Home Office Heimarbeiter werden fleißiger

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Die Schwachen wollen ins Büro

Die Teilnehmer, die im Büro bleiben mussten (obwohl sie sich zur Heimarbeit gemeldet hatten), arbeiteten zwar nicht weniger effizient als zuvor, aber weniger effizient als die Heimarbeiter. Vor allem blieb bei ihnen die Fluktuation, also die Zahl der Kündigungen, etwa gleich hoch, während sie bei den Heimarbeitern um rund die Hälfte zurückging. In einer begleitenden psychologischen Befragung zeigten sie sich außerdem deutlich zufriedener mit der Arbeit und weniger erschöpft.  

Nach dem Feldversuch war die Führung von Ctrip so beeindruckt vom eindeutig positiven Ergebnis, dass sie beschloss, der gesamten Belegschaft Heimarbeit zu ermöglichen.

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Überraschend war allerdings, dass die Hälfte der versuchsweisen Heimarbeiter nach Ende des Versuchs lieber wieder im Büro arbeiten wollte. Von der Kontrollgruppe entscheiden sich drei Viertel weiter im Büro zu arbeiten. Die meisten begründeten dies damit, dass sie sich zuhause zu einsam fühlten. Außerdem zeigte sich, dass tendenziell die besonders leistungsfähigen, motivierten Angestellten Heimarbeit wählten. Sie trauen sich offensichtlich zu, den Verlockungen des Fernsehers oder Kühlschranks zuahuse eher widerstehen zu können, während die weniger Motivierten sich offenbar vor ihrer eigenen Ablenkbarkeit fürchten – und daher lieber im Büro bleiben.

„Dieses unerwartete Ergebnis macht deutlich, dass vor der Einführung solcher Managemententscheidungen ihre Folgen unklar bleiben, sowohl für Angestellte als auch für Manager“, schreiben Bloom und Roberts. Das sei auch ein Grund dafür, dass Unternehmen solche Entscheidungen nur sehr zögerlich träfen.

Roberts und Bloom wollen die Ergebnisse des Feldversuchs nicht generalisieren. Der Call-Center von Ctrip sei kaum mit anderen Büro-Arbeitsplätzen gleichzusetzen. Nicht nur ist die Arbeitsleistung leicht mess- und kontrollierbar, auch besteht kaum Notwendigkeit für Zusammenarbeit mit den Kollegen. Auch Innovationen werden von den Call-Center-Mitarbeitern nicht erwartet.  

“Wir raten Unternehmen, zumindest offen dafür zu sein, dass Angestellte gelegentlich zuhause arbeiten, um ihnen zu erlauben, sich auf individuelle Projekte und Ziele zu konzentrieren“, schreiben Bloom und Roberts. Und Marissa Mayer von Yahoo empfehlen beide explizit, der Heimarbeit eine zweite Chance zu geben. „Das ist entscheidend, um wichtige Angestellte zu halten und zu motivieren, und es ist ein essentieller Teil des Büros des 21. Jahrhunderts.“

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