Schöner Schmuck ist zu jeder Zeit gefragt. Lange galt das auch für Schmuckaktien. Die Aktie des deutschen Modeschmuckanbieters Bijou Brigitte etwa verhundertfachte sich von 1997 bis 2006, Papiere des weltweit wohl bekanntesten Schmuckunternehmens Tiffany & Co. kletterten im selben Zeitraum von 10 auf 54 Dollar.
Doch mit dem Ausbruch der Finanzkrise ging es nach unten. Ein Käuferstreik ließ den weltweiten Umsatz der Schmuckbranche 2009 um zehn Prozent einbrechen. Anleger reagierten mit zum Teil panikartigen Verkäufen. Der Kurs von Signet Jewelers, der größten Juwelierkette in den USA und Großbritannien, fiel zwischen Mai 2007 und Februar 2009 von 52 Dollar auf 6 Dollar.
Hilflos bei Konjunktureinbruch
Anleger bestraften die Branche, weil sie auf den Konjunktureinbruch meist hilflos reagierte. Die Strategien waren auf Wachstum ausgelegt, Absatzpotenziale wurden zum Teil zu optimistisch und Modetrends falsch eingeschätzt. Die Kosten waren zu hoch, die Gewinnmargen von Pandora und Bijou Brigitte gerieten unter Druck. Die US-Juwelierkette Zale, von Buchhaltungsfehlern und finanziellem Missmanagement gebeutelt, musste mehrere Jahre Verluste verbuchen und stellt erstmals für 2012 wieder einen Jahresgewinn in Aussicht. Anleger hatten mehr erwartet und quittierten die jüngst veröffentlichten Quartalszahlen mit einem herben Tagesverlust von 30 Prozent.
Rückenwind aus dem Weihnachtsgeschäft
Das ist ernüchternd, weil es in der Branche insgesamt längst wieder besser läuft. 2010 reichte es weltweit bereits für ein kleines Umsatzplus von zwei Prozent, 2011 kletterten die Umsätze sogar um zehn Prozent. 2012 hat die Dynamik zwar nachgelassen, schlecht laufen die Geschäfte aber nicht.
"Die Branche blickt mit leichtem Optimismus in die nahe Zukunft. Wir hoffen auf Rückenwind durch ein gutes Weihnachtsgeschäft", sagt Hauptgeschäftsführer Thilo Brückner vom Bundesverband Schmuck und Uhren. Risikofaktoren bleiben die Schuldenkrise, eine Wachstumsverlangsamung in China und eine Eskalation der Spannungen im Nahen Osten. Schmuck profitiere in gewisser Weise zwar von einer Flucht in Sachwerte bei Krisen, so Brückner, doch unter dem Strich sind die Nachteile größer. Wer sich Sorgen um das Finanzsystem macht, kauft eben keinen Schmuck, sondern Gold.
Es geht wieder aufwärts
Trotz allem aber wächst die Weltwirtschaft, und die Mittelschicht in den Schwellenländern wird ständig stärker. Signet Jewelers ist es gelungen, den Nettogewinn im dritten Quartal von umgerechnet 26 Millionen Euro auf 35 Millionen zu erhöhen. Pandora und Bijou Brigitte sind auch dank der richtig gezogenen Lehren aus den früher begangenen Fehlern dabei, ihre Geschäfte zu stabilisieren. Bijou Brigitte musste zwar wegen lahmer Umsätze in den Krisenländern Südeuropas nach neun Monaten fünf Prozent Umsatz- und 22 Prozent Gewinnminus melden, doch die Börsianer nehmen das inzwischen gelassen, weil der Kurs bereits zurechtgestutzt worden und langsam Licht am Ende des Tunnels zu erkennen ist.
Gute Nachfrage bei Pandora
Bereits die Trendwende zum Besseren vollzogen hat Pandora. Obwohl rund 40 Prozent der Geschäfte im kriselnden Europa erzielt werden, ist es einem neuen Management im dritten Quartal gelungen, den Umsatz um 14 Prozent und den Nettogewinn um elf Prozent zu steigern. Am Tag der Ergebnisvorlage stieg der Kurs des dänischen Schmuckherstellers um rund 20 Prozent.
Die Zweifel, ob das eigene Geschäftsmodell überhaupt noch funktioniert, dürften bei Pandora inzwischen ausgeräumt sein. Ladenbetreiber in Deutschland, den USA und in Touristen-Destinationen wie den Cayman Islands berichten übereinstimmend von einer guten Nachfrage. 2012 sollten ähnlich wie 2011 die Planvorgaben geschlagen werden, heißt es an der Basis.
Dazu passt auch die vom Pandora-Vorstand leicht angehobene Vorgabe zu Jahresumsatz und operativer Gewinnspanne. Zuversichtlich scheinen auch die Verantwortlichen bei Bijou Brigitte zu sein. Zumindest deuten darauf die jüngsten Aktienkäufe von Führungskräften hin. Für den Wert spricht auch die Dividendenrendite von neun Prozent. Ähnlich wie bei Pandora und Signet Jewelers ist zudem bei Bijou Brigitte das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis mit 13 relativ moderat.