industrielackehersteller Becker, ein Familienunternehmen mit mehr als 100 Jahren Tradition. Ihre Aufgabe: die erste globale Strategie für den Mittelständler entwickeln.
„Großkonzern, Beratung, Marketing, Vertrieb – ich hatte bis dahin schon viel gemacht“, begründet Glang den Wechsel. „Diese strategische Aufgabe bei einem weltweit agierenden Mittelständler war ein herausfordernder, nächster Karriereschritt.“
So viele Frauen fehlen in den Aufsichtsräten bei einer Frauenquote von 30 Prozent
Mitgliederzahl: 20
Frauen auf Arbeitnehmerseite: 2
Frauen auf Anteilseignerseite: 2
Männer die für die 30-Prozent-Quote weichen müssten: 1 je Seite
Aufsichtsräte der Dax 30, die unter das Quotengesetz fallen würden
Quelle: Hans- Böckler-Stiftung, eigene Recherche
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Eigene Vorstellungen klar kommunizieren, die größten Herausforderungen annehmen: Das hält Glang seit Kindesbeinen so. Etwa, als sie sich mit elf Jahren in den Kopf setzt, mit Springreiten anzufangen. „Damals haben mir viele Leute gesagt, ich sei zu alt für eine Sportkarriere“, sagt Glang. „Das hat mich zusätzlich angespornt.“
Sie trainiert täglich, analysiert mit ihrem Trainer anhand von Videoaufnahmen, was sie besser machen kann, nimmt jedes Wochenende an einem Turnier teil. Schafft es bis in den Nationalkader. Kurz: „Die schönste Kindheit, die ich mir vorstellen kann.“
Ehrgeiz, der sie bis heute trägt: Fünf Programme für Top-Manager hat sie berufsbegleitend an der französischen Managementschmiede Insead absolviert – das letzte zum Thema Risikokapital – Basis ihres jüngsten Karriereschritts.
„Neue Aufgaben sind das schönste Lob, das man bekommen kann“, sagt Glang. Auch ihre nächsten, möglichen Karriereschritte bespricht sie bereits mit ihren Vorgesetzten.
„Ich sehe Gloria Glang in einigen Jahren in einem Vorstand, egal, ob bei PPG oder woanders“, sagt Personalberater Thorborg. „Sie ist keine, die bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag wartet.“