Überzeugungsarbeit So lassen sich Meinungen ändern

Die Meinungen anderer Menschen zu ändern, ist eine Mammutaufgabe – das gilt, je tiefer eine Einstellung verwurzelt ist. Dabei ist es wichtig, Verständnis für den Anderen zu zeigen und nicht gleich mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. So beißen Sie nicht auf Granit.

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Haben Menschen also einmal eine Meinung gebildet, ist es schwer diese zu ändern. Quelle: Fotolia

Bei Vollmond kommen viel mehr Kinder zur Welt als in anderen Nächten – sagen zumindest viele Hebammen.  An Neumond sollen Geburten wiederum sehr selten sein. Obwohl Studien zeigen, dass es keinen Zusammenhang zwischen Mondphasen und Geburtenraten gibt, halten Hebammen an diesem Glauben fest. Schließlich sehen sie jede geburtenreiche Vollmondnacht als Bestätigung der eigentlich haltlosen Hypothese.

Viele solche „Ammenmärchen“ geistern herum. Sie halten sich hartnäckig in den Köpfen der Menschen – weil diese stets auf Ereignisse achten, die sie bestätigen. Die Psychologie bezeichnet dieses Phänomen als „Confirmation Bias“ („Bestätigungsfehler“). Haben Menschen also einmal eine Meinung gebildet, ist es schwer diese zu ändern – obwohl es für unser Zusammenleben immer wieder nötig ist, andere zu überzeugen und auch mal seine eigene Haltung aufzugeben.

Wie man Debatten gewinnt
Zwei Personen sitzen an einem Rednerpult Quelle: Fotolia
Ein Schild weist auf einen Kreisverkehr hin Quelle: Fotolia
Eine Frau und ein Mann im Gespräch Quelle: Fotolia
Ein wütender Mann ballt die Fäuste Quelle: Fotolia
Zwei Männer betrachten ein Flip-Chart Quelle: Fotolia
Ein Mann hält den Daumen nach oben Quelle: Fotolia
Ein Mann hält die Hand als Stop-Symbol nach oben Quelle: Fotolia

Karrierecoach Martina Bandoly weiß aus Erfahrung: „Wenn es um Werthaltungen geht, lassen sich Menschen durch Sachargumente nicht vom Gegenteil überzeugen.“ Doch auch dieses Festhalten an Grundeinstellungen, die unser Handeln bestimmen, hat eine notwendige Funktion: „Wenn wir jede Situation neu analysieren und definieren müssten, dann gäbe es die Menschheit längst nicht mehr.“

Im Berufsleben müssen jedoch meist keine ganzen Weltbilder umgestürzt werden, sondern meist geht es um Kleinigkeiten. „Nehmen wir als Beispiel eine Excel-Tabelle, die man gemacht hat und die dem Chef oder einem Teamkollegen nicht gefällt“, sagt Bandoly. „Man muss herausfinden, was sie genau kritisieren, und nicht gleich, wie ein aufdringlicher Autoverkäufer mit den Vorteilen herausplatzen.“ Denn letztlich bewegen den Gegenüber nur ganz bestimmte Argumente.

„Ein guter Autoverkäufer fragt erst nach, was seinen Kunden wichtig ist.  Ob das Auto farblich zu einem Kunden passt oder ob die Frauen darauf fliegen, ist irrelevant, wenn für den Kunden nur zählt, dass es sparsam ist.“ Daher gilt es auch bei anderen Dingen im Leben, erst einfühlsam auf den Gegenüber einzugehen.

Dabei erscheint ein Projekt außerdem unter neuen Gesichtspunkten. So kommen Haken zum Vorschein, die einem vorher nicht aufgefallen sind oder die man als unwichtig erachtet hat. Doch selbst, wenn die Argumente des Gegenübers Quatsch sind, sollte man trotzdem darauf eingehen. Das gilt vor allem, wenn diese Person in einer höheren Position ist. „Man muss in einem empathischen und wertschätzenden Gespräch immer wieder die Meinung des Anderen in neuen Worten wiederholen und darauf eingehen“, sagt Martina Bandoly.

