Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

Wie Anleger von den Absatz- und Umsatzrekorden des Autobauers BMW sowie Agraraktien profitieren. Aktien, Anleihen und Fonds für die private Geldanlage.

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Fertigung bei BMW Quelle: dpa

Aktientipp - BMW: Bald zwei Millionen neue BMWs pro Jahr

Nach starken Zahlen zum dritten Quartal (Umsatz plus 14 Prozent, Nettogewinn plus 16 Prozent) steuert BMW in diesem Jahr auf neue Bestwerte zu. Der – besonders im Vergleich zum Konkurrenten Daimler – überraschend robuste Geschäftsverlauf macht das BMW-Papier zu einem der Favoriten für die nächsten Monate. Darüber hinaus zeigt BMW im langfristigen Vergleich Stärke, die Aktie wird so zum Basisinvestment.

BMW wird in diesem Jahr rund 75 Milliarden Euro Umsatz erzielen, fast doppelt so viel wie vor zehn und fast fünfmal so viel wie vor 20 Jahren. In den Krisenjahren 2008 und 2009 kam es zwar zu leichten Rücksetzern, der lange Trend aber zeigt stabil nach oben.

Mehr noch: In der gleichen Zeit hat BMW die Profitabilität sogar dauerhaft ausgebaut. Offensichtlich funktioniert die Strategie, sich mit den Marken BMW, Mini und Rolls-Royce sowie mit den Motorrädern auf das jeweilige Hochpreissegment zu konzentrieren. Nachdem die Bayern in den ersten neun Monaten dieses Jahres netto knapp vier Milliarden Euro verdient haben, sind bis Jahresende fünf Milliarden Euro kein Problem. Schon das wären mehr als 6,5 Prozent Marge vom Umsatz. Zum Vergleich: In den Neunzigern pendelten die Renditen nur um zwei Prozent. Kein Wunder, dass sich bei solchen Einnahmen das Eigenkapital in den vergangenen zwei Jahrzehnten verachtfacht hat.

Kursverlauf der BMW-Aktie

Mit dieser Substanz hat BMW reichlich Reserven, etwa für Entwicklung und Bau neuer Elektroautos, die ab 2013 auf den Markt kommen sollen, oder für ein Werk in Brasilien, das 2014 mit der Produktion beginnen könnte. Mit sechs Prozent jährlichem Wachstum gehört das Land zu den wichtigen Zukunftsmärkten der Branche.

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Noch stärker ist China. BMW wird hier in diesem Jahr ein Drittel mehr Fahrzeuge verkaufen. 18 Prozent aller BMWs werden mittlerweile in China abgesetzt – mehr als in Deutschland. Ebenfalls zweistellige Zuwachsraten sind in Russland und Indien in Sicht. In den USA und Japan ist nach den schweren Krisen der vergangenen Jahre ein Nachholeffekt bemerkbar. Insgesamt dürften die Bayern in diesem Jahr fast 1,8 Millionen Autos verkaufen – Rekord. Bis 2016 will BMW zwei Millionen Fahrzeuge pro Jahr absetzen; gut möglich, dass die Münchner das früher schaffen.

Aktientipp - Syngenta: Ohne Investitionen wird die Welt nicht satt

Schon seit Jahren wächst die Agrarproduktion langsamer als die Weltbevölkerung. Abzulesen ist das an den Lagerbeständen, die bei vielen Agrargütern auf einem kritischen Niveau angelangt sind. Das ist der Hauptgrund, warum die Agrarpreise so stark auf witterungsbedingte Ernteausfälle in wichtigen Anbauregionen reagieren.

Nach Prognosen der Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) muss die landwirtschaftliche Produktion bis 2050 um durchschnittlich 1,3 Prozent pro Jahr zulegen, um die Nachfrage der wachsenden Weltbevölkerung zu decken. Gelingen wird dies nur, indem mehr Flächen erschlossen und die Erträge auf den vorhandenen Flächen gesteigert werden. Fruchtbare Landreserven müssen dazu kultiviert werden, etwa Gebiete südlich der Sahelzone, in Lateinamerika und in Osteuropa.

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Die Steigerung der Erträge auf vorhandenen Flächen wiederum erfordert in den nächsten Jahren massive Investitionen in die Landwirtschaft. Wer Aktien von Unternehmen kauft, die entlang der Wertschöpfungskette der Landwirtschaft angesiedelt sind, spielt nicht mit dem Hunger der Welt, sondern investiert in Unternehmen, die helfen, Ernteerträge zu steigern. Das trifft prinzipiell auch zu für Agrochemiekonzerne. Auch abseits von gentechnisch veränderten Kulturpflanzen, deren Vorteile noch nicht bewiesen sind, sorgen ihre Produkte für reichere Ernten bei den Bauern.

