Fondsindustrie Anbieter schließen Dach-Hedge-Fonds

Die Finanzkrise und schlechte Performance bedrohen ganze Segmente der Fondsindustrie. In Deutschland schließen reihenweise Gesellschaften ihre Dach-Hedge-Fonds. Auch große deutsche Fondshäuser sind betroffen - die Krise könnte den Niedergang des Dachfonds-Segments einleiten.

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Unter den deutschen Fondshäusern bleibt nur noch die Sparkassen-Tochter Deka als Anbieter übrig. Quelle: dpa

FRANKFURT. So kündigten die Deutsche-Bank-Tochter DWS und die genossenschaftlichen Union Investment jüngst an, ihre Dach-Hedge-Fonds aufzulösen. Damit verschwinden weitere drei Hedge-Fonds-Produkte großer Fondsanbieter.

Deka und DWS folgen zahlreichen Anbietern, die ihre Dach-Hedge-Fonds bereits aufgegeben haben, darunter Allianz Global Investors, Cominvest, Pioneer und UBS. Unter den großen deutschen Fondshäusern bleibt nur die Sparkassen-Tochter Deka als Anbieter übrig. Dort gibt es nach eigener Aussage keine Pläne, den 93 Mio. Euro schweren Dach-Hedge-Fonds zu liquidieren. Insgesamt existieren am deutschen Markt noch rund ein Dutzend Produkte, die gut 400 Mio. Euro verwalten. Vor gut einem Jahr steckte nach Angaben des Fondsverbands BVI in 22 Fonds noch gut doppelt so viel Kapital. Zum Vergleich: Die Fondsbranche verwaltet in Deutschland insgesamt mehr als eine Billion Euro.

Dach-Hedge-Fonds gibt es in Deutschland erst seit etwa fünf Jahren. Wie andere Dachfonds investieren auch sie in verschiedene Einzelfonds, um das Risiko zu streuen.

"Die Dach-Hedge-Fonds waren ein paar Jahre auf der Teststrecke und haben ihre Erwartungen nicht erfüllt", sagt Matthias Koss von der Fondsberatung Fonds Advice. Die jüngsten Liquidationen zeigten einen "strategischen Schwenk weg von diesen Fonds", sagt er. "Die Manager der Dach-Hedge-Fonds haben auf größere Varianten bei den Anlagestrategien gehofft", sagt auch Jan Altmann von der Fondsberatung 4assetmanagement. "Die meisten Investments waren nicht glücklich", sagt er.

Das Dachfonds-Segment litt im vergangenen Jahr mit den Hedge-Fonds, deren Manager Mühe hatten, einträgliche Strategien zu finden. Anleger zogen Kapital in Milliarden-Dollar-Höhe ab, das traf auch die Dachfonds. Union Investment löste deshalb Anfang Januar zwei Produkte für institutionelle und private Anleger auf, da die Finanzmarktkrise Hedge-Fonds in Mitleidenschaft gezogen habe, wie es bei Union heißt. Beide Fonds verloren im vergangenen Jahr über 30 Prozent im Wert; das war um die Hälfte mehr als weltweite Hedge-Fonds-Indizes einbüßten. Für Union Investment haben "viele Strategien nicht mehr funktioniert", was das Haus "aufgrund der Marktlage zu der strategischen Entscheidung gegen Dach-Hedge-Fonds" bewegte.

Die DWS, die ihren Dach-Hedge-Fonds mit einem Vermögen von rund sechs Mio. Euro zum 1. Mai auflösen will, nennt zwei Gründe dafür: Erstens "ist es wegen der hierzulande restriktiven Rahmenbedingungen schwer, Fonds zu finden, in die Dach-Hedge-Fonds investieren können", sagt eine Sprecherin. Zweitens gebe es keine kritische Masse, da die Akzeptanz von Privatanlegern fehle, sagt sie. Der Fonds hat 2008 gut sechs Prozent an Wert eingebüßt.

Der Niedergang der Dach-Hedge-Fonds in Deutschland muss aber kein endgültiges Aus bedeuten, meinen Experten. "Fondsanbieter sind pragmatisch", sagt Koss. Nach einiger Zeit - bei günstigeren Marktbedingungen - könne die Kategorie durchaus wiederbelebt werden, sagt der Berater von Fonds Advice. In der Zwischenzeit füllen Anbieter der börsengehandelten, passiven Fonds (ETF) die Lücke. Privatanleger können über sie weiterhin an Hedge-Fonds-Strategien teilhaben. So plant die ETF-Tochter der Deutschen Bank, dbxTracker, im Februar einen börsengehandelten, passiv gemanagten Fonds auf verschiedene Hedge-Fonds-Indizes auf den Markt zu bringen.

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