Missionare für den Irrglauben

Die zehn Karrierekiller bei der Kommunikation
Wer beruflich aufsteigen will, muss das auch signalisieren. Denn Talent allein reicht nicht, auch die Kommunikation der Qualitäten und Ambitionen ist zentral. Dies hat eine Umfrage des New Yorker Center for Talent Innovation unter 4.000 Fachkräften mit Hochschulabschluss und 268 Führungspersönlichkeiten ergeben. Die Studie zeigt die zehn größten Kommunikationsfehler für die Karriere auf.Platz 10: Gekicher und Schrillheit Zu viel Gekicher und Lachen, lässt laut den Studienteilnehmern Frauen schlecht da stehen – und eine zu schrille Stimme Männer. Ein angemessenes Lachen und der richtige Tonfall wird von Führungspersonen erwartet. Gerade eine hohe Stimme wirkt zu emotional und lässt Zuhörer den Faden verlieren. Quelle: fotolia.com
Platz 9: GefaselDie Argumente können noch so gut sein – wer sie nicht knapp und prägnant vertreten kann hinterlässt einen schlechten Eindruck. Ausschweifende Erklärungen und Gerede lassen die Standpunkte viel schwächer erscheinen. Wer wiederum knackig überzeugen kann, hat auch das Zeug zum Chef. Mögen die Argumente inhaltlich noch so schwach sein – auf ihre Kommunikation kommt es an. Quelle: fotolia.com
Platz 8: Augenkontakt meidenWer seinem Kollegen oder Geschäftspartner nicht in die Augen schaut, hinterlässt einen schlechten Eindruck. Es zeigt, dass man nicht interessiert, etwas zu verbergen hat oder sogar lügt – alles Eigenschaften, die einem beim Karriereaufstieg nicht weiter bringen. Quelle: fotolia.com
Platz 7: Ablenkungen suchenEine Führungskraft soll Aufmerksamkeit und Interesse zeigen – für sein Projekt, die Konferenz, die Rede oder das Gespräch. Wer jedoch im Meeting auf dem Handy rumspielt, im Gespräch Fussel auf dem Pulli sucht oder seine Nägel begutachtet, gibt der Umwelt den Eindruck, sie nicht ernst zu nehmen. Quelle: fotolia.com
Platz 6: FlirtenEs kann ein Späßchen sein, ein ernster Annäherungsversuch, oder ein Mittel sich beim Vorgesetzten oder Geschäftspartner beliebt machen zu wollen – in jedem Fall ist Flirten in der Wirtschaftswelt unangebracht und untergräbt das professionelle Ansehen des Charmeurs. Quelle: fotolia.com
Platz 5: FluchenZu fluchen, ist generell die falsche Kommunikationsart – doch gerade bei Führungspersönlichkeiten, die ein Unternehmen repräsentieren,  sind Schimpfworte besonders unangebracht.   Quelle: fotolia.com
Platz 4: Keine ManierenChef sein verpflichtet: Führungspersönlichkeiten müssen sich entsprechend zu benehmen wissen. Zu den Erwartungen, die an eine hohe Position geknüpft sind, gehört eine ausgewählte Ausdrucksweise, Intellektualität, Höflichkeit und Würde. Quelle: fotolia.com

Das weckt positive Emotionen, die für die Überzeugungskraft von hoher Bedeutung sind. Wenn jemand auf die Kritikpunkte seines Gegenübers eingeht, dann fühlt dieser sich verstanden und wertgeschätzt. Und dieses angenehme Gefühl sorgt für ein Wohlwollen – und ein Entgegenkommen.

Allerdings müssen sich Menschen im Klaren sein, dass Menschen ihre Meinung oder ihr Projekt bei so einem einverständlichen Argumentieren nur mit Abstrichen durchdrücken können. Das ist jedoch besser als es ganz im Papierkorb verschwinden zu lassen – beispielsweise weil man mit dem Kopf durch die Wand wollte. „Hundert Prozent bekomme ich nur durch, wenn ich der Chef bin“, sagt Bandoly. „Doch nur weil meine Untergebenen dann folgen, heißt das nicht, dass sie überzeugt sind.“ Im Gegenteil: Sie sind frustriert.

Manche Menschen lassen sich nie überzeugen – selbst, wenn sie Haus und Hof wegen ihrer Haltung verlieren. Dass Menschen wegen all dem, was sie schon verloren haben, erst recht an ihrem Glaubenssatz festhalten, zeigt ein Beispiel aus den 1950er Jahren. Damals prophezeite die Hausfrau Marion Keech aus Chicago, dass Außerirdische die Menschheit am 20. Dezember 1954 vernichten wollten. Lediglich die Mitglieder ihrer Sekte würden durch ein Raumschiff gerettet.

Am angeblichen Weltuntergangstag kamen allerdings weder Ufo, noch Sintflut – und die Mitglieder wurden ungeduldig. Schließlich verkündete Marion Keech, dass die Außerirdischen wegen des festen Glaubens der Sekte die Erde doch verschonen würden. Die angebliche Prophezeihung hatte sich offensichtlich als Märchen entpuppt.

Jene Anhänger, die an ihrem bürgerlichen Leben festgehalten haben, verließen die Sekte. Jene, die ihre Jobs und ihr Eigentum aufgegeben haben, glaubten nun um so mehr an ihre Anführerin. Und wurden sogar Missionare für den Irrglauben.

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