Kursverlauf der Syngenta-Aktie

Es gibt nur noch vier bedeutende Pflanzenschutz- und Saatguthersteller auf der Welt: Neben Monsanto und den Agrochemiesparten von Bayer und DuPont zählt dazu Syngenta aus der Schweiz. Der an der Börse mit gut 37 Milliarden Dollar bewertete Konzern steigerte den Umsatz nach neun Monaten 2012 um sechs Prozent auf rund elf Milliarden Dollar. Davon entfielen etwa drei Viertel auf Pflanzenschutzprodukte, ein Viertel war gezielt gezüchtetes Saatgut. Die Schweizer, die traditionell in der US-Währung bilanzieren, sind nicht immun gegen eine Rezession, aber wesentlich resistenter als Vertreter aus der klassischen Chemie. Das relativiert die optisch hohe Gewinnbewertung des solide finanzierten Konzerns. Die Aktie bietet 2,4 Prozent Rendite. Der Kurs bewegt sich in einen langfristig stabilen Aufwärtstrend.

Aktientipp - Gildemeister: Gewinn-Maschine mit doppelter Kraft

Überraschend hohe 1,4 Milliarden Euro Umsatz schaffte Maschinenbauer Gildemeister in den ersten neun Monaten 2012. Der bisherige Jahresrekord (1,9 Milliarden Euro 2007) dürfte bald übertroffen werden. Innerhalb eines Jahrzehnts hätte der Bielefelder Spezialist für Werkzeugmaschinen sein Geschäftsvolumen verdoppelt. Das zeigt, dass selbst Unternehmen aus konjunktursensiblen Branchen langfristig deutlich zulegen können – zum Vorteil der Anleger: Gildemeister-Aktien zählen derzeit zu den aussichtsreichsten Papieren der Maschinenbaubranche.

Kursverlauf der Gildemeister-Aktie

Gildemeister profitiert insbesondere von der Zusammenarbeit mit dem japanischen Maschinenbaukonzern Mori Seiki. Allein in diesem Jahr dürften Aufträge über 350 Millionen Euro auf Vertrieb und Wartung von Mori-Seiki-Maschinen hierzulande entfallen. Gildemeister hat über Mori Seiki auch einen besseren Zugang zu den asiatischen und amerikanischen Märkten. Im Konzern stammen fast zwei Drittel der Aufträge aus dem internationalen Geschäft. Knapp 50 Millionen Euro Nettogewinn im ersten Dreivierteljahr (plus 74 Prozent) zeigen, dass die Marge stimmt. Die Zielvorgabe, bis Jahresende 75 Millionen Euro Reingewinn, dürfte kein Problem sein.

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Mori Seiki hält 20,1 Prozent der Gildemeister-Aktien, die Westfalen haben 5,1 Prozent an Mori. Eine Fusion dürfte angesichts der führenden Marktstellung der Partner die Wettbewerbshüter auf den Plan rufen. Das aber hindert beide nicht daran, operativ eng zusammenzuarbeiten: Vor Kurzem stellten beide erstmals eine gemeinsam entwickelte Fräsmaschine vor.

Anleihetipp - Wienerberger: Guter Ton mit Plastik

In Ghana bekam Pipelife einen 20-Millionen-Auftrag über die Lieferung von Kunststoffrohren, in Marokko steht der Bau einer 23 Kilometer langen Wasserleitung auf dem Plan. Pipelife, einer der führenden Hersteller von Rohren aus Kunststoff, dürfte in diesem Jahr den Umsatz um sechs Prozent auf rund 850 Millionen Euro steigern, daraus zehn Prozent operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (Ebitda) holen – und wesentlich zur Stabilisierung der Geschäfte von Wienerberger beitragen.

Wienerberger, der größte Ziegelhersteller der Welt, hat Pipelife im Frühjahr gekauft. Die Österreicher ergänzen damit ihr klassisches Geschäft mit Produkten aus Ton um Kunststoff und werden weniger abhängig vom Hausbaumarkt. In Deutschland legt der Markt für neue Häuser zwar zu, in diesem Jahr wahrscheinlich um zwei Prozent; positiv sind die Aussichten auch in den USA, in Indien und in Russland. Allerdings, schrumpft der Markt in den für Wienerberger wichtigen Ländern Frankreich und Italien. Insgesamt dürfte Wienerberger seinen bisherigen Jahresumsatz (gut zwei Milliarden Euro) halten. Da der Pipelife-Umsatz erst ab Juni einfließt, dürften 2012 dann insgesamt an die 2,5 Milliarden Euro Geschäftsvolumen bleiben. Ab 2013, mit der vollen Einbeziehung von Pipelife, sind 2,8 Milliarden Euro oder mehr in Sicht.

