Immobilienfonds Aufschwung für Londoner Immobilien

Ausländische Investoren sorgen für eine Trendwende bei Londoner Büroimmobilien. Deutsche Fondsanbieter sind vorne dabei.

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Finanzviertel in London: Die Quelle: REUTERS

In der Londoner City genießen die Banker das sonnige Herbstwetter mit einem Bier vor dem Pub, die Tische der Straßencafés sind mittags voll besetzt. Im Finanzviertel ist die gedrückte Stimmung der vergangenen Monate verflogen. Und auch am Immobilienmarkt gibt es Zeichen der Hoffnung.

„Krise? Welche Krise?“, scherzt Ralph Petersdorff, Leiter Fondsmanagement Immobilien bei der Hamburger Hansainvest, wenn er auf den Londoner Markt angesprochen wird. Denn während die Lage im Bewusstsein der Öffentlichkeit immer noch schlecht ist, sind Profi-Investoren längst wieder an der Themse aktiv.

So kaufte die Hansainvest, eine Tochter des Versicherers Signal Iduna, bereits mitten in der Krise im März 2008 für umgerechnet 200 Millionen Euro ein Norman-Foster-Bürogebäude in London, später auch Objekte in Manchester und Leicester. „Damals haben fast alle deutschen Fondsgesellschaften eher verkauft, aber wir haben in Großbritannien bewusst eine antizyklische Strategie gefahren“, begründet Petersdorff den frühen Einstieg. Wobei er einräumt, ein paar Monate später wäre es womöglich noch etwas günstiger gewesen: „Aber wichtig ist, beim Renditeanstieg dabei zu sein.“

Preise in London um rund 40 Prozent gefallen

Denn zwei Gründe machen London vor allem aus Sicht ausländischer Käufer wieder interessant: Seit dem Absturz des überhitzten Immobilienmarkts mit dem Beginn der Finanzkrise im Sommer 2007 sind die Preise um rund 40 Prozent gefallen, sodass viele Objekte jetzt extrem günstig zu haben sind. Gleichzeitig hat das Pfund gegenüber dem Euro rund 30 Prozent an Wert verloren. Es locken attraktive Ankaufsrenditen, das ist das Verhältnis der erzielten Netto-Kaltmiete zum gezahlten Kaufpreis. Seit Beginn der Krise sackten die Mieten auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren, die Leerstandsquote kletterte vom dritten Quartal 2007 bis Juni 2009 von 4,9 auf 12,4 Prozent.

Trotzdem glauben Experten an eine Trendwende. Sie befürchten bei den Preisen in der Londoner City und im Büroviertel Canary Wharf in den Docklands keinen weiteren drastischen Verfall. „Bei einem Zeithorizont von zehn Jahren können beim heutigen Einstieg zehn Prozent Rendite möglich sein“, sagt Tony McGough, Analyst beim Immobilienmakler und -Berater DTZ in London.

Internationale Investoren wagen den Einstieg

Ein Engagement an der Themse ist zwar noch nicht ohne Risiken. Anders als in Deutschland lässt die konjunkturelle Erholung länger auf sich warten, die Arbeitslosigkeit steigt, im Finanzsektor wurden fast 70.000 Stellen abgebaut. Zudem können neue Mieter derzeit noch aggressive Rabatte aushandeln.

Dennoch wagte bereits eine Reihe internationaler Investoren den Einstieg. Was auch daran liegen dürfte, dass die weltweite Finanzkrise einige andere Anlageklassen unattraktiv gemacht hat. „Mehr als 70 Prozent aller Käufer kamen in diesem Jahr aus dem Ausland“, sagt Martin Davis, der für DTZ den britischen Immobilienmarkt analysiert. Deutsche gehörten nach dem Preiseinbruch zu den ersten Schnäppchenjägern. 2008 kauften laut DTZ deutsche Fonds in Zentrallondon Büroimmobilien im Wert von insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro – fast ein Sechstel aller Transaktionen.

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