Anleihe-Info: Wienerberger
Kurs (in Prozent) 103,65
Kupon (in Prozent) 4,875
Rendite (in Prozent) 2,59
Laufzeit bis 7. Juli 2014
WährungEuro
ISINAT0000A0H999

Bei den Gewinnen sieht es in diesem Jahr schlechter aus. Die rückläufigen Mengen im europäischen Wand- und Dachziegelgeschäft führen zu einer geringeren Auslastung wichtiger Werke. Das erhöht die Kosten. Nach 259 Millionen Euro operativem Gewinn (Ebitda) im Vorjahr werden es wahrscheinlich 2012 nur 230 Millionen Euro. Da mit dem Kauf von Pipelife die Nettoschulden zum Halbjahr auf 880 Millionen Euro stiegen, fallen auch höhere Zinskosten an. Unterm Strich rutscht Wienerberger in diesem Jahr womöglich in die Verlustzone. 2013, wenn Pipelife voll einfließt, dürften die Österreicher dann den Gewinndreh wieder schaffen.

Fünf Zertifikate für weltweite Anlagetrends

Trotz einer vorübergehenden operativen Schwäche ist Wienerberger solide finanziert. Die Nettoschulden sollen bis Jahresende verringert werden, dazu stehen in den Büchern 2,5 Milliarden Euro Eigenkapital, 55 Prozent der Bilanzsumme. Standard & Poor’s bewertet Wienerberger mit BB bei stabilem Ausblick (zweitbeste Note im spekulativen Bereich).

Wienerberger-Anleihen (gesamter Nennwert 250 Millionen Euro) sind eine Anlage zur mittelfristigen Überbrückung – bis das allgemeine Zinsniveau womöglich wieder etwas höher ist.

Fondstipp - Spängler Quality Growth Europe: Billige Klamotten und teure Medikamente

Fondstipp - Spängler Quality Growth Europe: Billige Klamotten und teure Medikamente

Comgest-Fondsmanager Laurent Dobler hält wenig von Portfolios mit einer Vielzahl von Einzelwerten: „Uns reichen etwa 30 Titel aus dem europäischen Aktienmarkt.“ Nur so sei gewährleistet, dass das Fondsmanagement die Unternehmen gründlich analysieren könne. Dobler und sein Team bevorzugen dabei Unternehmen, die ihr Geld in Märkten mit hohen Eintrittsbarrieren verdienen. Dazu gehöre beispielsweise der französische Brillenglashersteller Essilor.

Die Franzosen seien fünf Mal größer als der wichtigste Wettbewerber Hoya aus Japan und daher in der Lage, deutlich mehr Geld in die Forschung zu stecken als die Konkurrenz. Zuletzt habe Essilor beispielsweise neue Beschichtungen zum Schutz gegen UV-Strahlen für transparente Brillengläser entwickelt. Das rasante Wachstum, unter anderem in China, trieb den Kurs so stark, dass Essilor im Juni in den Euro Stoxx 50, den wichtigsten europäischen Aktienindex, aufrücken durfte.

Kursverlauf Spängler Quality Growth Europe

Hohe Eintrittsbarrieren für Wettbewerber sieht Dobler beim deutschen Softwarehersteller SAP. Dessen Kunden seien über Jahre von verbesserter Unternehmenssoftware abhängig. Viele Unternehmen zögerten, den Anbieter zu wechseln, weil dies mit hohem organisatorischem Aufwand verbunden sei.

Fonds-Gebühren im Überblick

Dobler und seine Kollegen schätzen Unternehmen, deren Gewinnaussichten sich relativ gut vorhersagen lassen. Sie meiden daher Industrie- und Finanzwerte, deren Gewinn von Jahr zu Jahr stark schwanken kann. Stattdessen investieren sie lieber in weitgehend konjunkturunempfindliche Aktien, beispielsweise die der schwedischen Bekleidungskette H&M. „Krisenbedingt haben viele Europäer weniger Geld im Portemonnaie, davon profitieren Modediscounter“, sagt Dobler.

Das Comgest-Fondsmanagement verzichte darauf, kurzfristig immer Aktien zu kaufen, die gerade in Mode sind. Er setze auf Langfristtrends, beispielsweise darauf, dass der Anteil älterer Menschen an der Weltbevölkerung steigt. Von der Vergreisung profitiere etwa der Pharmakonzern Novo Nordisk, der Diabetes-Medikamente herstellt. In den ersten neun Monaten dieses Jahres verkauften die Dänen 22 Prozent mehr Diabetes-Medikamente als im Vorjahreszeitraum.

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